Womit ist zu rechnen, wenn der Unterboden einer Segelyacht nicht gründlich von Bewuchs befreit worden ist? Klar man verliert Geschwindigkeit beim Segeln und auch beim Motoren. Der Kraftstoffverbrauch steigt an. Die Vorgänge sind jedoch viel komplexer und nicht allein mit einer erhöhten Reibung des Wassers am Unterboden erklärbar.
Mit der nachstehenden Skizze sollen die Zusammenhänge deshalb näher erläutert werden. Wir betrachten dazu eine Yacht, die mit halbem Wind, also Wind direkt von einer Seite und hier von Backbord segelt. Ist der Unterboden sauber und glatt, wie in der oberen Bildhälfte dargestellt, dann stellt sich aus wahrem Wind, der hier mit 12 kn angegeben wurde und dem Fahrtwind von angenommenen 8 kn ein scheinbarer Wind von etwa 14 kn ein. Der scheinbare Wind fällt schräg von vorn kommend ein. Sein Winkel gegenüber der Fahrtrichtung des Bootes berechnet sich aus dem Arcustangens aus beiden Geschwindigkeiten, hier arctan(12/8) und das wären dann 56°. Für die Windrichtung gegenüber der Kiellinie muss noch der Abdriftwinkel von 5° abgezogen werden, was dann einen Bordwindeinfall von 51° ergibt. Infolge des Abdriftwinkels strömt das Fahrwasser hier steuerbordseitig auf den mit 5° schrägstehenden Kiel und den Rumpf, wodurch das Boot so weit nach Luv steuert, dass der Kurs über Grund auf das Ziel mit der Fahrtrichtung übereinstimmt.
Ist der Unterboden der Yacht bewachsen, dann reduziert sich die Bootsgeschwindigkeit nicht nur auf Grund erhöhter Reibung. Durch sinkende Fahrgeschwindigkeit wird auch der scheinbare Wind schwächer. Er beträgt dann bei einer um 2 kn geringeren Fahrgeschwindigkeit nur noch 13 kn und fällt dann mit 63° gegenüber der Fahrtrichtung ein. Dadurch nimmt schon mal die Krängung des Bootes zu. Weil die Windstärke von Backbord mit 12 kn gleich geblieben ist und darüber hinaus der scheinbare Wind seitlicher einfällt, erhöht sich die Abdrift. Zur Einhaltung des Kurses über Grund auf das Ziel muss daher mit einem größeren Abdriftwinkel gesegelt werden, der hier mit 12° angenommen wurde. Rein rechnerisch ergibt sich hier ein Bordwind, der ebenfalls mit etwa 50° einfallen könnte, doch der ausschlaggebende Punkt für die schlechtere Performance ist die Bremswirkung des erhöhten Abdriftwinkels gemeinsam mit der zunehmenden Schräglage.
Bei reiner Motorfahrt würde eine Geschwindigkeit von 8 kn bei einem sauberen Boot beispielsweise mit einer Drehzahl von 1800 U/min erreicht werden. Bei gleicher Drehzahl würde die Geschwindigkeit vielleicht nur auf 7 kn absinken, wenn der Unterboden bewachsen wäre. Daraus ist zu schlussfolgern, dass ein sauberer Unterboden zum Segeln besonders wichtig ist. Bei stark bewachsenem Unterboden macht Segeln einfach keinen Spaß mehr.