Superyacht in der Marina Alicante
links: Balearen Korsika und Sardinien Sardinien Ost und Süd Zurück nach Spanien
Was bisher geschah
Die Saison 2018 ging aprupt bereits Ende Juli zu Ende. Ursache waren Nachwirkungen des nur wenige Wochen zuvor erfolgten Wassereinbruchs und Qualitätsprobleme am Bugstrahlruder.
Das Drucklager der Centaflex Kupplung hatte unter Wasser gestanden. Es vereint gleich zwei Lagerungen, die gewährleisten, dass sich die Propellerwelle leicht dreht (inneres Lager) und dass ein leichter Knick in der Achse zwischen Getriebe und Propeller ausgeglichen wird (außen liegendes Lager). Dieses zweite Lager war inzwischen völlig verrostet und total blockiert. Somit war der leichte Knick manifestiert und die Welle schleuderte. Eine Ausfahrt im August 2018 musste schon nach wenigen Meilen abgebrochen werden, weil die Vibrationen durch das blockierte Lager ein Weiterfahren unmöglich machten. So musste in die Marina zurückgefahren werden. Dort angekommen wollte das Bugstrahlruder nicht mehr ausfahren. Was ist heute bloß los?

Wie sich später herausstellte war der gerade mal zwei Jahre alte GFK Deckel dieses ausfahrbaren Bugpropellers total delaminiert. Warum? Er ist einfach zu schwach und zu schlecht gebaut. Schon einmal ist er deshalb im englischen Kanal (Bild) bei Seegang eingedrückt worden. Diesmal war er nur leicht verkantet, weil sich eine Schraube verabschiedet hatte.
Ein neuer Deckel war nicht gleich zu beschaffen. So wurde entschieden, die Saison abzubrechen und das Schiff gleich zu Beginn des neuen Jahres aus dem Wasser zu nehmen. Neben der Reparatur von Bugstrahlruder und Wellenlager sollte dann auch gleich noch der Unterwasseranstrich aus Coppercoat erneuert werden.
Ein neuer Deckel, der im November vom Hersteller geliefert wurde, war dann sehr viel stabiler gebaut. Offenbar war die Zephir nicht das einzige Schiff mit diesem Problem.
Das Unterwasserschiff wurde abgeschliffen und bekam vier neue Anstriche mit Coppercoat. Bei diesem Bewuchsschutzanstrich ist zu beachten, dass das Material nicht älter als 6 Monate ist. Es wurde deshalb neu aus England direkt vom Hersteller beschafft. Der Anstrich muss nach dem Trocknen durch Anschleifen aktiviert werden, weil erst dadurch das Kupfer freigelegt wird.
Alle Leinen wurden gewaschen, indem jede Leine in einen Eimer mit Seifenlauge gelegt wurde. Nach 1 Tag wurden sie dann kräftig gespült und machten danach wieder einen frischen Eindruck. Beim Einfädeln wurde festgestellt, dass sich an beiden Fallumlenkern kaum noch eine Rolle drehte. Die eingebauten Fallumlenker von Spinlock bestanden aus jeweils fünf Rollen und waren asymmetrisch aufgebaut, d. h., die Rollen waren nur an einer Schiene befestigt. Sie ließen sich nicht mehr gangbar machen und mussten getauscht werden. Als Ersatz wurden symmetrisch aufgebaute Versionen bestellt, bei denen die Rollen zwischen zwei Schienen angeordnet sind. Die waren dann fast viermal so teuer, sind qualitativ aber sehr viel besser und schonen das Rigg.
Die Ausholerleine aus Dyneema musste erneuert werden. Ihr Mantel hatte sich am Auge zurückgeschoben. Schließlich wurden alle Wischen gewartet und die Fallenstopper mit einem Trockenschmiermittel behandelt. Auch die Toiletten waren wieder mal dran. Dort mussten die Rückschlagventile ausgetauscht werden.
Nach Abnehmen des Rollschlauches über der Rollfock und Einfädeln der Leinen für den Bullenstander war das Schiff dann endlich auslaufbereit für die kommende Saison.
Erstens kommt es anders …
Am 12. Mai, ein Sonnstag, sollten die Leinen losgeworfen werden. Alle Lebensmittelvorräte waren gesichtet und ergänzt worden. Am Tag vorher wurden dann noch einmal alle Systeme gecheckt. Arbeiten die Furler einwandfrei, funktionieren die Navigationssysteme, geht die Klimaanlage und funktioniert der Wassermacher. Ergebnis: Die Klimaanlage läuft, aber kühlt nicht und der Wassermacher macht kein Wasser. In der Segellast, dort wo seine Hochdruckpumpe steht, war alles nassgespritzt.

Was ist denn jetzt schon wieder. Die Klimaanlage kann man ja verschmerzen und jetzt zum Saisonstart bekommt man dafür sowieso keinen schnellen Termin.
Der Wassermacher wurde ausgebaut und es zeigte sich, dass ein sog. push-in Nippel abgerissen war. Wodurch? keine Ahnung. Auf jeden Fall musste so ein Nippel her. Ohne Wassermacher wollten wir nicht starten.
In Deutschland ist es die Firma Festo, die für diese Teile bekannt ist. Doch gerade dieser Nippel wird dort nicht hergestellt. Schließlich wurden wir fündig. Hersteller ist die italienische Firma C. MATIC. Dort teilte man uns mit, dass der spanische Distributor in Barcelona seinen Sitz hat. Das Teil wiegt nur 2,5 Gramm und kostet 1,15 Euro und hat unseren geplanten Abfahrtstermin um eine ganze Woche verschoben.
2 Gedanken zu „Logbuch 2019“
Lieber Herr Hoffrichter,
vielen Dank für Ihre Programme, Apps und für die schöne Übersicht über einen Teil der Geschichte der Astronavigation. Ich habe das nirgends so gut zusammengefasst gefunden. Danke vor allem für den Text über Gauß.
Gerade über den war ich sehr erstaunt und konnte es kaum glauben, dass man sich so „verrückte“ Substitutionen einfach mal so algebraisch überlegen kann. Vor allem V= U+W schien mir doch ganz wie eine Winkelsumme auszusehen, und ich rechnete ein bisschen herum. Dann stellte sich doch wirklich heraus, dass es geometrische Interpretationen von U, V, W, und die Bögen F und G gibt.
U, V und W sind die drei Winkel am Aufpunkt des ersten Gestirns. U ist der Winkel ZXP, W der Winkel X’XZ, V dementsprechend der Winkel X’XP. Die cot U/cot V ergeben sich beide aus dem Kotangenssatz
sin(alpha) * cot(gamma) = (cot c * sin b) – (cos b * cos(alpha)),
wenn man für alpha, gamma, b und c jeweils lambda/theta, U/V, 90°- delta/delta und 90°- phi/delta‘ einsetzt.
Wir wählen auf PX nun denjenigen Punkt K, dessen Lot auf ZX seinen Fußpunkt in Z hat. G erweist sich als der Bogen KL, wobei L sich ergibt, wenn man den Bogen PK weiter bis zum Äquator führt. Der Bogen F ist dann das Lot X’K auf PX.
Wenn man auf diese F und G die Formel für rechtwinklige sphärische Dreiecke
tan a = cos b * tan(beta)
anwendet, ergeben sich, falls man für a, b und beta jeweils delta/h, F/G und theta/U einsetzt, die Gaußschen Definitionen für seine F und G.
Wie bei Gauß lässt sich dann der tan F delta’ und theta berechnen, der tan V aus F, delta und theta, die +- cos W aus V, F, h, h‘, delta, delta‘ und theta, der tan G aus U und h, lambda aus G,U und delta und schließlich phi aus lambda, g und delta.
Bleibt für mich die große Frage, ob Gauß diese meiner Meinung nach nicht besonders abwegige Transformation des Problems auf den einen Gestirnsaufpunkt mit seinem Höhenkreis vor Augen gehabt, aber nicht aufgezeichnet, oder ob er das alles wirklich abstrakt algebraisch hingekriegt hat.
Als weitere Methode der genauen Berechnung von phi und lambda im „postmodernen“ Zeitalter der Computer hätte ich noch die vektorgeometrische vorzuschlagen, wobei man die beiden Ebenen, in denen die Höhenkreise jeweils liegen, sich in einer Geraden schneiden lässt, auf ihr den dem Standpunkt Z nächst gelegenen Punkt P0 berechnet, das auf die Länge 1 skalierte Kreuzprodukt der beiden Flächennormalen an diesen Punkt P0 anlegt und die richtigen Parameter t für die beiden Lösungen in die Geradengleichung einsetzt:
t = +- sqrt(1 – P0.P0).
Dann gibt man die Formeln
phi = asin(z) und lambda = atan2(y,x) in die Exceltabelle oder das Rechnerprogramm ein, wobei atan2 der in den meisten Programmen bekannte Vier-Quadranten-Arkustangens ist. Wenn das Programm auch noch das Kreuzprodukt als Funktion kennt, ist man hier schnell und numerisch sehr stabil, aber man kann natürlich auch die Formel dafür eintragen.
Herzliche Grüße aus Dresden.
Markus Hesse
Lieber Herr Hoffreiter,
bei F und G habe ich ein bisschen geschludert. Hier die korrigierte Passage:
Der Bogen F ist das Lot vom zweiten Gestirn X‘ auf den Bogen PX. Den Fußpunkt dieses Lotes nennen wir K.
Wir fällen nun das Lot vom Zenit Z auf den Bogen PX. Den Fußpunkt nennen wir M. Die scheinbar abstrakte Hilfsgröße G definiert nun die Länge des Bogenabschnitts XM durch die Beziehung XM = 90° – G.
Beide Beziehungen ergeben sich direkt aus der Anwendung der Formeln für rechtwinklige sphärische Dreiecke auf die neu geschaffenen Dreiecke PX‘K und ZXM.
Herzliche Grüße
Markus Hesse