Nach Spanien

Die Biskaya

23.8.2016
Um von Frankreich nach Spanien zu gelangen, muss man die Biskaya überqueren. Die Biskaya ist berüchtig für Sturm und Seegang. Eine Überquerung sollte deshalb vor Mitte September erfolgt sein. Eine alte Regel sagt: In Brest warten, bis der Wind auf NW dreht, dann nach Westen segeln, bis La Coruna mit Südkurs angelegt werden kann. Wir hatten aber eine Wettervorhersage, die generell gutes Wetter versprach, also entschieden wir loszusegeln.

Es war strahlender Sonnenschein als wir am späten Dienstagvormittag die Segel heißten. Der Wind blies aus Süd und wir kamen mit guter Fahrt aus der Bucht heraus und bis ans Ende der CHAUSSEE DE SEIN, einem weit nach Westen ausgedehntem Riff. Dann trat Flaute ein. Der Wind drehte langsam auf NO, später in der Nacht dann auf Nord und frischte immer mehr auf. Drei Nachtwachen von jeweils drei Stunden wurden eingeteilt. Bei der herrschenden Dünung konnte in der vorderen Kabine nicht mehr geschlafen werden. Man wurde hin und her geworfen. Also Umzug der Freiwache in den Salon. Die Tischplatte wurde abgesenkt und die für die Tischfläche gelieferte Matratze aufgelegt und dann geschah es. Beim Hinlegen brach die Tischplatte ab, die wie sich herausstellte, nur von vier winzigen Schrauben gehalten wurde.

SalontischTischschraube

Dass jemand auf die Idee gekommen ist, eine so große und schwere Span-Tischplatte auf einem Seeschiff mit nur vier 4,8 mm Schrauben auf einem Mittelfuß sicher befestigen zu können ist unglaublich. Der Aluminiumfuß zur Befestigung einer Platte enthält Bohrungen für 8 mm Bolzen. Doch dafür hätte die Tischplatte einen metallenen Unterbau besitzen müssen. Der Tisch hat bisher nur zwei Absenkungen zum Schlafplatz mitmachen müssen und ist bei der zweiten dann abgebrochen.

Nächtliche Begegnungen sind auch im Seegebiet Biskaya möglich. In der ersten Nacht gab es im Halbmeilenbereich gleich drei Begegnungen mit zwei Fischtrawlern, und einer Motoryacht.
Dünung und achterlicher Wind führten zum Schlagen der Segel. Die Selbstwendefock musste mehrfch weggerollt werden.

24.8.2016
Der Himmel ist bedeckt. Der Wind kommt aus N bis NO mit häufig wechselnder Stärke zwischen 2 Bft und 6 Bft. Oft musste gehalst werden, weil der Wind zu sehr achtern einfiel und wenn dieser unter 13 Knoten ging fingen die Segel bei der herrschenden Dünung zu klatschen an. Um die Mittagszeit musste auch mal die Maschine gestartet werden. Die See wurde zunehmend kabbelig. Offenbar hat sich die Windsee aus Norden mit der Atlantikdünung aus Westen zu einer Hügellandschaft zusammengemischt. Richtige Wellenzüge waren kaum noch auszumachen und das Schiff schaukelte sehr. Zweimal ist das Großsegel unter Autopilotsteuerung backgeschlagen, wobei der Bullenstander Patenthalsen verhindert hat. Das Abrutschen des Hecks auf einem Wellenberg nach Luv dreht den Bug nach Lee und kippt den Mast nach Luv. Das führte zum heftigen Hin- und Herschlagen des Schlittens der SW-Fock und zum Klatschen der Segel. Teilweise konnte nur mit dem Großsegel gefahren werden.

25.8.2015
Die Nacht war sehr unruhig. Selbst für die Freiwachen war an Schlaf nicht zu denken. Gewitter zogen über die Biskaya. Die Segel wurden vorsichtshalber eingerollt und die Maschine gestartet. Nach Sonnenaufgang wurde festgestellt, dass der neue Schlitten auf der SW-Schiene klemmt. Ursache sind die heftigen Anschläge beim Übergang der SW-Fock infolge zu starker Schiffsbewegungen und beim Halsen. Im nächsten Hafen muss der Wagen wieder gerichtet werden. Die Anschlagdämpfer aus Gummi auf beiden Seiten der SW-Schiene sind zerfetzt worden. Es wird bezweifelt, dass eine Selbstwendefock bei zunehmend schwerer See und Raumwind überhaupt noch verwendet werden kann. Hier braucht man vielleicht eine Vorrichtung, die ähnlich wie ein Bullenstander die SW-Fock am automatischen Übergehen hindert. Auf der Ostsee war das nie ein Problem, hier in der Biskaya und bei dem gerade herrschenden Wetter konnte letztlich nur noch mit dem Großsegel gefahren werden.

Die Stimmung ist gedrückt. Die Mitsegler müssen bald ihre Heimreise antreten, ohne das ursprüngliche Ziel erreicht zu haben. Ihre Urlaubszeit ist zu Ende und das macht traurig. Warum nur hatte das Schiff so viele zeitvernichtende Schäden? Es ist nebelig und es nieselt, die Schiffsbewegungen sind heftig, der Wind fiel auf 12 Knoten von achtern und macht das Segeln in der Dünung unmöglich. Das Großsegel klatscht nur noch, der Rodkick rumpelt weil der Baum immer wieder steigen will und die Fahrt geht herunter auf 4 Knoten. Die Maschine muss gestartet werden.
Um 21:30 fällt der Anker in einer Bucht gegenüber der Marina La Coruna. Er slippt jedoch zunächst. Beim Lichten werden zwei weitere Anker zutage gefördert. Ein etwa 20 pfündiger Draggen und ein alter Stockanker. Letzterer fällt gleich wieder in die Tiefe. Der Draggen kann nur mit dem Bootshaken entfernt werden, wobei dieser seine Kunststoffspitze einbüßt.  Damit hat die Biskaya-Überquerung insgesmt 58 Stunden gedauert. Ein Platz in der Marina soll am folgenden Tag im Hellen gesucht werden.

Marina Coruna

25.8.2016
Größere Schiffe finden zum Anlegen eine Box am hinteren Ende der Marina in der Gasse zur Tankstelle. Völlig ungewohnt ist die Anmeldeprozedur, bei der man das Schiffszertifikat oder ein ähnliches Dokument vorlegen muss. Dafür gibt es eine ordentlich Rechnung auf einem DIN A4 Blatt.

Marina A Coruna
Anfahrt zur Marina Coruna

Der erste Tag wurde damit verbracht, den Schlitten der Selbstwendefock wieder in Ordnung zu bringen. Er rollte überhaupt nicht mehr. Schuld waren die achterlichen Winde in der Biskaya im Zusammenspiel mit der Dünung. Einige heftige Schläge haben gereicht, dass zwei Kugeln eingeklemmt wurden und der Rollmechanismus versagt hat. Der noch intakte Wagen des ersten Schlittens wurde dann mit dem intakten Wagen des gerade in Hindeloopen erneuerten Schlittens kombiniert. Außerdem wurden zwei Leinen vom Schlitten beiderseits nach hinten ins Cockpit geführt. Sie können dann an der jeweiligen Heckklampe belegt werden. Dieser „Bullenstander für die Fock“ verhindert das unkontrollierte Übergehen des Schlittens in einer Dünung, was nach einigen Malen unweigerlich zu dessen Funktionsstörung führen würde.

klemmende KugelnMarina A Coruna

Die Stadt A Coruna hat etwa 250 000 Einwohner. In der Altstadt findet man unzählige Pubs, Restaurants und Bars. Das Essen ist überall sehr preiswert und schmackhaft. Die Menschen sind überaus freundlich und hilfsbereit.

Palast

 

Palme A Coruna
An der Promenade

28.8.2016
Es ist ein sehr trauriger Tag, denn es heißt Abschied nehmen. Unsere Mitsegler, Sohn, Schwiegertochter und Enkel müssen nach Deutschland zurück. Sie nehmen den Flieger von Santiago nach Berlin Tegel. Ein Ergebnis laufender Pannen mit dem Schiff. Wir müssen zu zweit weitersegeln und beschließen nur noch Tagestouren zurückzulegen. Unser erster Schlag führt nach Camarinas, einer sehr schönen Ankerbucht. Der Wind weht aus Nord, eigentlich günstig aber da es höchstens 5 Knoten sind ist Segeln unmöglich. So geht es mit Maschine und 6 Knoten Fahrt immer an der Küste entlang.

Insel
Die Insel Sisarga Grande
Ankerbucht
Ankerbucht Camarinas

29.8.2016
Der Anker saß im Lehmgrund extrem fest, so dass ihn die Winde nur mit größter Anstrengung heben konnte. Der Wind blies mit Stärke 4 und es konnte gesegelt werden. Unterwegs waren zahlreiche Fischer und auch Segelboote. Der Himmel war strahlend blau.

Segler vor Cap Finoisterre
Segler vor dem Kap Finisterre
Fischer
Spanischer Fischtrawler

Das Etappenziel war Vigo. Der Anker fiel jedoch vor Punta Centoleira, etwa 30 sm vor Vigo. Doch was war das? Der Wind nahm am späteren Abend enorm zu und reichte in seinen Spitzen bis an 8 Bft (33 Knoten) heran. Das Schiff schwoite nicht mehr, es schleuderte und bockte nur noch. Alle verfügbaren Wetterberichte gaben nur Windstärken bis 4 Bft an. Geankert wurde bei 4 Bft, doch die Flut stieg noch. Dafür muss mehr Kette gesteckt werden. Alles geschah dann im Dunkeln um halb eins in der Nacht. Ankerkralle entfernen, mehr Kette stecken und Ankerkralle wieder einhaken. Dann endlich konnte geschlafen werden.

Am Morgen begrüßte uns ein wolkenloser blauer Himmel. Nichts deutete auf den Sturm in der Nacht außer den Schwojestreifen auf dem Kartenplotter die aus zwei dicken Balken bestanden, die im Abstand der nachgesteckten Kette aufgezeichnet worden waren.

Ankerplatz
Hafen von Punta Centoleira

Da kein Wind blies musste das nächste Ziel unter Maschine angesteuert werden. Es war nicht mehr Vigo, sondern Baiona, da es dichter am Atlantik liegt und die Weiterreise einfacher macht. Baiona lag keine 30 Meilen weiter südlich.

Baiona

Festmachen kann man in der Marina und ankern in der Bucht östlich davon. Wir entschieden uns für die Marina und machten längsseits fest.

Zephir in Baiona
Zephir in Baiona
Marina Baiona
Marina Baiona
Ankerplatz BAIONA
Ankerplatz in Baiona

Die Anmeldeprozedur im Hafenbüro war wieder kompliziert. Ein langes Formular mit Durchschrift war auszufüllen. Schiffspapiere, Versicherungsnachweise und Pässe mußten vorgelegt werden und alles wurde dann auch noch kopiert. Während es in den Marinas in Dänemark und Schweden für EU-Bürger nur noch Automaten zum Bezahlen des Hafengeldes gibt, gleicht die Prozedur in Spanien fast einem Einklarieren. Die EU ist noch sehr unterschiedlich.

Baiona ist eine alte spanische Stadt mit vielen kleinen Gassen und alten Gebäuden. Bereits in der Einfahrt zum Hafen wird man von einem mächtigen alten Fort begrüßt.

Baiona
Ein altes Fort
Baiona Brunnen
In den Gassen der Altstadt von Baiona

Wir haben entschieden zwei Tage zu bleiben und die nächste Etappe nach Porto in Portugal am 1. Sep zu starten.

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Dokument2

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