Screenshot der neuen Astronavigation auf dem Smartphone – kein Rechnen, kein Zeichnen, kein Schätzort und kein Suchen in Tabellenbüchern. Eine wesentliche Erleichterung bei der klassischen Navigation mit dem Sextanten und als Backup alternativlos.
Links auf die Beiträge:
→ Die Sonne am Himmel
→ Standort ohne Standlinien
→ Die Tafelmethode des Cornelis Douwes
→ Mittagsbreite und Chronometerlänge
→ Das Zweihöhenproblem
→ Die wahre Methode des Carl Friedrich Gauß
→ Thomas H. Sumner, Begründer der Standliniennavigation
→ Die Methode des Marcq Saint Hilaire
→ Das Tagbogenverfahren
→ Navigationsprogramm mit Excel selbst gemacht
→ Die iOS App Circle of Position Navigation
→ Die Android App Circle of Position Navigation
→ Ein wenig Sextantenkunde
→ Test Plastiksextant Marc 25
Trotz weitgehend störungsfreier Satellitennavigation in den vergangenen Jahrzehnten gibt es genug Gründe, auch heute noch astronomisch navigieren zu können. Die Welt wird kriegerischer und Satellitennavigationssysteme könnten Angriffen und Störungen ausgesetzt sein. Aber auch Störungen an Bord könnten den Empfang von Satellitensignalen unmöglich machen. Deshalb ist es sinnvoll, die Astronavigation als Notfallnavigation zu behalten.
Die Frage ist nur, wie Astro-Backup-Systeme beschaffen sein sollten, damit wirklich jeder damit umgehen kann. Das bisherige Verfahren, den Seglern einfach die Praxis des letzten Jahrhunderts überzustülpen, funktioniert nicht. Methoden und Verfahren aus der gerade vergangenen Periode der grafischen Navigation haben überhaupt kein Potenzial für moderne Anwendungen. Die Geschichte der Astronavigation ist lang und hat viele Lösungen hervorgebracht. Wissenschaftlich begann sie im 16. Jahrhundert. Ein erster Akteur war der Portugiese Pedro Nunes. Er begründete das Zweihöhenproblem, welches die Grundlage aller in den folgenden Jahrhunderten entwickelter Methoden und Verfahren wurde.
Die Zukunft einer astronomischen Navigation für jedermann liegt in digitalen Lösungen. Nur die kann jeder ohne Voraussetzungen anwenden, und nur das kann die Sicherheit auf See erhöhen. Mit der Sonne als einzigem Navigationsgestirn kommt auch jedermann zurecht und darauf kommt es schließlich an. Für digitale Lösungen, beispielsweise als App, sollten keine Verfahren aus der Ära der sogenannten modernen bzw. grafischen Navigation benutzt werden. Mit einer solchen App würden nur die diversen Arbeitsschritte eines Navigators aus der Zeit vor 100 Jahren in Computercode umgesetzt werden und das mit all seinen Einschränkungen. Saint Hilaire hat das Standlinienverfahren speziell nur für grafische Anwendungen mit Bleistift und Papier optimiert und nicht für digitale Anwendungen.
Grafische Methoden sind daran zu erkennen, dass eine vorherige Standortschätzung nötig ist. Außerdem sind es nur Näherungsmethoden und Höhen über 70° können bereits zu Fehlern führen. Für eine Digitalisierung sind deshalb nur algebraische und analytische Verfahren sinnvoll. Doch die wurden im 19. Jahrhundert verworfen, weil es damals keine Rechenmaschinen gab.
Die klassische grafische Navigation mit dem Höhendifferenzverfahren oder eine Navigation mit HO 249-Tafeln ganz ohne elektronische Unterstützung und nur auf dem Papier ist eine Sache für Hobbynavigatoren, die mit Sonne, Mond, Planeten und Sternen ihren Standort finden wollen und so die Tradition der Seefahrt pflegen. Als Notfallnavigation oder Möglichkeit für all jene, die nur mal gerne mit einem Sextanten navigieren wollen, sind diese Verfahren nicht geeignet.