Astronomische Navigation

Screenshot der neuen Astronavigation auf dem Smartphone – kein Rechnen, kein Zeichnen, kein Schätzort und kein Suchen in Tabellenbüchern. Eine wesentliche Erleichterung bei der klassischen Navigation mit dem Sextanten und als Backup alternativlos.

 

Links auf die Beiträge:

Die Sonne am Himmel
Standort ohne Standlinien

Die Tafelmethode des Cornelis Douwes
Mittagsbreite und Chronometerlänge
Das Zweihöhenproblem
Die wahre Methode des Carl Friedrich Gauß
Thomas H. Sumner, Begründer der Standliniennavigation
Die Methode des Marcq Saint Hilaire
Navigationsprogramm mit Excel selbst gemacht
Die iOS App Circle of Position Navigation
→ Die Android App Circle of Position Navigation
Ein wenig Sextantenkunde
Test Plastiksextant Marc 25

Die Geschichte der astronomischen Navigation begann mit dem Portugiesen Pedro Nunes (1502 bis 1578). Allerdings war es schon lange vorher üblich, mit der Sonne und den Sternen den Weg über die Meere zu finden. Pedro Nunes begründete damit jedoch eine Aufgabe, die später als Zweihöhenproblem bekannt wurde und auf dem alle seit dem 18. Jahrhundert entwickelten Navigationsmethoden, einschließlich sogar der Satellitennavigation beruhen.

Es sollte aber noch lange dauern, bis brauchbare Methoden und Verfahren entstanden, die von den Seefahrern auch benutzt werden konnten. Auf ein Preisausschreiben der Pariser Akademie der Wissenschaften im Mai 1727 folgten zahlreiche Ideen und Vorschläge darüber, wie ein Standort auf See durch Berechnung gefunden werden kann. Einige dieser rein mathematischen, also analytischen Lösungen basierten auf wissenschaftlicher Grundlage, sie waren für die Praxis jedoch ungeeignet, weil an Rechenhilfen lediglich Logarithmen zur Verfügung standen. Damit war es viel zu aufwendig und hätte viel zu lange gedauert, einen Standort auf See zu berechnen.

Die Wende kam mit dem amerikanischen Kapitän Thomas H. Sumner in Form von grafischen Näherungslösungen, als er im Jahre 1837 die Standlinie erfand. Das Verfahren wurde rund 40 Jahre später von dem französischen Fregattenkapitän Saint Hilaire optimiert. Zur Abgrenzung gegenüber den sogenannten „alten“ analytischen Verfahren bezeichnete man die gefundenen grafischen Verfahren als „neue Astronomie“ in der Seefahrt. Später entstand dafür der Begriff “moderne Astronavigation”.

Die Hilaire Methode, für viele ist sie das Synonym für Astronavigation, wurde die Standardmethode in der weltweiten Seefahrt bis zur Freigabe des ersten Systems der Satellitennavigation. Mit der Verbreitung des Computers entstanden bald zahlreiche Navigationsprogramme, die kurioserweise alle auf dem grafischen Zweihöhenverfahren von Saint Hilare basierten. Die alten analytischen Verfahren der großen Mathematiker Leonhard Euler und Carl Friedrich Gauß, die sich im Gegensatz dazu geradezu perfekt digitalisieren lassen, bequemer in der Anwendung sind, weniger Restriktionen enthalten und außerdem genauere Ergebnisse liefern, sind offensichtlich vergessen.