Seeklar für 2017

Auf der Fahrt nach Alicante im letzten Jahr war ja so einiges kaputt gegangen.

      • • Das elektrische WC war ausgefallen. Ein Plastikritzel war zersprungen.
        • Bei einem Besuch im Februar wurde festgestellt, dass der Fäkalientank des  anderen WC schon wieder Verstopfung hatte.
        • Am hydraulischen Achterstagsspanner war die Relaese-Schraube verbogen.
        • Die Selbstwendefock musste zur Reparatur nach Dänemark.
        • Das Großsegel sollte ebenfalls gecheckt und ggf. repariert werden.
        • Die Blinds (lichtdichte Jalouisien) an den Luken im Salon und im Vorschiff mussten gewechselt werden. Sie schrumpelten beim Öffnen.
        • Die Installation des Watermaker musste in Ordnung gebracht werden.
        • Die Tischplatten im Cockpit waren völlig lose.
        • Die Tischplatte im Salon wackelte auch schon.
        • Die Bugklappe vor dem Bugstrahlruder musste erneuert werden.
        • Der Yachtrouter von Lokomarine funktionierte nicht.

 


Unter Wasser

Taucher nach dem Propellerputzen

Das Schiff musste wieder mal aus dem Wasser. Für die Reparatur an der Bugklappe, die ja noch unter Gewährleistung fiel, kam ein Servicemitarbeiter extra aus Frankreich angereist. Der auf der Klappe anzubringende Unterwasseranstrich aus Coppercoat machte Probleme, weil die angelieferte Farbe ein paar Monate zu alt war. Sie darf vor Verwendung höchstens ein Jahr gelagert werden. Nach einer Neulieferung war die Farbe dann verwendbar.

Leider wurde vergessen den Propeller zu putzen solange das Boot noch auf dem Trockenen stand und so musste dieses per Taucher erledigt werden, als das Schiff wieder im Wasser war. Der Preis für die Taucher betrug 80 €.

 

Unter Deck

Motor und Generator erhielten ihre obligatorische Wartung inklusive Ölwechsel, Filterwechsel, Impellerwechsel und so weiter. Auf dem Meer gibt es schließlich keine Werkstätten.

Die defekte Toilette wurde in eigener Regie ausgewechselt. Das gestaltete sich einigermaßen schwierig, weil die 6 mm Befestigungsschrauben aus Edelstahl in eine unter dem GFK angebrachte Aluminiumplatte geschraubt worden waren und mit dieser nun „verwachsen“ waren. Etwas Duralac-Paste hätte dieses verhindert. Es half nichts, die Kloschüssel musste völlig zertrümmert und anschließend die herausstehenden Schraubenköpfe abgeflext werden. Dann neue Gewinde bohren und die neue Schüssel aufschrauben.

 
Die Verstopfung am Fäkalienbehälter der zweiten Toilette ging auf Bewuchs im Borddurchlass zurück, was nach Reinigung von außen behoben werden konnte. Diesem durch Naturdünger angeheizten Bewuchs könnte im Hafen mit Essig abgeholfen werden, der, bevor das Schiff für längere Zeit verlassen wird, in den geöffneten Tank einzufüllen wäre. Durch Schaukelbewegungen tritt dann eine Zeitlang Essigwasser aus der Öffnung und vernichtet den Bewuchs vollständig. So kann man sich das jedenfalls vorstellen.  

 

Die Deckenpanelen sind jetzt angeschraubt

Beim Wechsel der Blinds vor den Salonluken fielen dem Servicemitarbeiter aus Frankreich die großen Deckenpanelen herunter. Diese sind lediglich mit 3M Klettband befestigt gewesen. Da aber die Befestigungsstellen sehr schwach und nachgiebig ausgeführt worden waren, ließen sie sich nicht wieder andrücken. Sie mussten angeschraubt werden. Schade, der Wunsch der Designer war eine schönere schraubenlose Befestigung. Die Voraussetzungen dafür wurden aber nicht geschaffen. Schon einmal waren die Panelen bei Seegang zur Hälfte heruntergekommen, konnten aber mit Hilfe von zusätzlich angebrachten Klettbändern mehr schlecht als recht wieder festgemacht werden. Nun aber war Schluss und Anschrauben die letzte Alternative.

 

Watermaker nun gedreht

Der Niederdruckteil des Wassermachers war durch eine Firma inzwischen um 180° gedreht und sein Spülwasseranschluss an die Druckwasserversorgung angeschlossen worden. Warum das notwendig war ist im Kapitel Watermaker nachzulesen. Ein dicker Schlauch lief unter einem Filtertopf entlang, so dass dieses Filter noch immer nicht zwecks Reinigung hätte abgeschraubt werden können. Bei einem Probelauf zeigte sich außerdem eine undichte Stelle an einer der zahlreichen Verschraubungen aus der heraus es beständig tropfte. Was blieb also, alles musste in eigener Regie noch einmal auseinandergenommen, neu mit Teflon Band abgedichtet und wieder zusammengeschraubt werden. Nach zwei Stunden Arbeit war das dann erledigt, wobei die Hälfte der Zeit auf Besorgen und Suchen draufging.

Auf dem Deck und hoch oben

Die Reparaturen an Segel und Achterstagsspanner zogen sich etwas dahin. Die Dinge wurden erst im Februar abgebaut und zu den Herstellern nach Dänemark und Schweden eingeschickt und waren daher erst Ende April wieder zurück in der Marina. Beim Abschlagen der Segel gab es das Problem, dass die oberen 2 m langen Carbonenden bei dreien der bis zu 20 m langen langen Segellatten im Tuch steckenblieben und nur mit viel Akribie in den Lattentaschen wieder nach unten befördert werden konnten. Die 3 mm dicken Stifte, die das Auseinandergehen der Segellatten hätten verhindern sollen taten das offensichtlich nicht. Die Latten wurden daraufhin mit Sikaflex miteinander verklebt.
Nach dem Anschlagen der Segel wurde das gesamte laufende und stehende Gut gecheckt. Alle Verbindungsstellen zwischen Aluminium und Edelstahl wurden von dem bereits entstandenen grauweißen Belag befreit und mit Duralac behandelt.

     

Bewegliche Teile wurden mit Trockenschmiermittel beweglicher gemacht, z. B. der Selbstwendeschlitten und die Lager am Fockfurler. Einige Fenderleinen sahen nicht mehr gut aus und wurden durch neue ersetzt.

 

Eine spezielle Angelegenheit waren die Tische im Cockpit. Sie wackelten inzwischen wie Lämmerschwänze. Also Tischplatten abschrauben und dann den Teleskopantrieb auseinandernehmen. Das mittlere Teleskoprohr auf der Steuerbordseite hing nur noch an einer halb herausgedrehten Schraube. Am Tisch auf der Backbordseite waren es noch zwei, die aber auch schon halb herausgedreht waren. Die abgefallenen Schrauben lagen auf dem Grund des untersten festen Teleskoprohres und konnten, da sie nicht magnetisch waren, nur umständlich wieder herausbefördert werden. Danach wurde alles wieder zusammengeschraubt, diesmal allerdings unter Verwendung eines Schraubensicherungslacks.

Neue Befestigungsart

Ein riesen Problem bereitete das Abschrauben der Tischplatten, die aus Teak-Leimholz bestanden. Da M8 Gewindeschrauben verwendet wurden, was ja im Ansatz eine hervorragende Sache ist, waren tief im Leimholz Muttern untergebracht worden. Leider waren diese in keiner Weise arretiert und von den insgesamt 8 Muttern in den zwei Tischen drehten sich deshalb gleich drei Stück mit. Es war sozusagen eine Verzweiflungsarbeit, bis die Tischplatten runter waren. Für den Zusammenbau wurden dann Bohrungen im Aluminiumteller angebracht und die Tischplatte mit gewöhnlichen Holzschrauben befestigt.

Das Schiff wurde dann noch von einer Schicht aus Sahara Sand befreit, wozu das gesamte Deck mit einem Hochdruckreiniger behandelt wurde. Alle Gelcoatflächen wurden gewachst und poliert, Chromteile gereinigt und mit Never Dull behandelt.

Was dann noch so sein kann

Als das alles erledigt war gab es im Schiff eine kleine Überschwemmung. Das von der Waschmaschine ausgepumpte Wasser lief nicht ab. Die flexible Bilgenpumpe kam zum Einsatz. Als Ursache stellte sich ein defekter Füllstandsschalter am achteren Grauwassersammelbehälter heraus. Dieser sogen. „Electric Bilge Switch“ der Fa. Whale war hier nicht einfach zu bekommen. In Deutschland kann man das Teil nur über Amazon und Watski erhalten. Glücklicherweise hatte Mik Poore von der Firma GBX Marine in Alicante einen Ersatz. Bei Mik möchte ich mich auf diesem Weg recht herzlich bedanken, weil er sich während unserer Abwesenheit um das Schiff gekümmert hat. Doch jetzt war die Bilge ins Visier geraten und eine Kontrolle brachte dann auch prompt etwas zutage.

 

Schwimmerschalter und Bilgenpumpe abgelöst

So stand das Wasser dort wo der Mast auf dem Kiel steht ziemlich hoch. Ursache des Wassers war der in der Vergangenheit undichte Watermaker. Ursache, dass es so hoch stand war der Schwimmerschalter, der normalerweise auf dem Boden festgeklebt ist. Seine Klebestelle hatte sich jedoch gelöst und der Schwimmerschalter war zum schwimmenden Schalter auf der Wasseroberfläche geworden. Da geht dann nichts mehr. Auch die aufgeklebte Bilge Pumpe war losgekommen.
 

 

Der Yachtrouter von Lokomarine machte auch schon wieder Probleme. Die SIM Karte der spanischen Telefongesellschaft Movistar musste aufgeladen werden, was wegen ihrer Standardgröße nur im Geschäft ging. Sie passt leider nicht ins Handy und vom Router aus ist ein Aufladen nicht möglich. Doch weder das WLAN der Marina noch das Mobilfunknetz waren zu empfangen. Nach stundenlangem Probieren wurde das ganze Gerät dann schließlich ausgetauscht, obwohl ein Fehler nicht direkt festgestellt werden konnte. Ein Ersatzgerät war an Bord vorhanden gewesen. Mit dem neuen Gerät waren dann das Hafen WLAN und auch das Mobilfunknetz erreichbar. Wichtig war dann, dem Computer alle Updates über das Hafen WLAN zu verpassen um automatische Updates für die Zukunft zu verbieten. Anderenfalls könnte es unterwegs passieren, dass das begrenzte Datenvolumen aus dem Mobilfunknetz ganz schnell aufgebraucht ist.

Anmerkung: Nur wenige Tage später ging dann mit dem Yachtrouter gar nichts mehr. Er taugt eigentlich nur noch zum Versenken in eine möglicht große Tiefe.

Fertig

Das Schiff ist jetzt seeklar. Was noch fehlt sind Vorräte an Lebensmitteln, wozu zunächst eine Inventur der vorhandenen Dinge nötig ist. Gasflaschen sind ebenfalls noch zu tauschen. In den nächsten Tagen vor dem Auslaufen nach den Balearen soll auch noch der Salontisch repariert werden. Nicht nur weil er wackelt. Seine schwere Platte ist irgendwie von der Werft nur provisorisch mit vier kleinen Holzschrauben befestigt worden. Ein Vorfall wie bei der letztjährigen Biskaya-Überquerung sollte nicht wieder passieren. Dazu müssen jetzt zahlreiche Löcher in den Aluminiumteller des Unterbaus gebohrt werden, damit mehr und stärkere Schrauben zur Anwendung kommen können.
 
So eine Fahrtenyacht bietet also jede Menge an Beschäftigung. Mir wurde einmal gesagt, dass dieses der eigentliche Grund ist, warum Sportboote überhaupt gebaut werden. Einige der hier geschilderten Arbeiten, z. B. der Wechsel der Bugklappe, der Blinds oder der Umbau des Watermakers waren noch Gewährleistungen. Trotzdem musste bei den meisten Dingen anschließend noch selbst Hand angelegt werden, weil entweder nur Ersatz geliefert wurde oder wie im Fall des Watermakers noch erhebliche Nachbesserungen nötig waren. Eines aber ist sicher, ein Yachteigner wird ständig von der Technik seines Schiffes herausgefordert und nicht nur von dem was täglich kaputt geht. Insbesondere neue Yachten sollen von Ausfällen im besonderen Maße betroffen sein.