Mallorca

Ankerplatz an der Felsenpforte bei der Cala Calobra an der Nordwestküste Mallorcas

Donnerstag, 7. September

Endlich hiess ws wieder Leinen los. An Bord die Ehefrau und diesmal der 5 jährige Enkel Jonas. Ziel der Reise waren Ankerbuchten um Mallorca.

Doch was war das? Das Schiff war unbeschreiblich träge und lies sich nur sehr schlecht manövrieren. Der Autopilot meldete kurz nach seiner Aktivierung “no boat speed”. Sofort wurde klar, das Unterwasserschiff musste einem Korallenriff ähnlich sein und auch die Logge drehte sich nicht mehr. Das Unterwasserschiff war mit Coppercoat beschichtet. Dieses Antifouling hatte sich zwei Jahre lang bewährt. Außer Schleim gab es bisher keine Anhaftungen. Doch jetzt hatte das Boot drei heiße Monate unbewegt in der Marina Alicante gelegen, weil ich wegen eines Unfalls diese Zeit in Deutschland bleiben musste und das hatte Konsequenzen. Zunächst ging die Fahrt schwerfällig in Richtung Nordost mit dem Ziel Benidorm. Mit Vollgas wurden sonst immer mehr als 10 Knoten erreicht und jetzt waren es nur noch 7,2 Knoten und selbst der Autopilot konnte keinen Kurs mehr halten. In Benidorm erst mal ankern, Dingi klarmachen und Unterwasserschiff inspizieren. Doch es gab keinen Halt für den Anker, überall Kraut. Nach fünf Versuchen wurde aufgegeben und die Fahrt ging weiter. Nächstes Ziel war die Marina Altea, die jedoch brechend voll war. Platz gab es nur an Stellen, die eine Grundberührung versprachen. Weiter ging es dann nach Calpe, weil dort ein Ankerplatz sein sollte. Dieser wurde im Dunkeln erreicht. Der Anker hielt glücklicherweise sofort.

Am nächsten Tag wurde der neue Motor an das Dingi montiert, Öl aufgefüllt und die Benzinleitung erneuert. Die neue teure Sicherung in Form eines Edelstahlrohres passte natürlich nicht. Der alte Motor war ja im Mai vor Ibiza verloren gegangen, weil seine Sicherung kaputtgegangen war. Der Motor sprang sofort an. Eine erste Fahrt um das ankernde Boot zeigte erschreckendes. Ab dem Wasserpass bis etwa einen halben Meter in die Tiefe war dichter Bewuchs erkennbar. Für den Portalkran in der Marina war das Boot jedoch zu groß. Eine Reinigung gelang dann mittels Taucher und Schabespachteln. Am Samstag Abend war das Unterwasserschiff endlich sauber. Es ging wieder zurück auf den Ankerplatz, denn am nächsten Morgen sollte die Überfahrt nach Ibiza starten. Auf einen Platz in der Marina wurde verzichtet. Das sparte nicht nur Geld, sondern auch die in Spanien übliche Einklarierungsprozedur, die alles außer Zoll enthält und eine halbe Stunde dauern kann. In Dänemark gibt es inzwischen nur noch Automaten. So unterschiedlich ist die EU. 

Sonntag, 10. September

Um 8:15 war der Anker oben. Mit zunächst wenig Wind ging es um den markanten Felsen von Calpe herum.

Felsen vor Calpe

Dann wurden Segel gesetzt. Bei einem Kurs von 81° und 10 bis 12 Knoten Wind aus NO war es zunächst ein angenehmes Segeln. Das änderte sich aber bald. Die Windrichtung blieb, doch der Wind steigerte sich auf 19 bis 23 Knoten mit Böen bis 30 Knoten und bis zu 3 m Welle. Die Überfahrt wurde damit schnell geschafft. Drei Stunden vor Erreichen des Ziel lies der Wind nach.

Schubladenschloss

Eine Stunde nach Verlassen des Ankerplatzes in Calpe wurde der Generator in Betrieb gesetzt, um die Service-Batterie nachzufüllen. Es macht sich gut, wenn die Batterie in der Ladestufe “bulk” mit hohem Ladestrom geladen werden kann, weil der Generator in den Ladestufen “abs” und “float” nur noch im Leerlauf drehen würde. Nach kurzer Laufzeit ging der Generator von alleine aus und meldete Überhitzung. Im Seewasserfilter steckte eine Plastiktüte. Ein plötzlicher Knall schreckte auf. Der Mülleimer-Einschub war herausgerissen. Die Schrauben steckten im Holz und das Schloß lag auf dem Fußboden. Der Inhalt war wohl

Die Schrauben stecken fest im Holz

 etwas zu schwer und sein Beharrungsvermögen mochte einer schnellen Schiffsbewegung – entgegengesetzt der Auszugsrichtung – nicht folgen. Vor zu schwer beladenen Mülleimern muss also gewarnt werden. 

Nach 9 Stunden wurde die schöne Lagunen-ähnliche Bucht der Insel Formentera in 38° 46,7′ N 1° 25,547′ E erreicht. Ein Schlauchboot schoss heran mit der Nachricht, dass Ankern neuerdings verboten ist. Es gab zahlreiche Mooring-Tonnen. Pro Schiff-Meter und Nacht 1 Euro. Der Anker war klar gemacht, das

Impeller nach angesaugter Plastiktüte

Mooringgeschirr jedoch noch nicht und so entschied ich mich für die Bucht Ses Salinas auf Ibiza, die nur vier Meilen weiter nach Norden erreicht wurde. Der Motor sollte sowieso weiter laufen, weil die Batteriespannung schon recht knapp war.  

Am Ankerplatz wurden dann die Reparaturen durchgeführt. Die Plastiktüte, von irgendjemand einfach über Bord entsorgt, hatte Folgen. Der Impeller musste gewechselt werden. 

Die Nacht am Ankerplatz war ziemlich schlaflos, weil zwei Stunden nach dem Einschlafen starker Wind das Schiff quer zur immer noch stark laufenden Dünung drehte. Laufend wurden neue Schlaf-Störquellen entdeckt und eliminiert, im Schiff und auf dem Deck. Schlagende Leinen, knackende Türen, knarrender Baum usw.

 Montag, 11. September

Am nächsten Morgen krochen wir bis auf Jonas ziemlich gemartert von den nächtlichen Störungen aus unseren Kojen. Jonas hatte überhaupt kein Problem. Er hatte alles gut schlafend überstanden. Nach einem späten Frühstück ging es mit dem Dingi an Land. Jonas wollte nun unbedingt im Mittelmeer baden. Außer einem guten Essen und einem Einkauf in einem kleinen Laden ist dann nicht mehr viel passiert. 

Die Rückfahrt mit dem Dingi zum Schiff war dann aber etwas nass. Schon am Strand schlugen erst mal 2 Brandungswellen ins Boot, weil es nicht schnell genug gedreht werden konnte. Der Aufstieg über die an Steuerbord angebrachte Leiter war dann eine weitere Hürde, weil Seegang und Wind inzwischen erheblich zugenommen hatten. Dem Rat eines anderen Seglers, die Bucht zum Übernachten zu verlassen wurde nicht gefolgt. Die Grib-Daten sagten für die zweite Nachthälfte eine Winddrehung um 180° voraus. Dann würde der Schwell verschwinden. Momentan gab es in der Nähe aber keine ruhige Bucht. So war es dann auch, nach Mitternacht drehte der Wind auf ablandig und es Ruhe kehrte ein.

Dienstag, 12. September

Morgens blies es mit 20 Knoten direkt aus der Bucht, d. h., aus NNO und so sollte es den ganzen Tag bleiben. Unser Ziel war San Miquel, ein Ort 30 Meilen weiter im Norden Ibizas. Zunächst ging es westwärts. Die Fock wurde ausgerollt und die Logge ging dann gleich auf 6 Knoten, was eigentlich reichte. Das Großsegel blieb also erstmal drin. Doch es wurde heftiger. Andauernd meldete das Display Windböen von mehr als 35 Knoten. Das sind 8 Windstärken und das Ruder stand permanent mehr als eine halbe Raddrehung nach Steuerbord. Allein mit der Fock war das Boot nicht ausbalanciert. Das Groß wurde also ein Stück ausgerollt. Doch es half nicht viel, denn Sorgen machte inzwischen das im Schlepp hinterher gezogene Dingi, weil sich inzwischen eine ziemlich hohe See aufgebaut hatte. So wurde entschieden in Küstennähe zu gehen und in der Cala Tarida zu ankern. Diese Bucht bot ausreichend Schutz vor dem starken Nordwind.

 

Mittwoch, 13. September

Das Wetter war wie ausgewechselt. Kein Wind und kein Wölkchen. Deshalb musste die Maschine ihren Dienst antreten. Bis nach San Miguel waren es nur noch 18 Seemeilen, die mit 6 Knoten Fahrt in 3 Stunden geschafft waren. Vor Ort gibt es zwei Ankerbuchten, eine dehnt sich nach Süden aus und die andere, Benirras, in Richtung Osten. In dieser wurde geankert, weil in den nächsten Tagen schlechtes Wetter aus Nordost aufkommen sollte.

Abendstimmung in Benirras

Beide Buchten sind landschaftlich sehr reizvoll und auch der Ort bietet alles, was man so als Ergänzung der Vorräte braucht. Ein Aufenthalt war sowieso geplant weil Jonas die Höhle besuchen will, die er von Fotos her kennt. Außerdem eignet sich San Miguel als Absprungbrett und Warteposition auf besseres Wetter, wenn man nach Mallorca will, haben wir uns so gedacht.

Für Freitag und Samstag waren nämlich stärkere Nordost-Winde, also direkt von vorn vorhergesagt, so dass mit Rücksicht auf unseren kleinen Passagier der Ankerplatz als sicherer angesehen wurde. Die Fortsetzung des Segeltörns findet also erst am Sonntag statt. 

Freitag, 15. September

Starkwind, Wellen und Regen. Das Schiff schaukelt so stark und das Wetter ist so schlecht, dass es keinen Sinn machte, das Dingi zu benutzen. Es wäre auch viel zu gefährlich bei dem herrschenden Seegang mit dem fünfjährigen Jonas, der noch nicht schwimmen kann. In der Bucht herrschte eine ziemlich kabbelige See, weil die aus NO kommenden Seen um das Kap rollten und dann in der relativ engen Ankerbucht von allen Felswänden reflektiert wurden. Der Badestrand am Ende der Bucht war vollkommen leer.

Samstag, 16. September

Die Nacht war wieder unruhig. Das Schiff schaukelte heftig und unregelmäßig, zerrte dauernd an der Ankerkette und der Wind heulte in den Wanten. Vielleicht hätte man im Hinblick auf das kommende Wetter doch rechtzeitig zurückfahren und für zwei Nächte einen Platz in der Marina San Antonio suchen sollen. Dafür war es nun zu spät. Für den Nachmittag war ja Wetterbesserung zu erwarten. In der Bucht ankerte noch eine englische Yacht relativ dicht vor der nördlichen Felswand. Sie war nur etwa 10 m lang und vollführte regelrechte Bocksprünge in den Wellen. Ihr Skipper konnte dem Treiben auch nur noch zusehen.

Es wurde hell aber der Himmel war bedeckt und es regnete in Strömen. Der Wind hatte nachgelassen, aber der Schwell war immer noch heftig. Dort wo der Mast durchgesteckt war tropfte es von der Decke. Wenn der Regen aufgehört hat muss die undichte Stelle ausfindig gemacht werden. Das Dingi war etwa 15 cm hoch mit Wasser gefüllt.

Sonntag, 17. September

Das schlechte Wetter schien erstmal vorbei gezogen zu sein. Bei Sonnenaufgang wurde der Anker gelichtet. Die Befürchtung, dass sich seine Kette um eine kleine in der Nähe befindliche Mooringtonne gewickelt haben könnte hat sich nicht bestätigt. Der Wind wehte schwach aus Süd und so musste mit Maschine gefahren werden. Etwas später wehte es mit 6 bis 7 Knoten und die Segel wurden zusätzlich zur Maschine ausgerollt. Das spart nämlich Diesel, weil die Drehzahl reduziert werden kann, ohne dass die Geschwindigkeit zurückgeht. 

Das kleine schwarze Ding unter dem weissen Filtertopf – kaum zu erreichen

Ein zartes Piepen störte plötzlich beim Lesen. Es war das Motorpanel und es meldete “Wasser im Brennstoff, Bedienungsanleitung lesen”. Auch das noch, also Motor aus und Bedienungsanleitung hervorkramen. Der Dieselfilter ist über eine 25 cm x 25 cm großen Bodenluke zu erreichen, wo auch noch der Sammeltank für einige Abwässer liegt. Der Wasserabscheider des Dieselfilters liegt so unerreichbar tief, dass er selbst mit den Fingerspitzen einer ausgestreckten Hand nicht berührt werden kann. Es half nichts, am Sammelbehälter mussten erst zwei Schläuche abgebaut werden. Jetzt war der Wasserabscheider gerade so erreichbar. Erst das Sensorkabel abziehen und dann den kleinen Wassersammler Abschrauben. Neben einigen Milliliter Wasser kam dann nur noch Diesel und das Teil konnte wieder aufgeschraubt werden. Nachdem alles wieder zusammengebaut war, konnte die Reise fortgesetzt werden. Inzwischen schlugen die Segel nur noch, weil der Wind wieder mal fast weg war. 

Nach 9 Stunden Fahrt fiel der Anker nördlich der Insel Es Panteleu 39° 34,77′ N 2° 20,89′ E. Die Wettervorhersage meldete ruhiges Wetter auch für die Nacht mit bis zu 10 Knoten Wind aus West. Das war allerdings auch schon der aktuelle Zustand. Das Dingi wurde klargemacht und ein Bad im 26 Grad warmen Wasser genommen. Der Tag ging ruhig zu Ende.

Montag, 18. September

Doch in der Nacht ging es wieder los. Der Wind hatte auf Südwest gedreht und heulte in den Wanten. Die Insel Dragonera bot keinen Schutz mehr. Von See direkt einfallende Wellen ließen das Boot schwer schaukeln. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Als es hell wurde sah man, dass sich die Wellen bereits in langen Reihen formiert hatten. Die anderen Ankerlieger hatten sich bereits aus dem Staub gemacht oder waren gerade dabei. Das Dingi hatte mit seiner Leine die Seitenausstiegsleiter weggerissen. Sie hing nur noch an ihrer Sorgleine. Bloß weg hier, aber wohin? Die Wahl fiel auf die Cala de Santa Ponsa 39° 30,91′ N 2° 28,22′ E.

In der Cala Santa Ponsa

Die Überfahrt dahin gegen Wind und Wellen dauerte zwei Stunden mit dem noch nicht ganz fest gemachten Dingi-Motor. Ins Dingi konnte nicht mehr eingestiegen werden.   

In der Bucht Santa Ponsa war es dann aber auch nicht so ruhig wie gedacht. Bei den für die nächsten Tage vorhergesagten vorherrschenden Südwinden gab es allerdings an der gesamten Südküste Mallorcas keine besser geschützte Bucht.

Abendstimmung in der Bucht

Die Ortschaft Santa Ponsa macht einen netten Eindruck. Viele Restaurants und Souvenirläden säumen die Straßen. Neben mehreren kleinen gibt es auch einen großen Supermarkt, der jedoch erst etwa 1000 m stadteinwärts erreicht werden kann. Mit dem Dingi kommt man an zwei Stellen an Land. Am südliche Ende des breiten Strandes oder in einer kleinen Ausbuchtung an der Südseite der Bucht etwa 0,3 Meilen östlich von der kleinen Marina entfernt. Dort kann auch gebadet werden. Wir beschlossen, erst am Mittwoch weiterzufahren.

Mittwoch, 20. September

Morgens um 9 Uhr sah der Anker die Sonne wieder. Ursprünglich sollte es ja westwärts gehen, aber im Hinblick auf die zu erwartenden Winde aus südlicher

Durchfahrt zwischen Mallorca und der Insel Sa Dragonera

 

Richtung, die an der Südküste Mallorcas in keiner Bucht am Anker ruhige Nächte versprechen konnten, wurde die Nordostküste angesteuert. Immerhin war der September schon recht fortgeschritten und das Wetter war unberechenbarer geworden. Neues Ziel war die Cala de Sa Caloba. Im Vorhafen der Marina Soller sollte geankert und übernachtet werden. Die Marina wurde auch deshalb angesteuert, weil Diesel nachgetankt werden sollte.

Anfahrt in die Marina Soller

Der Wind blies parallel zur Küste, platt von hinten und blieb den ganzen Tag lang schwach. Nicht aber der Seegang, der aus West anrollte und beständig zunahm. So waren alle froh, endlich die Hafeneinfahrt von Soller erreicht zu haben.

Das Ankerfeld war ziemlich voll belegt. Kein Wunder, denn Soller ist die einzige Marina an der NO-Küste Mallorcas und ständig kamen neue Schiffe, die einen Ankerplatz suchten. Die Anker fanden jedoch keinen Halt, weil der Ankergrund aus Schlick bestand. Wir fuhren nicht weniger als fünf erfolglose Versuche. Den anderen ging es ähnlich. Entweder kam der Anker wieder blank zum Vorschein oder in einem riesigen Krautballen versteckt. Ein letzter Versuch auf 10 m Tiefe brachte endlich Halt. Der Schwell war jedoch heftig und lies erst spät am Abend nach, so dass es doch noch eine ruhige Nacht wurde.

Donnerstag, 21. September

Erst mal in die Marina zum Tanken. Gefrühstückt wird dann auf See, die bemerkenswert ruhig geworden war. Also Maschine an und Anker einholen. Als dieser dann Kurzstag lag ging nichts mehr. Die Ankerwinde bewegte sich um kein Kettenglied mehr und die Kette wurde mit jeder kleinen Welle steif. Es war 10 m tief, zu tief für den Freediver. Ich steckte einige Meter Kette zur Entlastung der Ankerwinch und setzte mich ins Dingi um in der Marina Hilfe zu holen. Kaum hatte ich abgelegt hörte ich rufen: „do you speek english?“. Es war eine junge Frau auf einem neben uns ankernden Segelboot. „Yes“ war meine Antwort und ich fuhr heran. Sie sagte, dass sie unser Anker-Aufhol-Manöver beobachtet hat und ihr damit klar war, dass ich Hilfe brauchte. Sie sagte, dass sie ein Tauchgerät an Bord hat und zu uns hinüberschwimmen und helfen will. Ich solle inzwischen eine Tripleine klarmachen

Wenige Minuten später war es dann soweit. Die junge Frau tauchte zu unserem Anker, kam dann gleich wieder hoch um mitzuteilen, dass dieser zwischen zwei Felshöckern festsaß. Im zweiten Tauchgang nahm sie dann die Tripleine mit nach unten. Es dauerte ein paar Minuten, aber dann kam sie hoch und rief. „is free“. Sie hatte den Anker herausziehen können. Ich müsse nur nach Steuerbord schwenken und kann den Anker dann einholen. Das ging dann auch reibungslos, doch die Tripleine hatte sich mittlerweile in der Klappe des ausgefahrenen Bugstrahlruders aufgehängt. Dieses war auf Standby gewesen und zwischenzeitlich automatisch eingefahren, wobei die Tripleine eingeklemmt wurde. Diese konnte aber ohne Probleme herausgezogen werden. 

Bei der jungen Frau bedankte ich mich dann mit einer Flasche Rotwein, die ich mit dem Dingi hinüberbrachte.

An der Tankstelle herrschte ziemlicher Betrieb. Wir nahmen etwa 500 l Diesel auf und konnten dann unsere Fahrt zur Cala de Sa Caloba fortsetzen. Die Ankerbucht wurde nach kurzer Fahrt erreicht.

Ankernde Boote in der Cala de Sa Calobra

Dort ankerten schon Boote, die wir vom Vorabend her kannten. Kein Wunder, die saßen ja auch nicht fest. Doch richtig ankern war auch hier Fehlanzeige, denn der Ankergrund bestand, wie der gesamte Strand aus Rollkies mit einem Korndurchmesser zwischen 1 cm und 5 cm. Hier konnte nur das Gewicht der Kette halten. Es war relativ windstill, also konnten wir den Tag über bleiben. Am Abend sollte es zurück nach Formentera gehen, denn die angesagten Winde schienen dafür günstig. Die eingeplante Zeit, Ende September sollte 

Zephir am Anker

der Rückflug nach Deutschland stattfinden, neigte sich ebenfalls dem Ende. Um 19:00 Uhr wurde der Anker eingeholt. Die Fahrt ging unter Maschine die NO-Küste Mallorcas entlang. Nach einer Stunde kam urplötzlich halber Wind zwischen 15 und 20 Knoten vom Land her. Die Segel wurden ausgerollt, aber nach 10 Minuten war alles wieder vorbei. So ging das dann noch ein paar Mal, bis der Wind endlich beständig blies. Als Mallorca achteraus lag fiel ein Wind der Stärke 4 halb bis raumschots ein und blieb dann so bis Ibiza erreicht am nächsten Morgen erreicht wurde.  

 

Freitag, 22.September

An der Südostküste von Ibiza entlang kam der Wind fast direkt von hinten und die Segel fingen an zu schlagen. Es musste vor dem Wind gekreuzt werden. Der Anker fiel auf 38° 46,76’ N  1° 25,93’ E vor der Westküste von Formentera. Doch das war mal ein schöner Flecken. Der Zugang zum Sandstrand war mit einer Bojenkette gesperrt und nur an weit entfernten Punkten mit dem Dingi erreichbar. Große Katamaranfähren voll mit Touristen an Bord ankerten in der Nachbarschaft. Zahlreiche Motorboote verursachten unnötigen Wellenschlag und offizielle Boote patroullierten die Absperrung entlang. Das machte keinen Spaß. So wurde der Anker wieder gehoben und die Fahrt in die Cala Saona fortgesetzt, die nur einige Meilen weiter südlich erreicht wurde. Hier war es dann wieder schön. Das Dingi wurde klargemacht für einen Besuch beim Italiener, der eine herzhaft zubereitete Seezunge auftischte.

Auf dem Rückweg zum Schiff fanden wir das Dingi mit Seewasser vollgeschlagen. Auch ein danebenliegendes Dingi war voll Wasser. Der Aufgang zum Strand war extrem steil, so dass das Dingi mit der Kraft von zwei Personen nicht weit genug herausgezogen werden konnte. Wir hätten um Hilfe bitten können, dachten aber, dass in der einen Stunde nicht viel passieren kann, denkste. Mit Hilfe einiger jungen Männer gelang es, das Beiboot auszukippen und es ging dann zurück zum Schiff. Am nächsten Tag sollte das Dingi verankert werden, damit so etwas nicht wieder passiert. 

 

Samstag, 23. September

Verankertes Dingi in der Cala Saona

Samstag und Sonntag blieb der Anker unten. Außer einem Badeausflug zum Strand und zum Restaurantbesuch wurde nicht viel unternommen. Ich selbst beschäftigte mich nebenbei mit Spleiß Arbeiten.

Das Dingi wurde diesmal mit einem 1 kg Plattenanker im Sand verankert. Das ging dann gut und es blieb trocken. Allerdings gab es Mecker von dem Restaurant-Dingi Fahrer, der die ankernden Boote mit Essen versorgte. Das konnte man dort telefonisch ordern und es wurde dann gebracht. In dem Traffik Kanal zum Strand sollten möglichst keine Dingis verankert werden. 

Montag 25. September

In der Nacht ging es los und am Morgen war es heftig. Das Schiff vor Anker rollte entsetzlich und der Wind heulte. Man musste aufpassen, um nicht aus dem Bett geschleudert zu werden. In der Pantry hatten sich einige nicht genügend gesicherte Gegenstände schon selbständig gemacht und lagen auf dem Fußboden herum. Unter anderem eine Dose mit Nudeln. Die Bestecke ratterten in der Schublade. Bloß schnell weg hier, Der Kartenplotter zeigte ständig mehr als 20 Knoten Windgeschwindigkeit an. Der Wind wehte aus Süd und die Wellen aus Südwest.

Die Calo de s’ Oli  38° 43,89’ N  1° 24,26’ E sollte Schutz bieten. Das Bojenfeld schien nach einer Besichtigungsrunde besetzt zu sein, und Ankern schlug wegen völliger Verkrautung fehl. Dann kam auch noch ein Schlauchboot mit einem Ranger, uns mitzuteilen, dass das Ankern hier nicht erlaubt sei. Er bestätigte, dass keine Boje für unsere Schiffslänge (gelb) mehr frei war. Also hieß es weiterfahren. Einen ruhigen Platz gab es schließlich erst östlich der Insel S’Espalmador an ihrem unteren Ende. Wieder kam ein Schlauchboot an und wies uns einen Platz, an dem der Anker fallen darf. Die Kette darf beim Schwojen nämlich nicht das Seegras bürsten, in dem sich kleine Fische verstecken können. Man braucht dort also eine recht große seegrasfreie Fläche um Ankern zu können. Wahrscheinlich wird dieser Platz auch irgendwann mit Mooringbojen bestückt oder abgesperrt sein.

Der Platz war ganz gut geeignet, mit Jonas am Strand baden zu gehen. Leider bleibt es an dieser gerade gefundenen Stelle auch nur die nächsten Stunden ruhig. In der Nacht soll der Wind zwar abnehmen, aber dann um 180 Grad von West auf Ost drehen und wieder aufbriesen. Das bedeutet dann heftigen Seegang von der anderen Seite und wir liegen auf Legerwall.

Dienstag, 26. September

Pünktlich morgens um 7 Uhr heulte der Wind in den Wanten. Bis dahin war es eine ruhige Nacht, doch jetzt müssen wir schleunigst weg. Beinahe drei Wochen werden wir nun schon vom Wetter verjagt. Als die Navigationselektronik eingeschaltet war kam die Meldung dass nur noch wenig Wasser unter dem Kiel ist. Der Wind sank inzwischen kaum noch unter 20 Knoten. Dem Anker entgegenzufahren, um die Ankerwinde zu entlasten funktionierte erst nach Einschalten der Salingbeleuchtung, weil dadurch erst eine Zeichenkommunikation zur Steuerfrau möglich wurde. 

Als der Anker oben war ging es wieder in die Bucht von Saona zurück, aber nur zum Frühstücken. Es wurde dann beschlossen, zum spanischen Festland zurückzufahren, weil für die nächsten Tage stärkere Bewölkung vorausgesagt war. Auch der Wind soll nur noch am heutigen Tag einigermaßen günstig für die Überfahrt wehen. Also wurde Kurs auf die ca. 60 Meilen entfernte Stadt Calpe genommen. Da der Wind platt von hinten kam, musste vor dem Wind gekreuzt werden. Zum Auspacken des Parasailors bestand weniger Interesse. Das hätte zu viel Arbeit bedeutet. Etwa 25 Meilen vor dem Ziel musste die Maschine zu Hilfe genommen werden. Um 20:30 wurde der Ankerplatz in Calpe erreicht.

Mittwoch, 27. September

Calpe ist eine Reise wert.

 

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