Dingi

 

Ursprünglich wurde die Hanse zusammen mit dem 80 PS Williams Tender 285 gekauft. Den gibt es sogar mit 100 PS. Für dieses Teil ist die Heckgarage der Hanse 575 ausgelegt. Das sind jedoch reine Spassboote, die unglaublich beschleunigen und Geschwindigkeiten von mehr als 70 km/h erreichen. Wasserski schleppen ist kein  Problem damit. Doch die Dinger sind zickig. Einmal bin ich damit am Kap Arkona, es war schon spät am Abend und fast schon dunkel, in einen Seegrasteppich geraten. Sofort war die Ansaugöffnung unter dem Boot dicht und der Motor aus. Nach Tauchen war mir nicht, denn das Wasser war noch zu kalt, also hieß es das 300 kg schwere Boot zurück zu paddeln. Ein Notpaddel hatte ich glücklicherweise dabei. Mehr als drei Personen passen auch nicht rein und bei dieser Beladung ist dann auch kein Platz mehr für eine Einkaufstüte. Also nichts für ein Fahrtenschiff.

Ein Dingi ist allerdings der wichtigste Ausrüstungsgegenstand, noch wichtiger als ein Auto am Wohnhaus. Am Ankerplatz hätte man sonst keine Möglichkeit an Land zu kommen und das ist ja das Ziel des Fahrtensegelns überhaupt, andere Plätze, andere Städte und andere Menschen kennenzulernen. Außerdem dient das Dingi als Transportmittel für alle Dinge des täglichen Bedarfs und es macht natürlich auch Spass, kleine Bade- oder Tauchausflüge unternehmen zu können.

Damit ist klar, dass der Williams-Tender eine Fehlbesetzung war. Er wurde verkauft. Ein neues Boot muss natürlich in die Heckgarage passen, muss also etwa die Abmessungen des Williams besitzen. Außerdem sollten auch die Rollen passen, damit das Boot problemlos in die Heckgarage eingezogen werden kann. Bei Langfahrern ist ja das Caribe-Schlauchboot recht verbreitet. Es hat nur den Nachteil, dass sein Boden aus GFK besteht. GFK ist schwer und kann von hartem Grund leicht beschädigt werden. Da muss man nicht unbedingt gleich an Korallen denken, denn auch schon die Strände am Mittelmeer bergen genügend  Potential, die Gelcoatschicht zu beschädigen. Die Wahl fiel schließlich auf das Boot 9,5 AL der Firma AB. Es hat einen Aluminiumboden und wiegt nur 43 kg. Mit einer Länge von 2,9 m passt es in die Heckgarage und auch die Rollen am Einfädler sind einigermaßen passend.

An dieses Schlauchboot passt maximal ein 15 PS Außenborder, empfohlen wird ein 8 PS-Motor. Mehr Leistung ist jedoch nicht schlecht, wenn man auch unter Last problemlos ins Gleiten kommen will. Wenn die See etwas unruhig ist möchte man lieber über die Wellenberge gleiten, weil unter diesen Umständen eine Verdrängerfahrt sehr nass werden könnte. Leichgewichtige Zweitaktmotoren sind im Sportbootbereich nicht mehr zugelassen und Viertaktmotoren sind recht schwer. Ein 8 PS Außenborder wiegt etwa 40 kg (Mercury F8: 38 kg). Ein 15 PS-Motor bringt dann aber gleich deutlich mehr als 50 kg auf die Waage. Der Motor muss abgebaut werden, wenn das Boot in die Heckgarage der Hanse kommt. Er wird dann auf seiner Pinne liegend ins Schlauchboot gelegt. Eine passende Unterlage (Waschmaschinen-Gummimatte aus dem Baumarkt) ist dabei ganz nützlich. Es kann jedoch recht abenteuerlich sein, auf einer schwankenden Badeplattform mit so einem Motor hantieren zu müssen. Aus diesem Grunde wurde ein Bordkran montiert.

Bordkran der Firma Haase

Die Firma Haase bietet einen solchen an, der sogar ein Gewicht von 80 kg tragen kann. Auf der Suche nach einem passenden Außenborder wurde schließlich der DF 15 von Suzuki entdeckt, ein für seine Leistung von 15 PS mit nur 44 kg das Leichtgewicht in seiner Klasse.

Die Seilführung am Bordkran wurde etwas modifiziert. Der Flaschenzug wurde gegen eine lose Rolle getauscht, die billige Originalleine durch eine bessere ersetzt und über zwei Blöcke auf die Steuerbord Schotwinsch geführt. Damit ist es dann ganz einfach. Das Schlauchboot wird halb herausgezogen und der Kranhaken in das Gurtzeug am Motor eingehakt. Die Bordfrau betätigt die Winsch, bis der Motor in der Luft hängt. Anschließend wir er abgefiert, dabei mit seinem Propeller zum Heck geneigt und ordnungsgemäß eingehängt. Jetzt kann die Badeplattform weiter abgesenkt und das Beibot ins Wassser gelassen werden.

Ein Wort noch zu dem Gurtzeug. Alles was zur Zeit auf dem Markt angeboten wird erwies sich als unbrauchbar. Der Motor liegt ja zunächst auf der Seite im Boot und wird aus dieser Lage heraus angehoben, bis er schließlich senkrecht am Haken hängt. Danach muss er zum Einhängen wieder geneigt werden. Die im Handel angebotenen Motor-Caddys machen die dabei stattfindenden Zerrungen und Drehungen unter Last nach allen möglichen Seiten nicht mit. Sie verrutschen und der Motor kann herausfallen. Abhilfe schaffte schließlich eine eigene unverrutschbare Gurtung, aus 5 mm dickem Dynema Seil.  

Das Ergebnis war schließlich recht zufriedenstellend. Das Flottmachen des Schlauchbootes mit Motor ist in weniger als 10 min erledigt, ebenso das Verstauen in der Heckgarage. Allerdings muss dazu die Luft aus der vorderen Kammer herausgelassen werden. Das war beim Williams aber auch nötig. Mit einem eingebauten Kompressor im Heck der Hanse dauert das Wiederaufpumpen nur etwa eine halbe Minute. Das Gewicht der kompletten Einheit beträgt etwa 100 kg bei gefülltem Tank und ist relativ leicht zu handhaben. Beim  Williams war das anders. Wenn beim Einfahren dieses 300 kg schweren Bootes in die Heckgarage ein vorbei fahrendes Motorboot heftigen Wellenschlag verursacht hatte, dann musste dieser Vorgang unverzüglich abgebrochen werden. Das Boot konnte dabei zum wütenden Monster werden, die Badeplattform beschädigen und ernsthafte Verletzungen hervorrufen. Das dreimal leichtere AB verhält sich dagegen recht zahm.

Dingi am Spifall

Das AB kann problemlos an einem 4-fach Hahnepot, der vom Deck aus mit einem Bootshaken zu greifen ist, mit dem Spi-Fall hochgezogen werden und hängt dann während der Nacht diebstahlsicher am besten direkt unter der Scheuerleiste am Bug der Hanse. Dieser Vorgang ist in weniger als 2 Minuten erledigt. Wenn Wind zu erwarten ist, dann sollte zwei Fender benutzt werden und das Dingi sollte gut verzurrt werden.

Das AB ist für 5 Personen zugelassen. Die größte Beladung bisher bestand aus 4 Erwachsenen, einem Kleinkind, einer Kindersportkarre und 5 gefüllten Einkaufstaschen. Natürlich wurde damit nicht mehr getestet, ob noch Gleitfahrt möglich wäre. Mit nur zwei oder drei Personen kommt das Boot in weniger als 2 Sekunden ins Gleiten und ermöglicht dann eine rasante und trockene Fahrt auch bei leicht unruhigem Wasser.

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Rund Ibiza

Start von Alicante

Am 15. Mai ging es los. Zuerst musste der Mietwagen zum Flughafen zurück gebracht werden. Dann ging es per Taxi zurück nach Alicante. Schnell noch etwas essen und dann hieß es Leinen los. Nach einem kurzen Tankstopp genau gegenüber dem eigenen Liegeplatz wurde um 14:30 Uhr Kurs auf Ibiza abgesetzt. Leider kam der Wind genau von vorn. Mehr als zwei Windstärken waren es auch nicht und so wurde erstmal die Maschine getestet.
Einige Tasten schienen „eingerostet“ zu sein. Insbesondere funktionierten die Tasten des Autopiloten erst, nachdem sie einige Male kräftig gedrückt worden waren und die Drehknöpfe an den Kartenplottern quietschten zunächst fürchterlich. Auf dem Boot hatte sich über Winter auch jede Menge Sahara Sand eingenistet.
Das erste Ziel war die Cala Saona, 38° 41,74‘ N; 1° 23,2‘ E auf der Insel Formentera, eine kleine Vorinsel an der Südwestseite von Ibiza. Wir wollten bei Sonnenaufgang ankommen. Da Segeln mit zwei Kreuzschlägen nicht möglich geworden war, musste die Geschwindigkeit auf viereinhalb Knoten gedrosselt werden. Gleich bei der ersten Ausfahrt des Jahres wurden also schon Nachtwachen zu jeweils 4 Stunden eingeteilt.

Cala Saona

Der Anker fiel im Morgengrauen um 6:00 Uhr. In Deutschland war es da schon hell. Hier aber sind wir 12 Längengrade weiter westlich, was fast eine Stunde ist. Zunächst jedoch wurde etwas Schlaf nachgeholt. Drei Stunden später begrüßte uns ein strahlend blauer Himmel. Einige andere Boote ankerten in der Nachbarschaft und der kleine Sandstrand belebte sich bereits. Wir aber hatten noch zu tun. Während der Winterpause war es nicht möglich gewesen an die Heckgarage mit dem Dinghi heranzukommen. Das wurde jetzt nachgeholt. Das Dinghi wurde herausgezogen und bekam erst mal eine Reinigung verpasst. Sein 15 PS Motor wurde eingehängt, der Tank aufgefüllt und gestartet. Mit dem dritten Seilzug sprang er gleich an.
Eine Erkundungsfahrt führte in die nördlich davon liegende Estany des Paix, eine Lagune mit einer sehr flachen Einfahrt, in der man kein Gas geben sollte, weil dann der Propeller in den Grund kommt. Auf der Ostseite der Lagune gibt es ein Strandrestaurant und einen kleinen sehr gut sortierten Supermarkt. Dort gab praktisch alles, was man als so zum Leben braucht. Wir hatten uns in Alicante schon gut bevorratet, kauften aber trotzdem noch frisches Brot, Tomaten und Speiseeis für den Tiefkühlschrank. Zurück ging es dann wieder in Gleitfahrt, aber es ist doch ein ganz schönes Stück für ein Dinghi, das auf diese Weise seine Testfahrt gut bestanden hatte.

17. Mai 2017

Ziel an diesem Tag war die Stadt Ibiza. Der Wind wehte mit 12 Knoten aus Ost, war also perfekt zum Segeln, weil Nordkurs angelegt werden musste. Nach dem Frühstück ging es dann los. Das Dinghi wurde geschleppt.

Dinghi bei 8 Knoten unter Segeln im Schlepp

Zum ersten Mal in diesem Jahr wurden jetzt Segel gesetzt. Hoffentlich klappt alles. Es klappte tatsächlich alles, aber erst als der richtige Schalter des Furlers betätigt wurde. Das Segel wollte ums verrecken nicht aus dem Mast ausrollen, wenn der davor liegende Schalter zur Verstellung der Tischhöhe betätigt wurde. Nur das Geräusch war ähnlich. Peinlich.

Die Segel waren schließlich ausgerollt und es konnte auf halben Wind abgefallen werden. Jetzt schien es, als ob plötzlich Leben ins Boot kam. Es legte sich zur Seite, sein Deck spannte sich förmlich und es rauschte mit 8 Knoten Fahrt auf Backbordbug davon. Das meiste Geräusch kam vom geschleppten Beiboot. Die Maschine wurde abgestellt. Nach 8 Seemeilen ließ der Wind etwas nach, doch das Ziel Ibiza konnte nach zwei Kreuzschlägen erreicht werden. Der Anker fiel in der Bucht Talamanca liegt bei 6 m Tiefe auf Sand. Diese Bucht liegt östlich neben der Hafenbucht.

Ankerbucht Talamanca bei Ibiza Stadt

Zunächst wurde eine Erkundungsfahrt mit dem Dinghi unternommen. So etwas wie einen Dinghisteg hat Ibiza nicht zu bieten. Angelandet wird in der nordwestlichsten Ecke vor einem Hotel. Dort sind Boote von Einheimischen festgemacht. Die Steganlage ist ein Betonblock. Auf dem Grund liegen in Knietiefe zahlreiche Ketten, Autoreifen, Betonklötze usw. Wer seinen Propeller behalten will, der kippt den Motor rechtzeitig hoch und greift zum Paddel.

Steganlage im Südwesten der Talamanca Bucht

In Strandnähe gibt es einige nette Restaurants und hinter dem Hotel einen Mini Spar-Supermarkt mit dem Allernötigsten. In die Stadt hinein muss man ein Taxi nehmen. Zu Fuß ist das viel zu weit. In der Bucht liegt man sicher, doch es stören die vielen Flieger, die genau über den Marinas und der Ankerbucht ihre Einflugschneise haben.

Interessant ist eine Hafenrundfahrt mit dem Dinghi.

Fort in Ibiza vom Hafen aus gesehen

19. Mai 2017

Tagesziel ist die Cala d’Hort 38° 53,34‘ N; 1° 13,39‘ E, südwestlich von Ibiza. Von weitem schon sind die markanten Spitzen der davor liegenden Felsen zu erkennen. In der Ankerbucht liegt man genau vor diesen Felsen, ein imposanter Anblick.

Ankern in der Cala d’Hort

Am Strand gibt es zwei Restaurants. Wir besuchten das auf der rechten Seite liegende. Schwierig war nur das Anlanden mit dem Dinghi. Kaum war der Motor hochgeklappt, wurden wir von einer Welle an eine 50 cm hohe Wand aus abgestorbenem Seegras gespült, die das Boot sofort stoppte. Die nächste Welle ging dann über den Heckspiegel ins Boot hinein. Es gab eine riesen Sauerei durch ein Gemisch aus Seegrasspreu und Salzwasser, das später im getrockneten Zustand kaum von dem Gummi des Bootes abzubekommen war. Es galt nun das Boot möglichst schnell aus dem Wasser zu heben und auf dem Seegrasdamm abzulagern bevor die nächste größere Welle ankommt. Ein paar junge Männer kamen uns dabei sofort zur Hilfe.

20. Mai 2017

Eigentlich war das Ziel die Cala Salada. Dahin zu segeln bei nur 5 Knoten Wind direkt von vorn war nicht gerade das was man sich wünschen kann. Aber die Batterien mussten geladen, mit dem Backautomaten ein Brot gebacken und mit dem Watermaker 300 l Frischwasser produziert werden. Also war das Fahren mit der Maschine irgendwie auch angebracht.
In der Ankerbucht angekommen war die erste Reihe besetzt. Weil das Ufer sehr steil anstieg, war der Ankergrund in der zweiten Reihe schon 15 m tief. Man hätte also sehr viel Kette stecken müssen und für diese Kettenlänge schien die Bucht dann zu schmal. So wurde entschieden, weiter zum Port de Sant Miquel 39° 5,36‘ N; 1° 26,6‘ E zu fahren. Das Brot war ja noch nicht fertig und der Wassermacher brauchte ebenfalls noch. Dort angekommen nahmen wir die weiter nördlicher liegende Ankerbucht mit dem Namen Benirras.

Felsen vor der Einfahrt zur Ankerbucht Benirras

Sie ist an einem Felsen mitten in der Einfahrt zu erkennen und bietet einen ruhigen Ankerplatz in reizvoller Umgebung.

Schon vor unsere Abfahrt aus Alicante war der Yachtrouter von Locomarine nicht mehr verwendbar.  Trotz APN-Eingaben und stundenlangen Versuchen mit verschiedenen potenten SIM-Karten aus Deutschland und Spanien war kein Internet mehr zu bekommen. Ich werde dieses Gerät im Meer versenken! Mein iPhone als persönlichen Hotspot geschaltet leistete von nun an beste Dienste und ich konnte die Beiträge endlich in den Blog stellen.

Sonntag, 21. Mai 2017

Der Ort gefiel. Mit dem Dinghi war das Anlanden auf dem Sandstrand kein Problem. Diverse Restaurants, Souvenirläden und zwei Kaufhallen sind direkt am Strand erreichbar, darunter das auf der ganzen Insel bekannte Fischrestaurant Port Balansat. Hier haben wir vor der Rückkehr zur Zephir hervorragend zu Abend gegessen. Viele Freizeitmöglichkeiten werden angeboten. Der ruhige Ort scheint besonders gut geeignet für Familien mit Kindern. Ein Highlight ist ohne Zweifel ein Besuch der Tropfsteinhöhle, die oberhalb der Hotelanlagen in 30 min fußläufig zu erreichen ist. Runter geht es etwas schneller.

Tropfsteinhöhle

In der Bucht Benirras, in der wir ankerten, fand indessen ein besonderes Highligt statt. Stundenlanges rhythmisches Schlagen von Trommeln schallte über die Bucht und wurde von den links und rechts liegenden Felsen auf jedes noch so weit entferntes Boot übertragen. Inzwischen war die Bucht mit Ankerliegern voll. Darunter einige Charterboote. Wasserbusse brachten Touristen. Dem Rhythmus der Trommeln konnte man sich nicht entziehen. Die moderne Hippiekultur ist im Norden Ibizas allgegenwärtig und steht im Einklang mit Einheimischen und Urlaubern. Auch in den Souvenierläden findet man so einige Andenken, im Angebot, die einen Bezug dazu haben.

Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben.

 

Trommler
Am Strand Benirras

Einen Eindruck vermittelt dieses Video:

 

Montag 22. Mai 2017

In der Nacht zum Montag wehte es ein wenig heftiger mit bis zu 30 Knoten aus Ost. Um halb vier Uhr morgens kam auf einen Charter Katamaran Betrieb auf. Er hatte am Abend seinen Anker bei 18 m Wassertiefe nur heruntergelassen aber nicht festgefahren. Stimmengewirr, eingeschaltete Positionslichter und Taschenlampenkegel auf den Felsen in der Einfahrt deuteten auf Hektik. Am Morgen lag noch ein weiteres Boot anderer Stelle. Unser Anker war mit fast Vollgas eingefahren worden und wir mussten nur befürchten, dass sich irgendeines der anderen vor uns liegenden (Charter)Boote losreißen könnte.

Dass Anker nicht eingefahren werden, konnten wir hier sehr häufig beobachten, insbesondere bei Chartercrews. Sie komen an und lassen den Anker nur herunter. Die steil abfallenden Ankergründe sind  zwar meist aus Sand, so dass eine gewisse Sicherheit besteht, dass sich der Anker eingraben wird. Sicher ist das aber nicht.

Wind und Wolken machten den Tag nicht ganz so angenehm wie an den Vortagen. Wir gingen deshalb zum Einkaufen an Land und verbrachten ein Gutteil der Zeit in dem angesagten Fischrestaurant. Am Dienstag wollen wir weiter.

 

 

Die Muschel, die unten links war, ist schon gegessen.

 

23. Mai 2017

Die nächste Ankerbucht sollte Punta Grossa oder Cala Boix heißen. Alternativ war die Illa Tagomago in der Auswahl. Als wir die Bucht von Benirras verließen folgte uns der kroatische Segler Bora Bora. Er hatte die Nacht neben uns geankert. Der Wind blies mit etwa 10 Knoten aus Ost, also fuhren wir zunächst unter Maschine etwas auf See hinaus, setzten dort die Segel und nahmen dann Kurs die Küste entlang auf die Nordspitze von Ibiza. Leider schlief der Wind bald ein. Der Autopilot piepte, weil keine Fahrt im Boot war. Die Fock wurde eingerollt und die Maschine gestartet. Das Wasser war ruhig und ringsum spielten Delphine. Ganze Patrouillen zogen vorbei, doch es erwies sich als außerordentlich schwierig, diese Tiere zu fotografieren. War der Fotoapparat endlich bereit, dann waren sie weg. Schaltete man den Apparat aus, dann tauchten sie an anderer Stelle wieder auf.
Da wir unter Segeln nur langsam vorangekommen waren, war Bora Bora mit Maschine und Großsegel inzwischen 6 Seemeilen weiter und schon an der Insel Tagomago angekommen, wie uns das AIS mitteilte. Doch sie fuhren gleich wieder weg und steuerten die Cala Boix an. Auch dort drehten sie gleich wieder ab und fuhren zurück in die Cala de Sant Vincent. Bald wurde uns der Grund dafür klar. Irgendwo im Westen muss es in der Nacht heftig zur Sache gegangen sein, denn je mehr wir selbst um die Nordspitze von Ibiza herumkamen, desto heftiger wurde die Dünung.
Inzwischen verlies Bora Bora auch die Bucht Sant Vincent und trat den Rückweg auf die Nordwestseite der Insel an. Wir konnten uns entscheiden dasselbe zu tun, denn in jede Bucht auf der Ostseite Ibizas stand vermutlich ordentlicher Schwell. Wir entschieden uns aber die Südostküste herunter zu fahren und in der Badia de s’Alga, einer rundum geschützten Lagune in einer der Insel Formatera vorgelagerten kleineren Insel zu ankern. Doch erst mal muss man da hinkommen. Es war dann eine fast dreistündige Rollerei mit 6 bis 8 Knoten Wind von hinten, also nix zum Segeln und eine mindestens 1 m hohe Dünung voll von der Backbordseite. Es gibt besseres.

In der Lagune Badia de s’Alga
Katamaranfähre bringt Touristen an den Strand der Badia de s’Alga

In der Lagune angekommen ankerten dort zahlreiche Boote, unter anderem die Segler Ariel aus den USA und die Crows Nest aus Japan, die uns schon einmal begegnet war. Überhaupt trafen wir einige Boote immer wieder auf den Ankerplätzen. An einer nach Osten freien Stelle, die aber nur einen halben Meter tief ist, brandete das Mittelmeer herein. Wir ankerten vor dem breiten Strand auf Sand in 5 m Tiefe. Die Sandstellen sind gut an ihrer hellen Färbung zu erkennen. Man sieht in dem klaren Wasser sogar den Anker, wenn er darauf gefallen ist. Hier macht sich eine Kamera an der Saling ganz gut, die dem Steuermann oder der Steuerfrau den richtigen Platz, eine helle Stelle, weist. Fällt der Anker ins Gras, dann kann man Pech haben und er hält nicht, was man bei dem Festfahrversuch leicht feststellt. Der Anker sammelt in diesem Fall nur einen riesen Ballen Gras zusammen, was uns beim ersten Versuch auch “erfolgreich” gelungen war.

24. und 25. Mai 2017

Die Badia de s’Alga lud einfach zum Verweilen ein. Wir hatten es ja auch nicht so eilig wie die vielen Charterboote, die ankamen, ihren Anker herunterließen und oft schon nach ein paar Stunden später wieder weiterzogen. Der Strand bestand aus herrlich feinem Sand, den man auf Ibiza nicht so oft findet. Die Wassertemperatur betrug 21 Grad.

Feiner Sand

Ein deutsches Segelboot mit dem temporären Einhandsegler Eckard lag etwa 100 m weiter vor Anker. Wir luden ihn nach einem kleinen Strandspaziergang zum Sundowner ein. So ging der zweite Abend mit ein paar netten Gesprächen zu Ende. Seine Familie wollte am Wochenende auf Ibiza landen.

26. Mai 2017

Der Wind blies mit 12 Knoten aus Ost. Nach dem Frühstück ging es in Richtung Nord in die Cala Ses Salinas. Das ist eine sehr weitläufige Bucht mit mehreren Restaurants, einem kleinen Supermarkt und einem Sandstrand. Die Bucht liegt nur etwa 4 Seeeilen weiter, es war also nur ein kurzes Segelvergügen. Der Anker fasste im Sandgrund sofort. Danach ging es mit dem Dinghi zum Essen und Einkaufen an Land.

Ses Salinas
Gutes Essen

Am Abend machten wir auf drei Seemeilen Entfernung eine traurige Beobachtung. Ein brennendes Schiff wurde auf Tiefe geschleppt, in der es nach einiger Zeit versank.

27. Mai 2017

Wieder ging es nur ein kleines Stücken weiter in die Es Jondal. Überhaupt ist auf Ibiza jedes Ziel in einer Tagestour unterzubringen. Selbst wir hatten mit Es Jondal bereit eine zweite Inselrunde in diese bisher noch nicht besuchte Ankerbuchten begonnen, weil wir die erste Runde um die Insel zu schnell gedreht hatten. Diese Bucht schien ein Treffpunkt der Jin-Paläste zu sein. Auf der Ostseite der Bucht lagen auf 20 m Tiefe bereits mehrere größere Motoryachten vor Anker. Dazwischen lagen noch drei größere Segelschiffe, zwei Schoner und eine Slup, alle etwa 40 m lang. Einige kleinere Boote suchten den Windschatten direkt vor dem Felsen. Wir suchten uns einen Ankerplatz in etwa 10 m Tiefe. Der Grund aus Sand und Fels bewirkte, dass der Anker erst dann griff, nachdem er eine Weile geslippt hatte.

Viele “Dampfer” in der Bucht
Es Jondal
Isaac Newton macht’s möglich

In dem Restaurant auf der Ostseite fand am Abend eine Party statt. Ein Dinghisteg war wohl vorhanden, diente aber nur zum Ein- und Ausladen von Gästen. Niemand machte sein Dinghi daran fest. Ein Shuttle-Schlauchboot holte dann auch Gäste von den verschiedenen Booten ab. Die großen “Dampfer” hatten natürlich eigene Boote und eigenes Personal zum Ausschiffen. Eine Katamaranfähre wurde ebenfalls ausgeladen. Sie ankerte direkt neben uns. Ein hinzukommender Charter-Katamaran der Firma Rumbo Norte Ibiza kam dazu ließ seinen Anker hinab, wollte aber nicht bleiben und lichtete seinen Anker gleich wieder. Dabei riss er den Anker der Katamaranfähre gleich mit hinaus. Es dauerte eine Weile, bis die beiden Ketten von lautstarken Worten begleitet entwirrt werden konnten.

28. Mai 2017

Vor der Rückfahrt nach Alicante sollte es noch ein Stück weiter nach Norden in die Bucht Cala Tarida gehen. Dazu muss erst ein Stück nach WNW gesegelt und dann der Kurs NNO eingeschlagen werden. Schon in der Ankerbucht war der Wind extrem böig und wechselte zwischen 7 Knoten und 15 Knoten. Richtig los ging es dann weiter draußen, da waren dann auch schon mal über 20 Knoten drin. Dieses Mal sollten die Inseln Vedra und Es Vedranell westlich umfahren werden.
Nach dem Passieren der Inseln kam der Wind von der Steuerbordseite und war so böig, dass der Autopilot damit nicht mehr zurecht kam. Bei jeder Bö meldete er “off heading”, was bedeutete, dass er den Kurs bei vernünftiger Ruderstellung nicht mehr halten konnte. Der Autopilot wurde deshalb abgeschaltet und das Ruder von Hand geführt. Aber auch das war gar nicht so einfach, obwohl jetzt eine kommende Bö rechtzeitig erkannt und frühzeitig reagiert werden konnte. Bei sehr heftigen Böen legte sich das Boot trotzdem stark auf die Seite und schoss selbst mit Ruder-Anschlagstellung noch in den Wind. Dazu kam noch eine Strömung von mehr als 3 Knoten von Steuerbord. Man hätte das Großsegel reffen sollen, aber es waren nur noch etwa 3 Meilen bis zum Ziel und die Strömung musste ja bald aufhören, wenn man ein Stück an der Westküste entlang gesegelt war. Das tat sie dann auch aber der Wind blieb weiterhin extrem böig. Mit dauernd wechselnden Geschwindigkeiten zwischen 4 Knoten und mehr als 10 Knoten kam des Ziel schnell näher.

Cala Tarida

Kurz vor dem Ziel wurden die Segel weggerollt. In der Bucht ankerten schon zahlreiche Boote. Wir suchten uns einen Platz zwischen einem österreichischen und einem französischen Segler. Zwei Leute an Bord des Franzosen, vermutlich ein Ehepaar begrüßten unser Ankommen mit diversen Gesten, die uns sagen sollten, bloß nicht so dicht bei Ihnen zu ankern. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich ihre Ankerboje sehen könne. Natürlich sah ich diese. Der Anker fiel in Höhe des französischen Bootes und in etwa 20 m seitlichem Abstand. Mit recht viel Kette fielen wir dann genügend weit zurück und das französische Ehepaar konnte sich wieder beruhigen. Bei jedem ankommenden Schiff waren sie jedoch wieder auf ihrem Deck. Der Strand bestand aus Sand. Es ging nur etwas steil hinauf, was das Heraufziehen des Dinghis erschwerte. Eine Dinghifahrt ging in die nur wenige 100 m südlich benachbarte Bucht Cala Moli. Dort ankerte kein Boot und am Sandstrand war auch nur wenig Betrieb.

29. Mai 2017

Der Himmel war grau und ganz bedeckt. Kein Lüftchen regte sich. An diesem Tag soll es nach Formantera zurückgehen und von dort am Mittwoch zurück nach Alicante. Der Brotbackautomat wurde mit je einer Weizen und einer Mischbrotmischung geladen und eingeschaltet. Die Maschine wurde gestartet und der Anker aufgeholt. Bis zu Durchquerung des Sunds zwischen Es Vendranell und Ibiza herrsche bis auf einige Puffs Flaute. Danach brieste es auf. Bei 10 Knoten ging es los und endete zunächst bei 19 Knoten.

Das Großsegel war gesetzt und der Wind kam etwa 30 Grad von Backbord. Die Maschine lief mit 1000 Umdrehungen mit und das Boot machte 6,5 Knoten Fahrt. Diesel sparen bedeutet das. Dann waren es nur noch etwa 2 Seemeilen bis zum Ziel. Doch urplötzlich verstärkte sich der Wind auf bis zu 24 Knoten. Ausgerechnet jetzt. Das kennen wir schon aus der Vergangenheit, dass kurz vor einer Hafeneinfahrt oder kurz vor Erreichen des Ankerplatzes ein Starkwind losbricht. Das Segel musste vor Erreichen des Ankerplatzes auch noch eingerollt werden und dazu muss man mit Fahrt in den Wind gehen. Das ist nicht so toll, weil dann Falten kaum zu vermeiden sind. Noch aber war Hoffnung dass der Wind wieder etwas abflauen könnte. Die Wellen waren auf Grund des vor uns liegenden Landstreifens nicht mehr sehr hoch aber stuckig. Gischt spritzte über das Deck und da passierte es. Der Außenbordmotor unseres geschleppten Dinghis ging auf Tiefe, konkret gesagt auf 40 Meter. Damit war der Tag gelaufen. 

Der Dinghimotor, der mehr als eine Runde um Ibiza herum geschleppt worden war, ohne dass sich eine der Knebelschrauben gelöst hätte ging 2 Meilen vor Erreichen der Stelle, wo er endgültig in die Heckgarage einfahren sollte verloren. Man nennt das Pech. Ein Schloss zur Sicherung der Knebelschrauben war eine Woche vorher kaputt gegangen. Der letzte Schlüssel war abgebrochen. 

Das Ankermanöver verlief dann ohne Schwierigkeiten. Der Wind flaute danach auch tatsächlich auf 10 Knoten ab und blieb erst Mal dabei.

30.Mai 2017

Der gewählte Ankerplatz auf Formatera in 38° 44,2′ N 1° 25,4′ E lag vor der Einfahrt in den Hafen Puerto de Sabina und war deshalb sehr unruhig. Zahlreiche Fähren verursachten erheblichen Schwell, doch um uns herum ankerten zahlreiche Yachten. Am nächsten Tag wollten wir zu dem Ankerplatz in der Cala Saona umziehen.

Wir reinigten das Dinghi und zogen es dann in die Heckgarage. In der Nacht lies der Schiffsverkehr und damit der Schwell nach.

31.Mai 2017

Wir lagen wieder in der Cala Saona. Das Wasser war entsetzlich klar und lud zum Baden ein. Leider trauten wir uns nicht, weil überall so kleine schwarzbraune Quallen herumschwammen und die sollen beim Kontakt mit der Haut sehr schmerzhafte Irritationen zurücklassen.  

Wie der Zufall das so will ankerte Eckard gerade am entgegengesetzten Ende der Bucht. Wir hatten unser AIS eingeschaltet und konnten deshalb von ihm entdeckt werden. Er war nicht mehr so allein, weil er inzwischen seine Tochter vom Flughafen abgeholt hatte. So kamen die zwei mit dem Schlauchboot rüber zu einem kleinen Klönschnack bei einem Bier. 

1. Juni 2017

Trotzdem kein Schiffsverkehr herrschte, wurde der Ankerplatz in der Nacht recht unruhig. Der Wind wehte, wenn überhaupt aus Nord und eine schwache Dünung aus West konnte dann das in Nord-Süd Richtung ausgerichtete Boot manchmal ganz schön aufschaukeln.

An diesem Tasg wollten wir die Rückfahrt nach Alicante antreten. Das Schlauchboot war in der Garage, baden trauten wir uns immer noch nicht und das Boot schaukelte. So fassten wir den Beschluss schon am späten Vormittag den Anker zu lichten und auf Kurs Alicante zu gehen. Inzwischen herrschte zwar eine Totenflaute, aber wir konnten mit einer Strömung zwischen 1 und 2 Knoten rechnen und wollten uns deshalb treiben lassen, ein Buch lesen und uns einfach nur entspannen. Tatsächlich gab es am Nachmittag dann ein wenig Wind, zwischen 3 und 5 Knoten der aber ständig seine Richtung wechselte und uns in Trab hielt, weil die Segelstellung immer mal wieder geändert werden musste.

Gegen Abend kam dan endlich eine leichte Briese aus Nordost auf und man konnte wieder von Segeln sprechen. Dieser raume Wind der sich jedoch über die ganze Nacht kaum änderte brachte uns mit nur einer einzigen Segelstellung ans Ziel.

Wir erreichten die Hafeneinfahrt von Alicante bei Sonnenaufgang um genau 6:37 Uhr. Unser Plan war, zunächst an der waiting pier anzulegen, dort alle Festmacherleinen, die Fender und die Gangway zu klarieren und dann erst rückwärts in die Box zu fahren. An der waiting pier lagen aber schon drei Boote, die auf Abfertigung warteten und mehr passten da nicht hin. Wir legten deshalb an der Tankstelle an. Da schon Marina-Mitarbeiter zu sehen waren, bat ich um Hilfe beim Anlegen, denn die schweren Mooring Leinen können von der Bordfrau nicht gehandhabt werden, weil das Rückwärts in die Box manövrieren bei mir hängenblieb. Die Leute waren sehr hilfsbereit. Ein Marina-Mitarbeiter kam gleich aufs Boot und ein anderer ging zum Liegeplatz. Wenige Minuten später war dann alles erledigt. Mit einem Schlauch bekam das Boot dann erst mal eine Süßwasserdusche. Dann wurde Schlaf nachgeholt, denn in der vorangegangenen Nacht sind beide wach geblieben.

Das war alson der erste Mittelmeertörn 2017. Nun wird erst mal zurück nach Deutschland geflogen. Der zweite Törn startet dann nach der nächsten Rückkehr nach Alicante, denn in Deutschland haben sich inzwischen allerhand Aufgaben angesammelt, die zunächst erledigt werden müssen.

Wieder in Spanien

Wenn man Westküste und Südküste Portugals passiert hat gelangt man wieder an Spaniens Küsten. Wir machten den Sprung von Vilamoura direkt in die Bucht von Cadiz.

Cadiz

10.9.2016
Vor Abfahrt aus Vilamoura wurde nochmal der Fäkalientank gespült und ausgepumpt. Die Spülmaschinenzusätze haben nichts bewirkt, leider.
Um halb sechs am Abend ging es in See Richtung Cadiz. Die Nachtwache wurde im Dreistunden-Rhythmus gewechselt. Anfangs war die Fahrt mit Westwind der Stärken 4 bis 5 recht rasant. In der Nacht ließ der Wind dann nach, so dass die Maschine gestartet werden musste.

11.9.2016
In den ersten Stunden des neuen Tages frischte der Wind auf. Er kam aus Norden und war stark genug zum Segeln, bis auch dieser Wind nach wenigen Stunden wieder verschwand. Beim Hellwerden hatten wir nur noch schwachen Südwind.
Welche Marina in der Bucht von Cadiz sollten wir nun anlaufen? Wir hatten mehrfach schon den Namen Puerto Sherry gehört, also nahmen wir Kurs darauf. An der Einfahrt zur Marina, backbordseitig am Wellenbrecher mit einem Leuchtturm drauf, befindet sich ein Rezeptionssteg. Doch niemand erschien, um die Leinen anzunehmen. Wir waren schon verwöhnt. Also fuhren wir direkt in die Marina hinein.

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Einfahrt in die Puerto Sherry Marina mit Rezeptionssteg, im Hintergrund Investruinen

An den vorderen Fingerstegen war Platz und wir legten an. Die Elektroanschlüsse auf den Stegen waren allerdings so dick dimensioniert, dass selbst unser größter Adapter nicht passte. Dann wollten wir zum Marina-Office. An Land wollte man uns tatsächlich zum Leuchtturm auf dem Wellenbrecher schicken, dort wo der Rezeptionssteg ist. Wir gingen zunächst los, an zahlreiche Lokalitäten vorbei, in denen sich jedoch kein Gast aufhielt. Kein Vergleich mit Vilamoura in Portugal, irgendwie tote Hose hier und das zur Mittagszeit. Wir drehten um. Zweieinhalb Kilometer laufen um eine Nacht in einer gerade nicht einladenden und dazu noch teuren Marina zu verbringen, nein danke. Wir legten ab und ankerten vor dem Strand, der direkt östlich vor der Marina liegt. Hier war es hübsch. Baden bei 30 Grad Wassertemperatur, Caipirinha, Eiskrem mit Früchten und ein selbstgemachter Sundowner waren die bessere Alternative.

ankerplatz-puerto-sherry
Ankern direkt östlich der Puerto Sherry Marina

Nach Süden

12.9.2016
Morgens um 7 Uhr wurde der Anker gelichtet. Wind gab‘s nicht, also mit Maschine raus aus der Bucht. Mittags kam dann endlich Westwind mit 16 bis 20 Knoten. Segel setzen, Motor aus und ab ging’s mit 9 Knoten Fahrt. Aber nur eine viertel Stunde lang dann kam der Wind plötzlich aus Süd, also genau von vorn. Segel weg und Maschine an. Irgendwann werden wir schon am Kap Trafalgar ankommen und den Kurs auf Südost ändern müssen. Dann könnte man wieder Segeln, allerdings hoch am Wind. Dieser wurde inzwischen immer stärker und der Seegang auch. Er war sehr stukig und das Boot setzte häufig stark ein. Ich machte mir Sorgen um die reparierte Bugklappe. Beim Erklimmen eines Wellenberges ging der Bug steil in den Himmel hinauf um dann ins nächste Wellental abzurauschen, wobei er immer eine gehörige Menge Wasser schöpfte. Der Windmesser gab Alarm, als Windstärke 8 erreicht wurde. Die eingestellte Motordrehzahl von 1350 /min genügt in ruhigem Wasser für mehr als 6 Knoten Fahrt. Auf dem aktuellen Kurs schwankte die Geschwindigkeit jedoch zwischen 2 und 4 Knoten. Diese Fahrt kann also lang werden.
Kap Trafalgar war erreicht und der neue Kurs war Süd Südost. Segeln ging trotzdem nicht, denn der Wind drehte ebenfalls auf Süd Südost. Zu allem Pech gab jetzt auch die elektrische Toilette ihren Geist auf und damit war gar keine Toilette mehr funktionsfähig. Geht jetzt das Eimersch… los? Der 13. ist doch erst morgen.
Es wurde gerade dunkel, als wir den westlichen Ankerplatz vor Tarifa erreichten und den Anker zwischen drei weiteren Booten fallen lassen konnten.

Insel vor Tarifa mit Straßendamm zum Festland
Insel vor Tarifa, ein Straßendamm führt zum Festland

Gibraltar

13.9.2016
Um 2 Uhr weckte uns heftiger Seegang. Ein Blick nach draußen verschaffte Gewissheit. Ursprünglich ankerten wir mit dem Bug zum Strand, nun aber war das Heck zum Strand ausgerichtet und wir waren den Rollern des Atlantiks gnadenlos ausgesetzt. Im Mondlicht war deutlich zu sehen, dass auch die anderen Schiffe heftig herumtanzten. Ihre Ankerlichter am Masttop beschrieben die wildesten Kurven. Schnell war der Entschluss gefasst, zum östlichen Ankerplatz zu wechseln. Also Anker auf, herum um die kleine Insel, die mit einem künstlichen Damm mit dem Festland verbunden ist und Anker wieder fallen lassen. Dann konnte endlich wieder geschlafen werden.
Um 7 Uhr machte es tööt tööt tööt. Sind wir etwa gemeint? Tatsächlich war es der Hafenkapitän von Tarifa mit seiner Barkasse. In Unterhose im Cockpit stehend wurde ich belehrt, dass das Ankern an dieser Stelle verboten ist, ich solle Anker auf gehen und entweder in den Hafen oder sonst wohin fahren. Sowohl im REEDS als auch auf allen meinen Seekarten war an dieser Stelle ein Anker eingezeichnet. Tatsächlich kam bald darauf eine Katamaranfähre, die alle 35 Minuten zwischen dem etwa 20 km entfernten Tanger in Marokko und Tarifa pendelt. Wir frühstückten schnell noch etwas, lichteten den Anker und nahmen Kurs durch die Straße von Gibraltar in die Bucht von Gibraltar und waren damit im Mittelmeer. Es ist schon ein bemerkenswerter Ort, denn er trennt Afrika von Europa und den Atlantik vom Mittelmeer.

Meerenge von Gibraltar; rechts Europa, links Afrika, Horizont Atlantik
Meerenge von Gibraltar vom Mittelmeer aus gesehen; rechts Europa, links Afrika, geradeaus Atlantik
Felsen
Gibraltar der Felsen
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Ankern hinter dem Felsen

Wir suchten einen Ankerplatz, denn ich musste unbedingt eine der Bordtoiletten funktionsfähig machen. Dazu wollten wir keine Marina anlaufen, denn wer weiß, was wir dann den Nachbarbooten zumuten würden. Die verstopfte achterliche Toilette war inzwischen aus Notfallgründen benutzt worden, der Tank enthielt also wieder ein wenig von seinem unangenehmen Inhalt und keine Marina in der näheren Umgebung hatte das Equipment um es auszupumpen.
Mit Bordmitteln wurde zunächst eine handbetriebene Abpumpvorrichtung für den Fäkalientank gebastelt, die überraschend gut funktionierte. Das nächste Problem bestand darin, den Auslassschlauch am unteren Ende vom Fäkalientank abzubekommen, was sich bei knapp 28 Grad als sehr schweißtreibend herausstellte und nur nach Erwärmung mit einem Brenner gelang. Der Behälterauslass war nicht verstopft, der dicke 1  1/2 Zoll Schlauch stand jedoch bis oben voll mit Jauche. Also ist die Verstopfung einen halben Meter tiefer am Ventil zu suchen. Nochmal Brenner an und den Schlauch unten am 90°-Krümmer vor dem Ventil abnehmen. Der Schweiß lief über die Augen, als das geschafft war, mit Sauerei inklusive. Vor dem Krümmer wurde eine Kunststoffkappe gefunden, wie sie als Abdeckung von Sprühköpfen an Sprayflaschen verwendet wird. Gemeinsam mit Papierresten hatte sie den Durchlass total versperrt.

Verstopfungsursache gefunden
Verstopfungsursache gefunden

Die Kappe muss unbemerkt in die Toilette gefallen sein und wurde in den Tank gepumpt. Jedenfalls stand jetzt – nach 6 Stunden Arbeitszeit – wieder eine funktionsfähige Bordtoilette zur Verfügung.

Costa del Sol

14.9.2016
Morgens bei Sonnenaufgang ging es weiter mit Kurs an der 300 km langen Costa del Sol entlang (Provinz Malaga). Ziel war die Marina Fuengirola. Es ging los mit frischem Wind aus West. Noch in der Bucht von Gibraltar wurden zwischen zahlreichen ankernden Pötten die Segel gesetzt. Aus der Bucht heraus war halber Wind, nach Kurswechsel auf Nordost fiel er raumschots ein. Die Fahrt war zügig mit durchweg 8 bis 11 Knoten Geschwindigkeit. Kurz vor dem Ziel spielte der Wind verrückt. Erst totale Flaute und dann wechselte er urplötzlich, kam mal von vorn und dann wieder von hinten. Zweimal schlug das Großsegel Back. Was für ein Glück, dass wir einen Bullenstander hatten. Die wilden Windwecksel erklärte ich mir von den vor uns liegenden Bergen, an deren Hängen die Luftmassen herunterrutschen, so wie Schneelawinen in den Alpen und den Wind der Großwetterlage durcheinanderwirbeln können.

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Fuengirola an der Costa del Sol
Marina Fuengirola
Marina Fuengirola

fuengirola  kutschen

In der Marina Einfahrt gab es einen Rezeptionssteg. Ein Mann näherte sich, um die Leinen anzunehmen. Der Wind war frisch und ablandig. Anlegen ging gut mit dem Heck an die Pier, Steuerbord-Achterleine an einen Poller und dann mit Vorwärtsgang das Schiff steuerbords an die Pier drücken. Die Verständigung für dieses Manöver mit dem Helfer klappte nach kurzer Zeit. Die Prozedur im Hafenbüro war dann wieder dieselbe, Schiffspapiere, Versicherungsnachweise und Pässe. Zu unserer Überraschung sprach der Hafenmeister ein gut verständliches Deutsch. Einen neuen Liegeplatz gab es nicht, dafür war das Schiff zu groß für die Marina, also mussten wir am Rezeptionssteg liegenbleiben.

Nach einer guten Mahlzeit an Land in einem der zahlreichen Lokale direkt an der Pier der Marina, eines hieß sogar “KU’DAMM berlin” und einem kurzen Einkaufstripp ließen wir den Tag an Bord zu Ende gehen.

15.9.2016
Die Vorräte mussten aufgefrischt werden. Der Weg führte an dem Kutschenplatz vorbei und da entstand spontan der Gedanke, eine Rundfahrt zu machen. Sie kostete 50,00 Euro und dauerte eine Stunde. Es hat sich gelohnt, weil es viel mehr zu sehen gab als wenn man zu Fuß nur eine Stunde unterwegs ist. Danach folgten Essen, Einkaufen und die Einnahme von Drinks in einer der vielen kleinen Bars am Strassenrand.

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Eine Stunde Kutschfahrt
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Stierkampfarena

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16.9.2016
Das nächste Ziel war Motril, nur etwa 50 sm weiter östlich und sollte als bequeme Tagestour zu schaffen sein. Zunächst wurde in der Marina Fuengirola noch getankt. Es waren nur etwa 150 l, aber die Tanks sollten sobald sich die Gelegenheit bot immer gefüllt werden. Gesegelt werden konnten nur etwa 10 sm vor dem Wind. Dann drehte der Wind rechts und der Kurs ging immer mehr auf See hinaus, denn der Autopilot stand auf Windsteuerung. Außerdem flaute der Wind auch noch ab. Die Maschine musste gestartet werden. Am Abend wurde vor dem Strand von Almunecar ein paar Seemeilen vor Motril geankert.

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Ankern vor dem Strand

17.9.2016
Am Morgen des nächsten Tages ging es weiter zum Cabo de Gata. Diese Strecke war länger, nämlich 74 sm. Bei 10 Knoten Wind aus Nord wurden Segel gesetzt. Kaum war das erledigt drehte der Wind auf West und flaute völlig ab. So musste auch diese Strecke unter Maschine zurückgelegt werden. Der Ankergrund am Kap war sehr gut, der Anker griff sofort und ließ sich gut einfahren. Wir lagen dicht am Felsen mit zwei anderen Schiffen.

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Ankerplatz an der Westseite vor dem Kap
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Cabo de Gato von der Ostseite am Morgen

Costa Cálida

18.9.2016
Nach Aguilas ging es etwa 65 Meilen weiter in Richtung Nordost. Die Fahrt war genauso langweilig wie an den Tagen zuvor. Bei Windstärken von 0 bis 1 war der Fahrtwind die einzige Abkühlung. Nur einmal hat ein ganz klein bisschen Wind zum Segelsetzen verleitet, doch er war zu schwach und brachte nicht den richtigen Druck ins Tuch, so dass die Segel in der schwachen Dünung nur schlugen und die Fahrt auf weniger als 2 Knoten herunterging. Was half’s, die Maschine musste wieder her. Wenn die Maschine lief konnte der Wassermacher in Betrieb genommen werden. Das Wasser im Mittelmeer zeigte sich bedeutend klarer als im Atlantik an der Westküste Portugals. Das Planktonfilter hielt hier etwa 6 Stunden durch, ohne dass es gereinigt werden musste. An Portugals Küste waren es nur 3 Stunden.

In Aguilas wurde zwischen anderen Booten im Vorhafen der kleinen Marina auf vier Meter Tiefe geankert. Beim ersten Versuch slippte der Anker wohl 100 m weit. Als er endlich griff waren wir zu nah an einem anderen Segler und der war damit nicht einverstanden. Ich holte den Anker wieder hoch und sah die Bescherung. Er hatte eine alte dicke und schon fast zu Stein gewordene Leine erwischt, die das Eingraben verhindert hat. Beim Versuch die Leine zu kappen brach die Messerklinge. Mit dem Diabolo-Bootshaken konnte der Anker schließlich klariert werden. Beim zweiten Ankeranlauf hat dann alles geklappt.

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Ankerplatz in Aguilas

Als am nächsten Morgen der Anker gelichtet wurde war es total windstill und die Sonne schien. Man konnte in dem kristallklaren Wasser bis auf den 4 Meter tiefen Grund sehen. Dieser war leicht mit Seegras bewachsen, in dem die Ankerkette einem großen Kreisbogen und ein paar Schlängellinien bis zum Anker beschrieb, der nur wenige Meter neben dem Steuerbordbug lag. Das Lichten des Ankers war dann auch ganz einfach und in Gänze mit dem Auge zu verfolgen.

19.9.2016
Wieder kein Wind. Der Wetterbericht machte auch keine Hoffnung darauf. Es musste aber weitergehen. Das Tagesziel war Cartagena und die Etappe war diesmal nur 30 Seemeilen lang.

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Ankernde Frachter vor Cartagena

Um 15 Uhr waren wir da. Während der ganzen Fahrt blieb der Wind unter 5 Knoten. Beim Anlegen ging es jedoch los mit 12 Knoten und dann bis in den Abend hinein mit bis zu 18 Knoten. Ein Schlechtwettergebiet zog über Cartagena hinweg.

Nach der Anmeldung im Marinabüro gingen wir in die Stadt und waren enttäuscht über deren Zustand. Keine Geschäfte oder verrammelte Schaufenster. Die Wirtschaftskrise, die Spanien getroffen hatte zeigte ihre Spuren. Eine Stadt wie Cartagena mit über 200 000 Einwohnern muss aber auch Besseres bieten können und ich fand eine Seite im Internet, die uns sagte, dass wir in der falschen Richtung nach Osten unterwegs gewesen waren.

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Ansteuerung von Cartagena

20.9.2016
Die Nacht blieb ruhig bis 7 Uhr morgens. Dann wurde es laut. Der Lärm kam von Arbeitsgeräuschen her, denn in der Marina wird eine neue Pier gebaut. Außerdem meldete sich der Wind mit zunehmendem Geheul in den Rigs der umliegenden Boote. Wir hatten keinen günstigen Liegeplatz, weil für unsere Bootsgröße im Innern der Marina kein Platz war und so verursachte der Schwell ein ständiges Klatschen von unten gegen unser Heck. Auch der Schwimmsteg quietschte und rummste gegen seine Rohrdalben. Der Himmel war dunkel und bedeckt, zudem war es recht frisch  und das an der Costa Cálida, was so viel wie warme Küste bedeutet.

Während des Frühstücks klopfte es gegen die Bordwand. Ein Polizist stand draussen und wollte unsere Pässe sehen. Ich reichte sie Ihm und er machte sich einige Notizen. Das war dann auch schon alles und er verabschiedete sich wieder ohne weitere Erklärung.

Wir gingen dann in die Stadt. Diesmal jedoch in die westliche Richtung. Hier war dann tatsächlich mehr los.

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Einkaufsstraße in Cartagena
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Cartagena

Costa Blanca

21.9.2016
Das nächste Etappenziel war Torrevieja, das bereits in der Provinz Alicante liegt. Wind gab es überhaupt keinen und so fuhren wir als Motorboot mit Mast. Die Küste dieser Provinz ist auch als Costa Blanca, die weiße Küste, bekannt und erstreckt sich bis nach Denia. Die Costa Blanca ist touristisch am weitesten erschlossen. An Bord waren genug Vorräte und so sparten wir uns die Prozedur im Marina-Office und gingen vor Anker. Das Dinghi wurde klargemacht, um an Land ein Restaurant aufzusuchen. In der Stadt selbst war wenig los und so wählten wir ein Lokal auf dem Marinagelände. Auf der Rückfahrt zum Schiff bemerkten wir mitten auf der großen Wasserfläche ein kleines Boot, aus dem heraus ein Mann winkte und wir fuhren hin. „My motor is broken“, sagte er. Wir schleppten Ihn an seinen Steg. Er hätte wahrscheinlich lange auf dem Wasser ausharren müssen, denn es herrschte überhaupt kein Verkehr mehr und dunkelte bereits. Das Dinghi wurde verstaut und wir gingen zu Bett. Die ganze Nacht über war im Schiff ein seltsames Knistern zu hören, dessen Herkunft nicht klar war.

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Marina Torrevieja vom Ankerplatz aus gesehen

22.9.2016
Vor Sonnenaufgang war es vollkommen neblig. Das ganze Schiff triefte förmlich von Kondenswasser. Das hatten wir zuletzt an der Westküste Portugals. Als der Anker einlief war sein Schaft handwarm. Offenbar rühren sowohl die seltsamen Knistergeräusche als auch der starke Nebel von dem übermäßig warmen Wasser.

Die Fahrt nach Alicante, der Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz dauerte nur fünf Stunden. Natürlich auch wieder eine Fahrt als Motorboot, denn der Wind blieb weiterhin aus und das vorhandene schwache Lüftchen von 5 Knoten kam, wie sollte es anders sein, von vorne. Um 14 Uhr waren alle Formalitäten erledigt und das Schiff lag an seinem Platz in der Marina Alicante, der für ein Jahr gebucht ist.

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Marina Alicante, Rezeption und Wartesteg
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Festgemacht

 

Eigentlich sollte die Fahrt noch bis Denia gehen, doch dafür war nicht mehr genügend Zeit, weil wir wegen dringender Angelegenheiten nach Deutschland zurück mussten. Alicante besitzt einen Flughafen, von dem aus Flüge direkt nach Hamburg gehen.

Es wurde entschieden noch ein paar Tage in Alicante zu bleiben. In dieser Zeit sollten die vorhandenen Mooringleinen gewechselt werden. Sie waren 40 mm dick, dreckig und viel zu schwer für eine Bordfrau. Außerdem musste das Boot für eine mehrwöchige Abwesenheit aufgeklart werden. Eine Liste fehlender Dinge, die beim nächsten Besuch mitgebracht werden müssen wurde angefertigt.

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Dokument2

Portugal

Porto

1.9.2016
Um 8 Uhr geht es los. Wir verlassen Baiona mit Kurs in Richtung Porto, das Luftlinie gemessen etwa 60 Seemeilen südlicher liegt. Es weht kein Wind, also versuchen wir es weiter draußen auf dem Meer. Der Wind wehte dort zwar etwas stärker, drehte aber zunehmend auf Nord. Er fiel schließlich platt von hinten ein und reichte in der immer noch vorherrschenden Dünung nicht wirklich zum Segeln. Der größte Teil der Strecke muss also mit Motor zurückgelegt werden. Unterwegs wurde festgestellt, dass sich der Fäkalienbehälter der Toilette achtern nicht mehr leert. Da auch die Toilette im Vorschiff seit längerem verdächtige Geräusche macht bleibt zu hoffen, dass wir nicht noch Eimer benutzen müssen. Um 19 Uhr MESZ laufen wir in den Hafen von Porto ein. Hier gilt im Sommer UT +1 also war es erst 18 Uhr Ortszeit. Die in einer Ecke des Industriehafens liegende Marina ist recht klein für eine Stadt wie Porto und deshalb brechend voll. Ein kleineres Schiff hätte vielleicht noch einen Platz gefunden. Wir aber nicht und so mussten wir direkt vor der Marina ankern. Zum Landgang hatten wir keine Lust mehr.

2.9.2016
Morgens um 7 Uhr klingelt der Wecker, wir sind aber längst wach aufgrund des Geheuls eines Nebelhorns. Ein Blick nach draußen gibt kein gutes Bild ab: Totale Waschküche. Soll man jetzt fahren oder noch warten. Die Wetterberichte verkünden auch nichts Gutes. Windstärken zwischen 1 und 2 Bft für die nächsten 16 Tage, manchmal eine drei. Da ist täglicher Nebel mit einzuplanen. Wir entscheiden, noch einen Tag am Anker liegen zu bleiben. Das Dinghi wird klargemacht. doch außer Nebel und Industrie-Tristess ist nichts interessantes zu finden. Wir packen das Dinghi wieder ein und beschließen, diesen Ort am nächsten Morgen zu verlassen, ob Nebel oder nicht.

3.9.2016
An frühen Morgen haben die Nebelhörner aufgehört. Ein Blick aus dem Fenster zeigt klare Sicht. Also aufstehen, Frühstücken und Boot klarmachen zum Auslaufen. Beim Frühstücken gehen die Nebelhörner wieder los. Dann wird eben im Nebel gefahren. Radar und AIS funktionieren schließlich. Das nächste Ziel ist Aveiro, nur etwa 30 sm weiter südlich. Beim Verlassen von Porto klart es schließlich sogar auf.

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Hafeneinfahrt von Porto

Aveiro

In Aveiro treffen wir Jens mit seiner Yacht Punctulum. Er bereitet sich gerade auf seine Fahrt in die Karibik vor und hat dafür noch Zeit, weil er den großen Sprung über den Atlantik erst im November starten kann.

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Vom Ankerplatz ist die Stadt Aveiro leider noch zu weit entfernt. Da es am nächsten Abend weiter gehen sollte, wurde nur noch das Nötigste in einem kleinen Supermarkt in Sao Jacinto eingekauft.

4.9.2016
Abends um 18:18 hatte die Flut ihren Höchststand und wir liefen gemeinsam mit der Punctulum aus. Da kein Wind war musste die Maschine laufen. Das nächste Ziel war Peniche. Als Alternative wurde die Insel Berlenga ausgesucht. Später als es schon dunkel war kam der nötige Wind auf, und das Großsegel konnte gesetzt werden.

5.9.2016
Am Morgen lag die Punctulum etwa 7 Meilen hinter uns. Wir entschieden, weder Peniche noch Berlenga anzulaufen, sondern gleich weiter nach Cascais zu gehen. Unser Ziel war es, dem lästigen Nebel an der Westküste Portugals so schnell es geht zu entkommen. Die Luft war auch immer kalt und das war kein Wunder, denn der Ozean hatte kaum 20 Grad. Ich rief Jens per Funk an und teilte Ihm unsere Entscheidung mit. Er war bereits auf Berlenga, fuhr von dort aber schon nach Peniche um zu ankern.

Cascais

Als wir gegen Nachmittag um Kap Raso bogen geschah ein Wunder. Uns schlug beinahe heiße Luft entgegen. Die Wassertemperatur hatte plötzlich 27 Grad und die Sonne brannte mit voller Kraft. Der Wind blies kräftig aus Nord. Wir suchten uns einen geeigneten Ankerplatz zwischen den vielen bereits ankenden Booten.

 

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Cascais, Strand und Ankerplatz

Dann ging ich nach vorn, um die Kettennuss zu lösen, aber es kamen nur etwa 3 m Kette heraus. So etwas wie ein Knoten in der Ankerkette verhinderte ihr Ausrauschen. Der Weg nach hinten, um den Hauptschalter der Ankerwinsch einzuschalten und dann wieder nach vorn zum Klarmachen der elektrischen Bedienung reichten aus, das Schiff bei dem herrschenden Wind von von über 20 Knoten völlig zu vertreiben. Es musste neu angefahren werden. Nun klappte es zwar mit der Kette, aber der Anker hielt nicht. Er holperte über scheinbar felsigen Grund. Beim dritten Mal erst gelang es den Anker einzufahren. Wir waren auch schon völlig müde.

6.9.2016
Das Dinghi wurde klargemacht, um in die Stadt zu kommen. Es gab nur einen Dinghisteg beim örtlichen Yachtklub. Dort festgemacht mussten wir feststellen, dass ein Tor den Austritt aus dem Gelände versperrte. Also haben wir einen Platz am Fischersteg zwischen zahlreichen kleinen Fischerbooten angesteuert, ganz vorsichtig, damit unser Propeller von den zahlreichen Mooringleinen freibleibt. „No Problem“ sagte ein Fischer, als ich ihn fragte, ob unser Dinghi dort liegen bleiben kann.

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Cascais

Die Stadt erfreute uns mit ihrem südlichen Charme nach den vielen düsteren Nebeltagen mit ihrer Kälte. Reges Leben überall, der Strand voller Menschen und zahlreiche Gaststätten, die um Kunden buhlten. Bier und Essen bei Livemusik von einer einheimischen Band brachten uns wieder vollends in gute Stimmung.
Doch wir wollten weiter. Gegen Abend fuhren wir noch die Tankstelle in der Marina an und nahmen dann Kurs auf Sagres das gleich nach der Umrundung des Kaps Vicente etwa 100 Seemeilen weiter an der Südküste Portugals liegt. Dort gibt es nur einen Ankerplatz. Als wir etwa 8 Seemeilen weit draußen waren entdeckte ich zufällig, dass Jens mit der Punctulum in Cascais lag. Mein Funkgerät war während unserer Liegezeit ausgeschaltet gewesen, so dass ich sein Kommen nicht mitbekommen hatte. Ein Anruf von mir blieb erfolglos. Vielleicht war diesmal das Gerät von Jens ausgeschaltet.

Portimao

7.9.2016
Am Kap und am Ankerplatz von Sagres blies es kräftig. Als der Anker gegriffen hatte bemerkten wir, dass unser Boot von Fliegen okkupiert wurde. Also schnell Anker auf und weg. Portimao sollte noch bei Tageslicht erreicht werden können. Die Fahrt bis dahin wurde genutzt, um die zahlreichen Fliegen zu erschlagen. Dabei ging unsere einzige Fliegenklatsche noch zu Bruch.

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Ankern in Portimao

In Portimao wollten wir uns nicht lange aufhalten, denn unser Ziel war die Marina Vilamoura, weil wir dort unseren Fäkalientank absaugen lassen können, der langsam anfing zu riechen.

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8.9.1916
Am Morgen war unser Boot voll mit Flugasche, die von Waldbränden im Norden Portugals herübergetragen worden war. Auch das Wasser war übersät damit. Noch wehte kein Wind und wir mussten auf dem ersten Drittel der Strecke die Maschine benutzen.

Vilamoura

Die Marina Vilamoura ist die modernste in ganz Portugal. Zuerst wird am Rezeptionssteg festgemacht, um die Formalitäten zu erledigen, die wieder einem Einklarieren ähnlich waren.

Empfangssteg der Marina Vilamoura
Empfangssteg der Marina Vilamoura

Der Service in dieser Marina gehörte zum Besten auf der bisherigen Reise. Der Fäkalientank wurde endlich ausgepumpt, aber die Verstopfung war damit noch nicht beseitigt. Die Mitarbeiter der Marina halfen dann beim Festmachen des Bootes, weil plötzlich, wie immer in diesem Moment starker Wind aufkam.
Danach ging es an Land. Die Marina ist umringt von unzähligen Pubs, Kneipen, Restaurants, Läden und riesigen Hotelanlagen. Es wimmelt nur so von Menschen. Die Sonne brennt, der Himmel ist blau und wir beschließen, noch einen oder zwei Tage zu bleiben. Das einzig Störende ist der Gedanke an den verstopften Fäkalientank, der einer Lösung bedarf.

Wenn man vom Steg kommt
Wenn man vom Steg kommt
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Vilamoura an der Marina
Ein Wassertaxi innerhalb der Marina
Ein Wassertaxi innerhalb der Marina
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Pub in Vilamoura
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Am Badestrand in Vilamoura

Der Fäkalientank wurde geöffnet. Die Handgriffe einer Wasserpumpenzange in zwei der drei Vertiefungen gedrückt und ein großer Schraubendreher als Hebel dazwischen haben geholfen. Doch leider versperrte das Abpumprohr den tieferen Einblick in den Behälter. Ein paar Liter Wasser wurden eingelassen und jede Menge Salz und Tabs von der Spülmaschine geopfert. Vielleicht hilft zukünftiger Seegang die Obstruktion aufzulösen.

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Nach Spanien

Die Biskaya

23.8.2016
Um von Frankreich nach Spanien zu gelangen, muss man die Biskaya überqueren. Die Biskaya ist berüchtig für Sturm und Seegang. Eine Überquerung sollte deshalb vor Mitte September erfolgt sein. Eine alte Regel sagt: In Brest warten, bis der Wind auf NW dreht, dann nach Westen segeln, bis La Coruna mit Südkurs angelegt werden kann. Wir hatten aber eine Wettervorhersage, die generell gutes Wetter versprach, also entschieden wir loszusegeln.

Es war strahlender Sonnenschein als wir am späten Dienstagvormittag die Segel heißten. Der Wind blies aus Süd und wir kamen mit guter Fahrt aus der Bucht heraus und bis ans Ende der CHAUSSEE DE SEIN, einem weit nach Westen ausgedehntem Riff. Dann trat Flaute ein. Der Wind drehte langsam auf NO, später in der Nacht dann auf Nord und frischte immer mehr auf. Drei Nachtwachen von jeweils drei Stunden wurden eingeteilt. Bei der herrschenden Dünung konnte in der vorderen Kabine nicht mehr geschlafen werden. Man wurde hin und her geworfen. Also Umzug der Freiwache in den Salon. Die Tischplatte wurde abgesenkt und die für die Tischfläche gelieferte Matratze aufgelegt und dann geschah es. Beim Hinlegen brach die Tischplatte ab, die wie sich herausstellte, nur von vier winzigen Schrauben gehalten wurde.

SalontischTischschraube

Dass jemand auf die Idee gekommen ist, eine so große und schwere Span-Tischplatte auf einem Seeschiff mit nur vier 4,8 mm Schrauben auf einem Mittelfuß sicher befestigen zu können ist unglaublich. Der Aluminiumfuß zur Befestigung einer Platte enthält Bohrungen für 8 mm Bolzen. Doch dafür hätte die Tischplatte einen metallenen Unterbau besitzen müssen. Der Tisch hat bisher nur zwei Absenkungen zum Schlafplatz mitmachen müssen und ist bei der zweiten dann abgebrochen.

Nächtliche Begegnungen sind auch im Seegebiet Biskaya möglich. In der ersten Nacht gab es im Halbmeilenbereich gleich drei Begegnungen mit zwei Fischtrawlern, und einer Motoryacht.
Dünung und achterlicher Wind führten zum Schlagen der Segel. Die Selbstwendefock musste mehrfch weggerollt werden.

24.8.2016
Der Himmel ist bedeckt. Der Wind kommt aus N bis NO mit häufig wechselnder Stärke zwischen 2 Bft und 6 Bft. Oft musste gehalst werden, weil der Wind zu sehr achtern einfiel und wenn dieser unter 13 Knoten ging fingen die Segel bei der herrschenden Dünung zu klatschen an. Um die Mittagszeit musste auch mal die Maschine gestartet werden. Die See wurde zunehmend kabbelig. Offenbar hat sich die Windsee aus Norden mit der Atlantikdünung aus Westen zu einer Hügellandschaft zusammengemischt. Richtige Wellenzüge waren kaum noch auszumachen und das Schiff schaukelte sehr. Zweimal ist das Großsegel unter Autopilotsteuerung backgeschlagen, wobei der Bullenstander Patenthalsen verhindert hat. Das Abrutschen des Hecks auf einem Wellenberg nach Luv dreht den Bug nach Lee und kippt den Mast nach Luv. Das führte zum heftigen Hin- und Herschlagen des Schlittens der SW-Fock und zum Klatschen der Segel. Teilweise konnte nur mit dem Großsegel gefahren werden.

25.8.2015
Die Nacht war sehr unruhig. Selbst für die Freiwachen war an Schlaf nicht zu denken. Gewitter zogen über die Biskaya. Die Segel wurden vorsichtshalber eingerollt und die Maschine gestartet. Nach Sonnenaufgang wurde festgestellt, dass der neue Schlitten auf der SW-Schiene klemmt. Ursache sind die heftigen Anschläge beim Übergang der SW-Fock infolge zu starker Schiffsbewegungen und beim Halsen. Im nächsten Hafen muss der Wagen wieder gerichtet werden. Die Anschlagdämpfer aus Gummi auf beiden Seiten der SW-Schiene sind zerfetzt worden. Es wird bezweifelt, dass eine Selbstwendefock bei zunehmend schwerer See und Raumwind überhaupt noch verwendet werden kann. Hier braucht man vielleicht eine Vorrichtung, die ähnlich wie ein Bullenstander die SW-Fock am automatischen Übergehen hindert. Auf der Ostsee war das nie ein Problem, hier in der Biskaya und bei dem gerade herrschenden Wetter konnte letztlich nur noch mit dem Großsegel gefahren werden.

Die Stimmung ist gedrückt. Die Mitsegler müssen bald ihre Heimreise antreten, ohne das ursprüngliche Ziel erreicht zu haben. Ihre Urlaubszeit ist zu Ende und das macht traurig. Warum nur hatte das Schiff so viele zeitvernichtende Schäden? Es ist nebelig und es nieselt, die Schiffsbewegungen sind heftig, der Wind fiel auf 12 Knoten von achtern und macht das Segeln in der Dünung unmöglich. Das Großsegel klatscht nur noch, der Rodkick rumpelt weil der Baum immer wieder steigen will und die Fahrt geht herunter auf 4 Knoten. Die Maschine muss gestartet werden.
Um 21:30 fällt der Anker in einer Bucht gegenüber der Marina La Coruna. Er slippt jedoch zunächst. Beim Lichten werden zwei weitere Anker zutage gefördert. Ein etwa 20 pfündiger Draggen und ein alter Stockanker. Letzterer fällt gleich wieder in die Tiefe. Der Draggen kann nur mit dem Bootshaken entfernt werden, wobei dieser seine Kunststoffspitze einbüßt.  Damit hat die Biskaya-Überquerung insgesmt 58 Stunden gedauert. Ein Platz in der Marina soll am folgenden Tag im Hellen gesucht werden.

Marina Coruna

25.8.2016
Größere Schiffe finden zum Anlegen eine Box am hinteren Ende der Marina in der Gasse zur Tankstelle. Völlig ungewohnt ist die Anmeldeprozedur, bei der man das Schiffszertifikat oder ein ähnliches Dokument vorlegen muss. Dafür gibt es eine ordentlich Rechnung auf einem DIN A4 Blatt.

Marina A Coruna
Anfahrt zur Marina Coruna

Der erste Tag wurde damit verbracht, den Schlitten der Selbstwendefock wieder in Ordnung zu bringen. Er rollte überhaupt nicht mehr. Schuld waren die achterlichen Winde in der Biskaya im Zusammenspiel mit der Dünung. Einige heftige Schläge haben gereicht, dass zwei Kugeln eingeklemmt wurden und der Rollmechanismus versagt hat. Der noch intakte Wagen des ersten Schlittens wurde dann mit dem intakten Wagen des gerade in Hindeloopen erneuerten Schlittens kombiniert. Außerdem wurden zwei Leinen vom Schlitten beiderseits nach hinten ins Cockpit geführt. Sie können dann an der jeweiligen Heckklampe belegt werden. Dieser „Bullenstander für die Fock“ verhindert das unkontrollierte Übergehen des Schlittens in einer Dünung, was nach einigen Malen unweigerlich zu dessen Funktionsstörung führen würde.

klemmende KugelnMarina A Coruna

Die Stadt A Coruna hat etwa 250 000 Einwohner. In der Altstadt findet man unzählige Pubs, Restaurants und Bars. Das Essen ist überall sehr preiswert und schmackhaft. Die Menschen sind überaus freundlich und hilfsbereit.

Palast

 

Palme A Coruna
An der Promenade

28.8.2016
Es ist ein sehr trauriger Tag, denn es heißt Abschied nehmen. Unsere Mitsegler, Sohn, Schwiegertochter und Enkel müssen nach Deutschland zurück. Sie nehmen den Flieger von Santiago nach Berlin Tegel. Ein Ergebnis laufender Pannen mit dem Schiff. Wir müssen zu zweit weitersegeln und beschließen nur noch Tagestouren zurückzulegen. Unser erster Schlag führt nach Camarinas, einer sehr schönen Ankerbucht. Der Wind weht aus Nord, eigentlich günstig aber da es höchstens 5 Knoten sind ist Segeln unmöglich. So geht es mit Maschine und 6 Knoten Fahrt immer an der Küste entlang.

Insel
Die Insel Sisarga Grande
Ankerbucht
Ankerbucht Camarinas

29.8.2016
Der Anker saß im Lehmgrund extrem fest, so dass ihn die Winde nur mit größter Anstrengung heben konnte. Der Wind blies mit Stärke 4 und es konnte gesegelt werden. Unterwegs waren zahlreiche Fischer und auch Segelboote. Der Himmel war strahlend blau.

Segler vor Cap Finoisterre
Segler vor dem Kap Finisterre
Fischer
Spanischer Fischtrawler

Das Etappenziel war Vigo. Der Anker fiel jedoch vor Punta Centoleira, etwa 30 sm vor Vigo. Doch was war das? Der Wind nahm am späteren Abend enorm zu und reichte in seinen Spitzen bis an 8 Bft (33 Knoten) heran. Das Schiff schwoite nicht mehr, es schleuderte und bockte nur noch. Alle verfügbaren Wetterberichte gaben nur Windstärken bis 4 Bft an. Geankert wurde bei 4 Bft, doch die Flut stieg noch. Dafür muss mehr Kette gesteckt werden. Alles geschah dann im Dunkeln um halb eins in der Nacht. Ankerkralle entfernen, mehr Kette stecken und Ankerkralle wieder einhaken. Dann endlich konnte geschlafen werden.

Am Morgen begrüßte uns ein wolkenloser blauer Himmel. Nichts deutete auf den Sturm in der Nacht außer den Schwojestreifen auf dem Kartenplotter die aus zwei dicken Balken bestanden, die im Abstand der nachgesteckten Kette aufgezeichnet worden waren.

Ankerplatz
Hafen von Punta Centoleira

Da kein Wind blies musste das nächste Ziel unter Maschine angesteuert werden. Es war nicht mehr Vigo, sondern Baiona, da es dichter am Atlantik liegt und die Weiterreise einfacher macht. Baiona lag keine 30 Meilen weiter südlich.

Baiona

Festmachen kann man in der Marina und ankern in der Bucht östlich davon. Wir entschieden uns für die Marina und machten längsseits fest.

Zephir in Baiona
Zephir in Baiona
Marina Baiona
Marina Baiona
Ankerplatz BAIONA
Ankerplatz in Baiona

Die Anmeldeprozedur im Hafenbüro war wieder kompliziert. Ein langes Formular mit Durchschrift war auszufüllen. Schiffspapiere, Versicherungsnachweise und Pässe mußten vorgelegt werden und alles wurde dann auch noch kopiert. Während es in den Marinas in Dänemark und Schweden für EU-Bürger nur noch Automaten zum Bezahlen des Hafengeldes gibt, gleicht die Prozedur in Spanien fast einem Einklarieren. Die EU ist noch sehr unterschiedlich.

Baiona ist eine alte spanische Stadt mit vielen kleinen Gassen und alten Gebäuden. Bereits in der Einfahrt zum Hafen wird man von einem mächtigen alten Fort begrüßt.

Baiona
Ein altes Fort
Baiona Brunnen
In den Gassen der Altstadt von Baiona

Wir haben entschieden zwei Tage zu bleiben und die nächste Etappe nach Porto in Portugal am 1. Sep zu starten.

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Dokument2

Frankreichs Küste

Calais

In Calais wurde an einer Mooringtonne im Vorhafen festgemacht. So kann man selbst bestimmen wann es weitergeht und muss nicht auf Hochwasser warten bis sich die Schleusentore zur dahinterliegenden Marina wieder öffnen. Frankreich empfing uns mit strahlend blauem Himmel, doch die Müdigkeit aufgrund der vorhergehenden Nacht war groß und alle wollten schlafen.
Am nächsten Morgen war die Pracht schon wieder vorbei. Dunkle Wolken wohin man sah und der Wind heulte in den Wanten. Die Flut war bereits weit abgelaufen und der Ebbstrom in Richtung Süden hatte fast sein Maximum erreicht. Etwas davon wollten wir noch nutzen können. Also ein schnelles Frühstück und dann Leine los, auf nach Cherbourg zur geplanten nächsten Station.

Calais Flut
Calai Vorhafen bei Flut
Calais Vorhafen bei Ebbe
Calais Vorhafen bei Ebbe
Fähtre vor Calais
In Calais einlaufende Englandfähre

Die Ausfahrt aus dem Hafen war ein wenig aufregend aufgrund des regen Fährverkehrs zwischen Calais und Dover. Der Wind wehte mit 20 Knoten aus Südwest, genau aus der Richtung in die wir wollten. Einzelne Böen kamen sogar an 30 Knoten heran. Das Großsegel wurde gerefft. Der starke Gegenwind und der Umstand, dass die Strömung bald kippen und gegen uns sein wird führte zur Entscheidung den 20 sm südlich liegenden Hafen von Boulogne-sur-Mer anzulaufen.
Die Marina von Boulogne-sur-Mer war brechend voll und es war ein wenig abenteuerlich ohne Bugstrahlruder zu manövrieren. Wir legten schließlich an einem Engländer an. Doch etwas später bekam dieser Angst um sein kleineres (50 Fuß) Boot, weil für die Nacht stärkerer Wind vorhergesagt wurde. Wir nahmen ihm die Angst, legten ab und okupierten einen Liegeplatz gegenüber an einem kommunalen Schwimmsteg, wo ein Schild das Anlegen für Yachten untersagte. Der stärkere Wind in der Nacht blieb aus. Morgens um 7 Uhr hieß es wieder Leinen los. Der Wind blies genau aus Westen. Laut Wetterbericht sollte er später auf Nord drehen. Zunächst ging es in Richtung Süden. Doch um Cherbourg zu erreichen müssten wir nach Nordwest und die Winddrehung ließ auf sich warten. Es ging also wieder auf die Kreuz. Schräglage bei zunächst Vollzeug und ein Seegang von 2 bis 3 m forderten dann bei einigen Mitseglern ihren Tribut. Die These, dass Kleinkinder bis zu zwei Jahren nicht Seekrank werden können wurde auf diesem Abschnitt der Reise wiederlegt, unser kleiner Carl mit 16 Monaten wurde Seekrank und hat sich übergeben müssen. Im Vergleich zur Nordsee war das durchfahrene Seegebiet fast als einsam zu bezeichnen. Außer einigen Segelbooten, ein paar Fischern und Fähren gab es kaum Begegnungen. In der Nacht war das Radargerät das wichtigste Navigationsmittel.

Cherbourg

Nach langen Kreuzschlägen um 2 Uhr in der Nacht drehte der Wind dann auf Nord und der Kurs auf Cherbourg konnte direkt angelegt werden. Nach weiteren 8 Stunden war es dann soweit. Am Eingang zur Marina wurden wir von einem Schlauchboot mit zwei netten jungen Männern mit einem Empfangspackage in einer Tüte begrüßt und zu einem Empfangsponton geleitet. Nach einigen Minuten kamen sie mit einen geeigneten Liegeplatz zurück, der unser Problem mit den defekten Querstrahlrudern berücksichtigt, denn das Heckstrahlruder sagte inzwischen auch keinen Mux mehr.

Zephir in Cherbourg
Zephir festgemacht in Cherbourg
Marina Cherbourg
Marina in Cherbourg

Das klärte sich teilweise am nächsten Tag. Durch das teilweise heftige Einsetzen des Schiffs beim Gegenanfahren im stukigen Kanal müssen Teile des gebrochenen Bugstrahlruders in den Öffnungsmechanismus der Bugklappe geraten sein wurde spekuliert (was wirklich war, klärte sich später). Weil diese sich nun nicht mehr ordnungsgemäß öffnen konnte, war auch das Heckstrahlruder funktionslos geworden, denn beide Querruder werden werden mit demselben Schalter gleichzeitig angesprochen. Nach Entfernen der separaten Steuersicherung des Bugstrahlruders funktionierte dann auch das Heckstrahlruder wieder. Ein kleiner Lichtblick nach den letzten Pannen.
Man sollte sich besser ein zwei Jahre altes Schiff und kein Neues kaufen. Dann ist nicht mehr mit so vielen Ausfällen zu rechnen. Das dürfte der Erstbesitzer inzwischen erledigt haben. Das bestätigen mir viele Eigner und zwar unabhängig vom Schiffstyp.

12.8.2016
Die Teile aus Italien kamen an. Wir machten das Dinghi klar, um den größeren Portalkran der Firma PNA (PORTS OF NORMANDY AUTHORITY) zu finden. Der Marina-Portalkran war für die Breite unseres Schiffes zu klein. Wir fanden den PNA-Kran im östlichen Hafengebiet. Ein Polizeiboot hielt auf uns zu und stoppte uns. Wir waren in ein Sperrgebiet hineingefahren, was verboten ist. Die Beamten wollten Papiere sehen und weil wir diese nicht dabei hatten folgten sie uns bis zur Yacht. Dort angekommen sahen sie unsere Yacht mit der deutschen Flagge, schenkten uns Glauben und wünschten uns weiterhin gute Fahrt ohne noch Papiere sehen zu wollen.
Telefonisch bekamen wir einen Krantermin für Dienstag Abend, den 16. August in Roscoff. Wir beschlossen den Hafen am kommenden Tag zu verlassen, nachdem wir nochmals Einkaufen waren. Das nächste Ziel sollte die Kanalinsel Alderney sein.

Alderney

13.8.2016
Diese Kanalinsel gehört zwar nicht zu Frankreich liegt aber so dicht an dessen Küste, dass man sie fast zwangsweise anlaufen muss.

Morgens um viertel vor 5 hieß es aufstehen, anziehen und Dinghi holen. Dieses wurde am Vortag benutzt, um sich im ziemlich entfernten, aber auf dem Wasserweg gut erreichbaren Supermarkt zu verproviantieren. Leider dauerte der Einkauf etwas zu lang und die Rückfahrt durch das Schleusentor war dadurch versperrt. Wir mussten auf die nächste Flut warten, dumm gelaufen. Nach dem Frühstück ging es mit der nach West einsetzenden Strömung los. Die Kanalinsel war nur ein 30 sm entferntes Zwischenziel, das in etwa vier Stunden erreicht wurde.
Wir nahmen eine Mooringtonne und machten gleich das Dinghi klar. Dann kam schon das Hafenmeisterboot zum Kassieren. Ankern kostet pro Nacht 10 Euro und Tonne 20 Euro. Das Einklarieren ist mit dem Ausfüllen eines Zollformulars erledigt. Dieses muss man anschließend in einen gelben Briefkasten am Aufgang vom Dinghisteg einwerfen.

Alderney Dinghisteg
Dinghisteg am Hafen
Alderney Hafen
Der Hafen von Alderney am Abend

Am ersten Tag ging es gleich in die zentral gelegene Ortschaft St. Anne. Irgendwie schien hier die Zeit stehengeblieben zu sein. Zum Dinner wählten wir ein Thailändisches Restaurant. Das Essen schmeckte ausgezeichnet und der Service war vom Besten. Es war spät, als wir endlich zurück auf der Yacht waren.
Nach kaum einer Stunde Schlaf gab es plötzlich einen Rums, gefolgt von lautem Getrampel auf dem Deck gemischt mit hektischen Diskussionen, Gepolter und Geschimpfe. Alle waren sofort wach. Ein Franzose mit einer reichlich unerfahrenen aber zahlenmäßig großen Crew war längsseits gegangen und hatte Schwierigkeiten mit dem Festmachen. Das gehört zum Segeln entschuldigte er sich. In Dänemark sind wir einmal morgens aufgewacht und hatten überhaupt nicht bemerkt, dass über Nacht ein Schwede ins Päckchen mit uns gegangen war. So geht das nämlich auch.

Alderney Strand
Sandstrand bei Ebbe

Der folgende Tag war Wandertag und führte in die nähere Umgebung in einige schöne Buchten mit Sandstrand, die sich sehr gut zum Baden eignen. Leider war es recht windig und das Wasser hatte auch nur 21° C.
Eigentlich wollten wir erst am Montag Abend auslaufen, doch die Nacht auf Montag war sehr schaukelig. Der Wind hatte auf Westen gedreht und viele verließen den plötzlich sehr unfreundlich gewordenen Ankerplatz. Das Dinghi musste in die Heckgarage, was sich als recht abenteuerlich und nass gestaltete. Die Fahrt startete dann sehr rasant unter Ausnutzung der Stömung in „The Swinge“, die bis zu 4,5 Knoten betrug. Da es bereits Mittag war, würde die 185 sm entfernte Marina Roscoff erst in der Nacht erreicht werden können.

Trimaranfähre überholt
Wir werden von 38 Knoten Fähre überholt

Wegen der Unsicherheit über die anzutreffenden Strömungsverhältnisse in der Marina und die Behinderung durch das defekte Bugstrahlruder führte zur Entscheidung einen Ankerplatz vor Trebeurden anzulaufen.

Morgens am Ankerplatz
Morgens am Ankerplatz Trebeurden

Von dort bis Roscoff waren es nur noch 15 sm. Der Ankerplatz wurde nach 12 Stunden und 30 Minuten Fahrt nachts um 1 Uhr erreicht. Geankert wurde auf 7 m Tiefe bei Ebbe auf reinem Sand mit genügend Kette.

Auf den Hartstand

16.8.2016
Die Marina Roscoff wurde am frühen Nachmittag erreicht und begrüßte uns mit einer starken Strömung. Glücklicherweise war ein Platz am Kopf eines Stegs frei, so dass wir sofort anlegen konnten. Nach Erledigung der Formalitäten warteten wir auf das Hochwasser, das zum Kranen notwendig war. Es ging rückwärts in die Portalkrananlage. Ein Seitenwind von 15 Knoten bei fehlendem Bugstrahlruder und eine Kranbreite von 6 m bei einer Bootsbreite von 5,2 m machte die Sache kitzelig. Wir bekamen  gute Unterstützung durch ein Marina-Dinghi, das mit seinem 30 Ps Außenborder mit Vollgas den Bug nach Luv zog. Alles ging gut und das Schiff kam ohne Schramme aus dem Wasser.

Hartstand
Auf dem Hartstand

Doch was war das? Die Klappe für das Bugstrahlruder war völlig demoliert und nach innen gedrückt. Ein Stück Laminat war abgerissen, das den hinteren Anschlag der Klappe bildete. Dadurch hat die See die Klappe einseitig nach innen drücken können und den Mechanismus verbogen. Doch mehr als 2 m bis 3 m Wellen und Windstärke 6 haben nicht geherrscht. Was soll erst bei Sturmstärke passieren?

Klappe 0
Von der See demolierte Bugklappe

Kreuz 0Kreuz 2

Nur mit Gewalt war die Klappe überhaupt zu öffnen. Wie erwartet war das Kreuzgelenk gebrochen. Die herbeigerufenen Mechaniker wechselten es aus. Das Problem mit der Klappe war damit aber nicht gelöst. Ein Schiffbauer aus der Nähe richtete zunächst den verbogenen Mechanismus. Er machte die zu kleinen 6 mm Befestigungsschrauben dafür verantwortlich. Sie waren sämtlich völlig lose.

Leider konnte HanseYachts keine neue Klappe liefern. So blieb nur, die zerflederte Klappe notdürftig reparieren zu lassen. Das Schiff muss dann später nochmal aus dem Wasser, was südlich des 50. Breitengrades immer kostspieliger wird. Sehr ärgerlich war der dadurch entstandene Zeitverlust insbesondere für die Mitsegler, die sich ja nicht im Ruhestand befanden und mit ihrem Urlaub haushalten mussten. Durch den abgerissenen Selbstwendeschlitten und das defekte Bugstrahlruder waren jetzt schon mehr als zwei Wochen verloren gegangen. Außerdem macht es überhaupt keinen Spass, wenn an einem neuen Schiff alle paar hundert Meilen irgendwas kaputtgeht und das immer nur wegen loser Schrauben. Was passiert als nächstes?

Roscoff

Roscoff hat etwa 4000 Einwohner und beherbergt darüber hinaus zahlreiche Touristen. Ein Fähranleger für Englandfähren sorgt für Nachschub und zahlreiche Hotels für die Unterbringung. Die Innenstadt ist sehr quirlig. In zahlreichen Restaurants wird das Hauptnahrungsmittel Muscheln angeboten. An vielen Ecken hört man aber auch deutsche Gesprächsfetzen. Sehr beliebt ist ein Ausflug mit einer kleinen Personenfähre zur nahegelegenen Insel Ile De Batz.

Roscoff Ebbe
Stadthafen Roscoff bei Ebbe
Kirche Roscoff
Kirche von Roscoff

Wir sitzen fest

20.8.2016
Am Mittwoch wurde das Kreuzgelenk gewechselt, die Bugklappe gerichtet und abgebaut. Der Inhaber einer gegenüberliegenden Firma hatte sie mitgenommen und versprochen, diese nach ihrer Reparatur am Freitag wieder anzubauen. Der Krantermin wurde auf Freitag verschoben und wir zogen ins Hotel um. Am Freitag sagt uns der Franzose, der die Klappe mitgenommen hatte, dass er diese erst am Samstag um 17:00 Uhr anbauen kann. Der Krantermin wurde abermals verschoben.

Dann wurde es Samstag, die Werkstatt gegenüber ruhte in Frieden, kein Mensch war dort zu sehen und ein Sturm heulte. Wir hatten kein Hotel mehr und waren schon aufs Schiff umgezogen, an dem eine lange Leiter festgebunden war. Sturm, Schauer und die Ungewissheit über den Fortgang zehrten an den Nerven. Die verfügbare Zeit der Mitsegler geht zu Ende, ohne dem Ziel merklich nahe gekommen zu sein. Von bislang vier Wochen Reisezeit mussten beinahe drei Wochen für Reparaturen am Schiff aufgewendet werden, wobei alles nur vertane Wartezeit war. Wohlgemerkt, es ist ein neues Schiff. Auf etwas mehr als ein Knoten war die Durchschnittsgeschwindigkeit seit der Abfahrt in Kröslin inzwischen gefallen. Frust kam auf. Inzwischen ging das bereits ausgetauschte Radio schon wieder kaputt und die elektrische Toilette machte schon seit Tagen verdächtige Geräusche. O. k. vorerst steht sie unbenutzbar auf dem Trockenen.

Befreiung

Es ist 5 Minuten vor 17:00 Uhr. Ein Auto kommt aufs Gelände gefahren und heraus steigt unser wackerer Franzose mit der Bugklappe. Er hatte in einer anderen Werkstatt stundenlang daran gearbeitet. „This flap is bullshit, a very poor quality“ sein Kommentar. Schnell war sie angepasst und mit Antifouling behandelt.

reparierte Bugklappe
Die reparierte Klappe ist angepasstr

Dann wurde es hektisch. Der Kranfahrer erschien und schon hing unser Boot in den Schlaufen. Das Marina-Dinghi kam zum Bugsieren, denn der Wind heulte immer noch mit 20 bis 30 Knoten. Die Schlaufen senkten sich ab und der Wind trieb das Boot aus dem Portalkran heraus. Mit ablandigem Wind legten wir an einem anderen 16 m Boot an. Das Anlegemanöver war aufregend, weil das Dinghi trotz seiner diesmal 60 Ps Maschine es kaum schaffte, uns ins Päckchen zu drücken. Doch alles ging gut. Endlich war die Freiheit wiedergewonnen.

Camaret

22.8.2016
Wir erreichten die Marina am Nachmittag gegen 16 Uhr und legten am Außenponton an. Dieser Ort sollte unser Absprung über die Biskaya sein. Wir mussten uns noch verproviantieren. Insbesondere waren Obst und Getränke zu bunkern. Dazu wurde die Faltkarre aus der Segellast geholt. Zum Supermarkt musste man fast die gesamte Promenade entlang laufen, was mit unserem Carl auf der Karre zum Gaudi für die Passanten wurde.

Carl einkaufen
Nach dem Einkauf

Camaret ist ein sehr schöner Ort. Gern wären wir noch einen Tag länger dort geblieben, doch wir hatten schon zu viel Zeit verloren und das Wetterfenster für die Biskaya war gerade günstig, kein Starkwind. Also nur eine Übernachtung und dann nach einem ausgedehnten Frühstück Leinen Los und Kurs auf La Coruna in Spanien.

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Bullenstander

Leinenführung

Ein Bullenstander gehört eigentlich zur Standardausrüstung jeder Fahrtenyacht und so ist es kaum verständlich, dass diese Sicherheitsvorrichtung von den Werften meist gar nicht angeboten wird. Der Skipper muss sich allein darum kümmern. Ein Bullenstander sollte auf allen Kursen gefahren werden, ob vor dem Wind oder am Wind. Der Großbaum der Hanse 575 kann zwar niemanden im Cockpit erreichen, auf dem Deck sieht das schon anders aus. Außerdem sind Baum und Großsegel so mächtig, dass niemand auf dem Schiff eine Patenthalse erleben möchte. Siehe auch hier.

Gegner des Bullenstanders begründen ihre Meinung mit einer mangelnden Manövrierbarkeit der Yacht, aber das ist Unsinn. Abgesehen davon könnte eine Yacht nach einer ausgewachsenen Patenthalse komplett manövrierunfähig werden.

Auf unserer Hanse wurde der Großbaum nachträglich mit einem Bullenstander ausgestattet. Zu diesem Zweck wurde ein zusätzlicher Baumbeschlag zwischen Rodkick und Mainsheet eingefügt. Von einem Langschäkel in diesem Beschlag führt jeweils eine Leine nach backbord und nach Steuerbord ins Cockpit an die Spiwinschen. Die Leinen werden über jeweils zwei Blöcke geführt.

Bullenstanders am Großbaum
Am Großbaum angeschlagener Bullenstander
Bullenstander Leinenführung
Leinenführung
Bullenstander auf der Winsch
Winsch als Baumbremse

Der Bullenstander ersetzt auch den Baumniederholer, der das Steigen des Baumes verhindert, indem die Leine auf der entsprechenden Winsch durchgeholt wird. Die Hauptwinschen können mit den Schoten belegt bleiben. Auch im Hafen kann der Baum in beliebiger Stellung fixiert werden.

Halsen

Der größte Vorteil ist, dass Halsen zum Kinderspiel werden. Am Autopiloten wird der neue Kurs vorgewählt und mit o. k. bestätigt. Während das Schiff mit dem Heck langsam durch den Wind geht bleibt genügend Zeit den Bullenstander auf der bisherigen Leeseite aus der Klemmnut der Winsch zu nehmen und mit dem Baumübergang zu fieren. Die Selbstwendefock geht dabei von selbst über. Anschließend muss nur noch die Winsch auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Bullenstander belegt werden. So einfach war das Halsen noch nie.

Der hier vorgestellte Bullenstander ist gleichzeitig eine perfekte Baumbremse. Die Reibungswirkung einer am Baum aufzuhängenden Vorrichtung wird durch die Reibung an einer Winschtrommel ersetzt. Vor allem lassen sich beide Seiten komplett lösen. Zustände wie nass, trocken, salzverkrustet starker oder schwacher Wind können beim Baumübergang mit drei bis vier Windungen auf der Winsch sehr viel einfacher beherrscht werden. Eine Walder Baumbremse wurde aus diesem Grunde wieder entfernt.

Baumbremse

Im Yachthandel angebotene Baumbremsen arbeiten alle nach dem gleichen Prinzip. Eine Leine ist standardmäßig z. B. an Backbord mittschiffs an der Fußreling festgemacht und läuft dann über die am Baum hängende Bremse und einen Block auf der Steuerbordseite ins Cockpit auf eine Winsch oder Talje. Halsen funktionieren dabei nur, wenn der Wind stark genug ist. Bei zu schwachem Wind bleibt das Großsegel gern mal back stehen, insbesondere dann, wenn der Baum von der Seite  zurückkommen soll auf der die Leine an der Fußreling angeschlagen ist. Man muss dann nach vorn um nachzuhelfen. Fährt man in einer Baggerrinne mit leichtem Raumwind von Steuerbord und muss dann einer um 90° nach Backbord abzweigenden Baggerrinne folgen, kann man nur beten, dass die Maschine sofort anspringt bevor man vom Wind an den Rand der abbiegenden Fahrrinne gedrückt wird. Das Segel wird von der Baumbremse festgehalten und will einfach nicht auf die Steuerbordseite wechseln.

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Hindeloopen ungeplant

Start der Reise

21.7.2016
Nach dem Frühstück hieß es Leinen los und zur Tankstelle. In den Zusatztank passten noch 230 l Diesel. Die erste Strecke sollte nicht zu weit sein. Vielleicht nur bis Saßnitz zum Angewöhnen für die Mitsegler. Es ging dann aber doch noch weiter. Ab Kap Arkona kam der Wind dann mit nur noch mit 8 Knoten, aber platt von hinten. Mit der Standardbesegelung konnte keine ausreichende Fahrt mehr erreicht werden. Deshalb wurde der Parasailor ausgepackt. Damit waren wir dann fast so schnell wie der Wind selbst und schafften es in kurzer Zeit bis Hiddensee. Um 8:30 Uhr fiel der Anker am Dornbusch auf der Leeseite der Insel in Gesellschaft von zwei weiteren Seglern.

Abfahrt aus Kröslin
Abfahrt aus KRÖSLIN
Ankern vor Hiddensee
Ein weitere Segler am Ankerplatz vor Hiddensee

22.7.22016
Früh um 6 Uhr wehte noch ein Wind aus Osten. Also schnell den Parasailor hoch. Doch kaum geschehen drehte der Wind auf Süd und flaute auch noch völlig ab. Es half nichts. Der Parasailor wurde wieder eingepackt und die Maschine gestartet. Erst auf der Länge von Rostock erlaubte eine Backstagsbrise von 8 Knoten, dass wieder gesegelt werden konnte. Doch ausgerechnet im Fehmarnbelt, der normalerweise windigsten Ecke auf der ganzen Ostsee flaute der Wind ab und blieb unter 4 Knoten. Mit langsamer Fahrt ging es so um die Westküste Fehmarns.

23.7.2016
Morgens um 5 Uhr war totale Flaute. Da ich selbst gerade Wache hatte, wollte ich die Maschine nicht starten um den Mitseglern noch eine Mütze Schlaf zu gewähren und ließ das Boot zunächst dahindümpeln. Um 8 Uhr wurde die Maschine aber doch gestartet und es ging nach Kiel-Holtenau zum Einschleusen in den Nord-Ostsee Kanal.
Inzwischen hatten sich schon zahlreiche Spotboote auf dem Warteplatz eingefunden. Weißes Blinklicht auf dem Signalmast der Schleuse gab dann das Signal. Alle gaben Gas im Kampf um die linke Seite der Schleusenkammer, weil dort der kleinere Frachter lag, der beim Ausfahren den kleineren Propellerstrudel verursachen würde. In der Schleusenkammer vor uns hatte ein etwa 10 m langer Segler aus Schweden festgemacht. Auf die Frage wohin er denn reisen wolle kam die Antwort „around the world“.

Schleuse Kiel Holtenau
Einschleusen in den NOK in Kiel Holtenau

Mit 7,5 Knoten Geschwindigkeit dauerte die Kanalfahrt nur 7 Stunden. Nach der Ankunft in Brunsbüttel hatten wir das Glück sofort ausgeschleust zu werden. Die Fahrt ging dann weiter in Richtung Helgoland.

Fahrt im NOK
Kanalfahrt
Elbefischer
Krabbenfischer in der Elbmündung

In der Elbemündung herrschte gerade ablaufende Flut. Die Strömung erreichte zeitweise Spitzenwerte von 3,5 Knoten und so wurden mit einer Fahrt von 7 Knoten durchs Wasser Geschwindigkeiten von bis zu 11 Knoten über Grund erreicht, die uns dem Ziel schnell näher brachten. Doch dann war es wieder aus mit Wind und Strömung und Helgoland noch 10 Seemeilen entfernt. Es war schon spät und die Müdigkeit groß. Die Maschine wurde gestartet. Helgoland wurde schließlich um 2 Uhr nachts erreicht. Der Anker fiel auf der Reede zwischen den Inseln.

Nordreede von Helgoland
Auf der Nordreede von Helgoland

24.7.2016
Der Hafenmeister von Helgoland „bat“ uns frühmorgens, unseren Ankerplatz auf die nördliche Seite der Reede zu verlegen, weil bald die Touristenschiffe ankommen und die Fahrgäste ausgebootet werden müssen, wobei wir dann im Weg wären. Wir verlegten unseren Ankerplatz um etwa 1000 m nach Norden.
Nach dem Frühstück wurde das Dinghi für eine Erkundungsfahrt klargemacht. Die beste Anlandungsmöglichkeit war der Nordosthafen, denn man war sofort im Einkaufszentrum der Insel. Die vielen Zigarren- und Schnapsläden sind dem Umstand geschuldet, dass Helgoland außerhalb der Dreimeilengrenze liegt und da fällt die Mehrwertsteuer weg.

25.7.2016
Ein Hafentag in Helgoland mit Restaurantbesuch und Einkaufen war angesagt. Angelandet wurde mit dem Dinghi. Vier Erwachsene, ein Kleinkind, eine zusammengeklappte Kinder-Sportkarre und vier Einkaufstaschen waren kein Problem für das nur 2,9 m lange Schlauchboot von AB mit seinem 15 PS Außenborder.

26.7.2016
Nach dem Frühstück wurde der Anker gelichtet. Mit nördlichem Kurs fuhren wir zwischen den Inseln hinaus auf die Nordsee. Obwohl der Wetterbericht Flaute prophezeit hatte, ging es die ersten 10 Meilen zügig am Wind voran. Dann aber bekamen die Wetterfrösche doch noch Recht und gegen Mittag musste die Maschine gestartet werden.
Der Kurs war zunächst West, nördlich des küstenfernen Verkehrstrennungsgebiets. Dieses wurde auf etwa 6° östlicher Länge in Südrichtung überquert. Weiter ging es dann mit einem Kurs von etwa 250 Grad. Die Nachtwache hatte zu tun, Windparks, Fischerboote und ein in der Dunkelheit völlig unbeleuchtetes größeres Radarziel zu umschiffen. Etwa eine verlassene Bohrinsel? Um 3:30 Uhr konnten dann bei leichterer Brise aus Süd endlich wieder Segel gesetzt werden. Das Rollen des Schiffes in der Dünung hatte endlich ein Ende und wurde von einer leichten Krängung nach Steuerbord abgelöst.

Lange Anne Helgoland
Wir verlassen Helgoland nordwärts

Ein Bolzen fällt heraus

27.7.2016
Der Wind wurde stärker, die Geschwindigkeit nahm zu und die Schiffsbewegungen auch. Schließlich wehte es ständig mit 19 Knoten und die Böen erreichten 35 Knoten. Es ging flott voran, doch um 16 Uhr passierte es. Mit einem Knall riss die Fockschot den Schlitten von der Selbstwendeschiene ab. Die jetzt am Schothorn hängenden Trümmer schlugen wie wild um sich. Eine sofortige Drehung vor den Wind konnte nicht verhindern, dass die Bruchstücke des zerbrochenen Schlittens einige Schlitze ins Segel rissen. Das schließlich nach vorn auswehende Segel wurde eingerollt und die Maschine gestartet.
Neuer Kurs war der Hafen von Vlieland. Er war die dichteste Verbindung, aber immer noch knapp 30 Seemeilen entfernt. Mit dem Satellitentelefon wurde Hanseyachts von dem Vorfall unterrichtet. Glücklicherweise wehte es aus Südwest. Ein auflandiger Wind hätte die Fahrt durch das Seegatt zwischen den Inseln Vlieland und Texel bei gerade ablaufender Flut recht abenteuerlich gestalten können. Nach Umrundung der Nordspitze von Vlieland kam der Hafen in Sicht. Der Wasserstand war aber schon zu weit gefallen und die Einfahrt in den Hafen gesperrt. So ging es dann im Schutz der Insel auf Reede.
Hier wurde der Schaden besichtigt. Der zweiteilige Schlitten hat auf einer Seite einen Bolzen verloren. Eine Sicherungsschraube war herausgefallen. Dadurch hielt nur noch die zweite Seite und diese hat dem starken Wind auf der Nordsee nicht mehr standgehalten. Fotos wurden angefertigt und an Hanseyachts geschickt.

Reede von Vlieland
Holländischer Segler auf der Reede von Vlieland
Trümmer am Schothorn
Trümmer am Schothorn

28.7.2016
Herr Zachäus von Hanseyachts meldete sich und teilte mit, dass ein neuer Schlitten per Express zum Yachthafen Hindeloopen am Ijsselmeer geschickt wird, weil dort auch ein Segelmacher zu finden ist.
Also Fahrt durch das Wattenmeer. Bis Harlingen ist der Wasserstand auch bei Ebbe hoch genug. Von Harlingen bis zur Nordschleuse ins Ijsselmeer fällt der Wasserstand bei Ebbe bis auf 1 m ab. Wir fuhren so, dass wir Harlingen bei maximaler Flut erreichten und kamen dann schnell zur Nordschleuse. Nach der Schleusung ging es mit 5 Knoten Maschinenfahrt nach Hindeloopen.
Der Yachthafen dort ist riesengroß. Wir legten erst einmal an der Tankstelle an, um unseren Dieselvorrat zu ergänzen und stellten fest, dass die Maschine recht sparsam ist. Überschlagsmäßig wurde nur ein Liter Diesel pro Meile verbraucht. Der Hafenmeister wies uns einen Platz in einer 20 m Box zu. Beim Rückwärtsanlegen war das Ruder auf einmal merkwürdig schwergängig. Das konnte nur bedeuten, dass es im Schlamm rührte. Also wieder raus aus der Box und vorwärts rein. Ein kleiner Seitensteg ermöglichte das bequeme Ein- und Aussteigen ohne dass unbedingt rückwärts eingeparkt werden musste.

Eigentlich sollte es ja an der englischen Südküste entlang gehen. Dieser Zwischenfall führte zur Änderung des Plans. Nun war die französiche Küste das Ziel.

Liegeplatz in Hindeloopen
Festgemacht im Yachthafen Hindeloopen
Hindeloopen Kirche
Blick vom Liegeplatz auf den Ort

29.7.2016
Es ist Freitag. Der Segelmacher wollte sich der Sache gleich annehmen. Nach Besichtigung des Schadens war klar, dass für die Reparatur von Membransegeln in Hindeloopen keine Möglichkeiten bestanden. Das Segel musste zur Firma Northsail, die etwa 15 Autominuten entfernt lag. Der Segelmacher wollte sich darum kümmern. Leider stand das Wochenende bevor und viele der Mitarbeiter hatten Urlaub. Das Ende der Reparatur war also frühestens am Montag oder Dienstag zu erwarten. Wir mussten eine Zwangspause einlegen und feststellen, dass uns der Vorfall eine Woche Zeit kosten wird. Glücklicherweise entpuppte sich Hindeloopen als netter Ort wo man durchaus seinen Urlaub genießen konnte.

Risse im Membransegel
Risse im Membransegel

Schlimmer geht immer

2.8.2016
Gestern am Montag kam das Paket mit dem neuen Schlitten, der dann sogleich auf der Selbstwendeschine aufgebaut wurde. Heute kam die Nachricht von der Anlieferung des Segels. Der Wind kam günstig, so dass wir das Segel gleich anschlagen konnten. Um 13:00 verließen wir die Marina über das Ijsselmmer in Richtung Den Helder. Ein holländischer Segler, der vor der Schleuse mit uns im Päckchen lag, empfahl uns die Marina auf der Insel Texel. Die Marina in Den Helder wäre nur für kleine Schiffe geeignet. So nahmen wir Kurs auf Texel. In der Marina angekommen mussten wir akzeptieren, dass dort kein Platz war. Gerade als wir die Marina wieder in Richtung des vorgelagerten Werkhafens verlassen wollten, passierte es. Das Bugstrahlruder versagte seinen Dienst. Sein Motor heulte zwar auf aber die Propeller drehten sich nicht. Der Wind blies mit 16 Knoten und es nieselte. Der einzige Platz, an dem wir noch anlegen konnten waren drei Dalben im Werkhafen neben der Einfahrt zu Marina. Ein Landgang war von dort aus zwar nicht möglich, aber außer einem Platz an einer dreckigen Pier, ebenfalls mit auflandigem Wind und den Gezeiten ausgesetzt gab es keine andere Möglichkeit. Für Mittwoch und Donnerstag war Regen und stürmisches Wetter angesagt. Ohne Bugstrahlruder und Wind von 20 Knoten, in Böen bis 35 Knoten, würde es keine Möglichkeit geben, diesen Platz verlassen zu können. In einer E-Mail wurde der HanseYachts Vertrieb von dem Ereignis informiert.
3.8.2016
Am Vormittag wurde zunächst der Motor des Bugstrahlruders abgebaut. Hier waren jedoch keine Auffälligkeiten zu entdecken, der Keil steckte ordnungsgemäß und unbeschädigt in der Welle. Um auszuschließen, dass die Propeller gebrochen waren, kam von Hanseyachts der Vorschlag dieses zu kontrollieren. Wir hatten einen Freediver an Bord, mit dessen Hilfe diese Inspektion durchgeführt wurde. Nach dem Tauchgang war klar, dass ein Getriebeschaden vorliegen muss, denn die Propeller ließen sich mit dem Finger drehen. Zur Reparatur muss das Schiff jedoch aus dem Wasser.
Noch aber ging gar nichts. Wir lagen wieder einmal fest und das noch ohne Verbindung zum Land und mussten auf besseres Wetter warten. Bestimmt ist auch diesmal wieder nur eine Schlamperei schuld an allem. Schrauben sind nicht festgedreht, Sicherungssplinte fehlen oder Schäkelbolzen sind weder festgezogen noch mit einem Kabelbinder gesichert. Als vor wenigen Tagen erst die Fock abgeschlagen wurde, war der Schäkelbolzen am Kopf des Segels schon einige Gewindegänge herausgedreht. Wäre der Schlitten nicht abgerissen, dann wäre einige Zeit später die Fock von oben gekommen. Allerdings ist dieses Bugstrahlruder schon das Zweite auf diesem Schiff. Beim Ersten ist dem Monteur von Quick beim Aufsetzen des Motors der Keil aus der Welle gefallen und lag in dem Raum zwischen den Flanschen. Durch Reibung hatte es sogar einige Zeit funktioniert. Wir waren gespannt, was jetzt wohl abgefallen war.

abgefallener Keil am Motor
Überraschung beim ersten Bugstrahlruder, der Keil lag daneben

5.8.2016

Es geht los. Ziel der nächsten Etappe war Calais in Frankreich, ein etwa 200 Seemeilen langer Ritt. Früh morgens mit ablaufender Flut sollte es durch das Schulpengatt am besten gehen. Ohne Bugstrahlruder von den Dalben wegzukommen auf die uns der Wind drückte war die erste Aufgabe und wurde mit einem kurzen Heckstrop um den an Steuerbord achtern liegenden Dalben gelöst. Rückwärtsfahrt drückte den Bug weg und dann ging es mit Vorwärtsfahrt davon.

Volle Nordsee

Die Fahrt an der holländischen und belgischen Küste entlang war wie ein Trip durch einen Schiffsfriedhof. Ein Ankerfeld löste das nächste ab. Dem Tiefgang nach zu urteilen waren die Schiffe leer. Offensichtlich sind die Schiffe auf der Nordsee geparkt bis für sie wieder bessere Zeiten anbrechen. Waren es keine Ankerfelder, die im Weg lagen, dann waren es riesige Windparks. Nachtwache auf der Nordsee ist damit kein leichter Job. Hinzu kommt, dass man die Strömung nur 6 Stunden auf seiner Seite hat. Sobald diese kippt und der Strom von vorn kommt vergrößert sich der Wendewinkel. Man hat den Eindruck, nach jeder Wende nur hin und zurück zu fahren und gar nicht weiterzukommen. Am 6. 8. um 15:30 liefen wir in den Hafen von Calais ein.

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Spezifikationen

Das Schiff ist eine Hanse 575, die 2015 in der Hansestadt Greifswald gebaut wurde.

 

 

Decksdesign

Viele Luken sorgen für eine große Helligkeit im Innern. Das Deck hat einen Flexi-Teak Belag, der sein Aussehen behält und mit einem Kärcher-Hochdruckreiniger bequem zu säubern ist.

An jeder Seite befinden sich drei versenkbare Klampen und im Cockpit jeweils zwei Elektrowinschen.

Das Cockpit bietet genügend Platz an zwei Tischen.

Kabinenlayout

Unter Deck befinden sich drei Doppelkabinen, ein Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine ein großer Salon mit langer Küchenzeile zwei Toiletten und zwei Duschen.

Segelplan

Die Originalbesegelung besteht aus einem Großsegel und einer Selbstwendefock. Für beide Segel wurden Membransegel gewählt. Diese haben ein geringes Gewicht, was bei Rollsegeln von Vorteil ist.

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Watermaker

Seit die Zuverlässigkeit kleiner Seewasser-Aufbereitungsanlagen gestiegen ist, werden sie häufiger eingesetzt. Sicher sind sie nichts für den Wochenend- oder Urlaubstörn. Der Wartungsaufwand wäre zu groß. Außerdem ist der Energieverbrauch so hoch, dass ein Generator zur Stromversorgung vorhanden sein sollte, auch wenn der Hersteller einen Batteriebetrieb ermöglicht. Eine Anmerkung dazu ist unter Generator im letzten Absatz zu finden.

Die Qualität des produzierten Wassers lässt jedoch keine Wünsche offen. Es ist frei von Bakterien und Viren, die neben den Salzmolekülen ebenfalls herausgefiltert werden. Ein allgemeiner Beitrag dazu ist hier zu finden.

In der Zephir ist der Typ WATER-PRO-COMPACT-S-60 der Firma ECO-SISTEMS eingebaut. Das folgende Schema zeigt seine Funktion.

Watermaker S6

Bildbezeichnungen
  • 1 Seeventil
  • 2 Rückschlagventil
  • 3 Siebfilter (Planktonfilter)
  • 4 Niederdruckpumpe
  • 5 Niederdruckmanometer
  • 6 Vorfilter 5 Mikron
  • 7 Ausdehnungsgefäß
  • 8 Hochdruckpumpe
  • 9 Hochdruckmanometer
  • 10 Membranen in Druckrohren
  • 11 Dreiwegeventil (optional) für Tankumschaltung
  • 12 Flowmessgerät
  • 13 Kohlefilter (Anti-Chlor)
  • 14 Zum Tank 1
  • 15 Konzentratauslass
  • 17 Zum Tank 2 oder Kontrollauslass
  • 18 Frischwassereingang
  • 19 Spülventil
  • 20 Power Box
  • 22 Dreiwegeventil (optional für Konservierung)
  • 23 Fernsteuerpanel

Das Gerät produziert in der Stunde etwa 60 l bestes Trinkwasser. Es sollte nicht in Häfen eingesetzt werden. Vor Einfahrt in einen Hafen ist der Watermaker deshalb auszuschalten. Dauert der Hafenaufenthalt weniger als drei Tage muss nichts unternommen werden. Dauert er jedoch länger, dann ist zu spülen. Das geschieht praktischerweise durch Tastendruck auf dem Fernsteuermodul, wobei das Spülwasser dem Frischwassertank entnommen wird. Das ist für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen ausreichend. Bei noch längerem Stillstand ist die Anlage zu konservieren. Zu diesem Zweck muss nach einem normalen Spülvorgang eine Konservierungslösung angesaugt werden (5 l Wasser mit 40 g Sodium Metabisulfite anrühren). Ein Dreiwegeventil (Pos. 22) ist hier sehr hilfreich. Danach kann der Stillstand bis zu einem Jahr dauern.

Erste Erfahrungen

Zunächst wurde das Gerät in der Ostsee genutzt. Da der Hersteller zwischen Seeventil und Rückschlagventil kein Grobfilter (Pumpenschutz) empfohlen hat, wurde dieses von der Werft auch nicht eingebaut mit der Folge, dass treibendes Seegras nach wenigen Stunden das Rückschlagventil völlig zugestopft hatte. Die Niederdruckpumpe erzeugte daraufhin ein mörderisch lautes Geräusch. Zu allem Unglück hat die Werft die Filter-Pumpeneinheit so ungünstig gegen die Rückwand einer Bodenluke eingebaut, dass man an Rückschlagventil und Filter nur dann herankommt, wenn die Einheit komplett ausgebaut wird.

unzugängliche Filter
Filter-Pumpen Einheit (FEEDING-ASSY) mit unzugänglichen Filtern an der Rückwand einer Bodenluke

Ein in die Schlauchleitung fliegend eingebautes PAR-Schmutzfilter, wie es vor jeder Toilettenspülung verwendet wird, schaffte zunächst Abhilfe. Das nachfolgende Siebfilter 3 vor der Pumpe blieb in der Ostsee weitgehend sauber. Das 5-Mikron-Papierfilter nach der Pumpe musste hingegen häufiger erneuert werden.

Dann aber in der Nordsee gab es Plankton. Dieses konnte Grobfilter und Rückschlagventil problemlos passieren und hat das Siebfilter 3 nach kurzer Zeit zugesetzt. Lautes Kreischen der Niederdruckpumpe forderte daraufhin stündlich zur Filterreinigung auf. Da das Siebfilter 3 nur nach Komplettausbau der Filter-Pumpeneinheit erreichbar war, wurde das fliegend eingebaute PAR-Schmutzfilter noch auf See durch ein vorhandenes Planktonfilter ersetzt. Dieses war dann dank der flexiblen Schlauchverbindungen zugänglich. Blieb zu hoffen, dass der Filter ab der Biskaya nicht mehr so oft gereinigt werden muss.

Feinsiebfilter
fliegend eingebautes Planktonfilter und Dreiwegeventil

Die Hoffnung hat sich nicht bestätigt. Das Planktonfilter musste nach drei bis vier Stunden Betriebszeit aufgeschraubt und gereinigt werden. Das weiterhin unzugängliche Filter zeigte erst nach etwa 16 Stunden Betriebsdauer Anzeichen von Verschmutzungen. Also Ausbau des kompletten FEEDING-ASSY zur Filterreinigung.

Die Filterproblematik ist mit den vorgenommenen Änderungen nicht gelöst. Das kreischende Geräusch bei zugesetztem Planktonfilter ist auf Kavitation zurückzuführen, was die Pumpe irgendwann zerstören wird. Wenn diese zu stark saugen muss, dann zieht sie ein Vakuum, was in den durchsichtigen Schläuchen zu sehen und deutlich zu hören ist. Die einzige Lösung besteht darin, die Filter-Pumpen Einheit so ins Schiff einzubauen, dass das Planktonfilter problemlos gereinigt werden kann. Die Niederdruckbaugruppe, das sog. FEEDING-ASSY ist also um 180 Grad zu drehen und alle Schlauchverbindungen wären dann neu anzupassen. Das ist schließlich auch gemacht worden.

Im Mittelmeer schließlich musste das Filter 3 nicht mehr gereinigt werden. Die Reinheit des Wassers ermöglichte einen durchgehenden Betrieb ohne Filterreinigung über eine sehr viel längere Zeit.

Anschlussfehler

Im Hafen ist der Betrieb eines Watermakers auf keinen Fall zu empfehlen, weil insbesondere Treibstoffreste im Hafenwasser die Membrane zerstören. Hierzu steht in der Bedienungsanleitung:

1.7 Turning the unit off

Before turning off the unit the system must be cleaned to prevent a compaction of the membranes due to the biological fouling in it, proceed as follows:

  • Press STOP to stop the low pressure motor pump.
  • Press LAVADO/FLUSH and the system will run the flushing system.
  • At this point the unit will take fresh water from the pressurizet fresh water system in the boat. …

An das Drücken der Spültaste nach spätestens drei Hafentagen hatte ich mich gehalten bis eines Tages der Frühstückskaffe völlig versalzen war. Der Sache ging ich auf den Grund und fand die Ursache darin, dass der Frischwassereingang 18 direkt an den drucklosen Frischwassertank angeschlossen war und nicht wie vorgeschrieben an das Druckwassersystem des Bootes.
Zum Spülen wird das Magnetventil 19 zum Frischwassereingang geöffnet, auf dem unbedingt Druck herrschen muss. Dieser Druck ist nötig, um das Rückschlagventil 2 im Seewasserzulauf zu schließen. Auf diese Weise wird der Zustrom von Seewasser während des Spülvorgangs blockiert. Da aber kein Druck herrschte, weil die Leitung lediglich am drucklosen Frischwassertank angeschlossen war, konnte das Rückschlagventil 2 nicht schließen. Rückschlagventil, Magnetventil und der Eingang zum Frischwassertank liegen unterhalb der Wasserlinie. So kam es dazu, dass kein Frischwasser zum Spülen ausgeleitet, sondern Seewasser angesaugt und damit natürlich der Watermaker gespült wurde.

Normalerweise wird die Wasserproduktion noch draußen vor der Hafeneinfahrt gestoppt. Das Spülen geschieht dann in aller Ruhe nach dem Festmachen des Bootes im Hafen. Durch den Anschlussfehler verkehrt sich das Spülen in ein Verdrecken des Systems. Außerdem strömt minutenlang Hafenbrühe in das Frischwassersystem und sogar in den Frischwassertank. Dieser Fehler kann normalerweise nicht entdeckt werden. Er wurde in meinem Fall nur zufällig gefunden, weil Spülen und Wasserentnahme zum Kaffeekochen an diesem einen Tag gleichzeitig erfolgten. Daraufhin wurde der Frischwassertank komplett gelenzt, weil mit Kontaminierungen zu rechnen war.

Nothilfe

Es stellte sich die Frage, wie das falsch montierte System zu spülen ist, wenn man länger als drei Tage in einem Hafen bleibt. Dazu habe ich das optionale Dreiwegeventil 22 nachträglich eingebaut. Ein weiteres Ventil in der Frischwasserzuleitung zum drucklosen Frischwassertank, wurde bereits nach dem Winterlager eingebaut, weil die Dichtung des ebenfalls einer Wartung entzogenen weil unerreichbaren Aktivkohlefilters 13 nachgegeben hatte und sich dadurch ein Teil des Frischwassertanks in die Bilge ergossen hatte.
Zuallererst muss das Seewasser aus dem Ansaugsystem entfernt werden. Dazu ist das Seeventil 1 zu schließen und über das Dreiwegeventil 22 sind etwa 5 Liter Frischwasser z. B. aus einem Eimer anzusaugen. Zu diesem Zweck ist die Taste „Production“ zu betätigen. Erst danach kann gespült werden. Hierzu ist das Dreiwegeventil 22 zu schließen und das Frischwasserventil zu öffnen. Der Spülvorgang wird mit der Taste „Fresh Flush“ gestartet und endet selbständig nach einigen Minuten. Danach ist das Frischwasserventil wieder zu schließen. Das System kann danach bis zu 90 Tagen ohne weiteren Spülvorgang außer Betrieb bleiben.

Letztendlich

Das alles ist natürlich nur auf der ersten längeren Reise der Zephir passiert. Eine befriedigende Lösung konnte dann erst bei Ankunft am Zielort erreicht werden, nachdem die Niederdruckeinheit komplett gedreht wurde und der Spülwasseranschluss an das Drucksystem verlegt wurde. Die Werft hat die Kosten dafür übernommen. Das Ganze zeigt aber eine Grundproblematik. Yachten sind keine Serienprodukte und selbst bei einer neuen Yacht ist man vor Überraschungen nicht sicher.

Ärgerlich war auch, dass ein 12 V System eingebaut war. Denselben Wassermacher gibt es nämlich auch für 230 V Betrieb. Wenn ein 230 V Generator vorhanden ist, mit dem am Ankerplatz die Batterie über das Ladegerät geladen wird und gleichzeitig muss auch Wasser produziert werden, dann passiert Folgendes: Zum Batterie Laden läuft ein 8 kW oder 10 kW Generator fast im Leerlauf. Der Wassermacher nimmt aber ca. 35 A Strom auf, und verringert damit den Ladestrom. Das Batterie Laden dauert dann entsprechend lange. Abhilfe schaffte hier ein 230 V/ 12 V Netzteil, über den der Wassermacher nun betrieben wird und somit der gesamte Ladestrom des Ladegerätes auch in die Batterie gelangt.

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