Portugal

Porto

1.9.2016
Um 8 Uhr geht es los. Wir verlassen Baiona mit Kurs in Richtung Porto, das Luftlinie gemessen etwa 60 Seemeilen südlicher liegt. Es weht kein Wind, also versuchen wir es weiter draußen auf dem Meer. Der Wind wehte dort zwar etwas stärker, drehte aber zunehmend auf Nord. Er fiel schließlich platt von hinten ein und reichte in der immer noch vorherrschenden Dünung nicht wirklich zum Segeln. Der größte Teil der Strecke muss also mit Motor zurückgelegt werden. Unterwegs wurde festgestellt, dass sich der Fäkalienbehälter der Toilette achtern nicht mehr leert. Da auch die Toilette im Vorschiff seit längerem verdächtige Geräusche macht bleibt zu hoffen, dass wir nicht noch Eimer benutzen müssen. Um 19 Uhr MESZ laufen wir in den Hafen von Porto ein. Hier gilt im Sommer UT +1 also war es erst 18 Uhr Ortszeit. Die in einer Ecke des Industriehafens liegende Marina ist recht klein für eine Stadt wie Porto und deshalb brechend voll. Ein kleineres Schiff hätte vielleicht noch einen Platz gefunden. Wir aber nicht und so mussten wir direkt vor der Marina ankern. Zum Landgang hatten wir keine Lust mehr.

2.9.2016
Morgens um 7 Uhr klingelt der Wecker, wir sind aber längst wach aufgrund des Geheuls eines Nebelhorns. Ein Blick nach draußen gibt kein gutes Bild ab: Totale Waschküche. Soll man jetzt fahren oder noch warten. Die Wetterberichte verkünden auch nichts Gutes. Windstärken zwischen 1 und 2 Bft für die nächsten 16 Tage, manchmal eine drei. Da ist täglicher Nebel mit einzuplanen. Wir entscheiden, noch einen Tag am Anker liegen zu bleiben. Das Dinghi wird klargemacht. doch außer Nebel und Industrie-Tristess ist nichts interessantes zu finden. Wir packen das Dinghi wieder ein und beschließen, diesen Ort am nächsten Morgen zu verlassen, ob Nebel oder nicht.

3.9.2016
An frühen Morgen haben die Nebelhörner aufgehört. Ein Blick aus dem Fenster zeigt klare Sicht. Also aufstehen, Frühstücken und Boot klarmachen zum Auslaufen. Beim Frühstücken gehen die Nebelhörner wieder los. Dann wird eben im Nebel gefahren. Radar und AIS funktionieren schließlich. Das nächste Ziel ist Aveiro, nur etwa 30 sm weiter südlich. Beim Verlassen von Porto klart es schließlich sogar auf.

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Hafeneinfahrt von Porto

Aveiro

In Aveiro treffen wir Jens mit seiner Yacht Punctulum. Er bereitet sich gerade auf seine Fahrt in die Karibik vor und hat dafür noch Zeit, weil er den großen Sprung über den Atlantik erst im November starten kann.

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Vom Ankerplatz ist die Stadt Aveiro leider noch zu weit entfernt. Da es am nächsten Abend weiter gehen sollte, wurde nur noch das Nötigste in einem kleinen Supermarkt in Sao Jacinto eingekauft.

4.9.2016
Abends um 18:18 hatte die Flut ihren Höchststand und wir liefen gemeinsam mit der Punctulum aus. Da kein Wind war musste die Maschine laufen. Das nächste Ziel war Peniche. Als Alternative wurde die Insel Berlenga ausgesucht. Später als es schon dunkel war kam der nötige Wind auf, und das Großsegel konnte gesetzt werden.

5.9.2016
Am Morgen lag die Punctulum etwa 7 Meilen hinter uns. Wir entschieden, weder Peniche noch Berlenga anzulaufen, sondern gleich weiter nach Cascais zu gehen. Unser Ziel war es, dem lästigen Nebel an der Westküste Portugals so schnell es geht zu entkommen. Die Luft war auch immer kalt und das war kein Wunder, denn der Ozean hatte kaum 20 Grad. Ich rief Jens per Funk an und teilte Ihm unsere Entscheidung mit. Er war bereits auf Berlenga, fuhr von dort aber schon nach Peniche um zu ankern.

Cascais

Als wir gegen Nachmittag um Kap Raso bogen geschah ein Wunder. Uns schlug beinahe heiße Luft entgegen. Die Wassertemperatur hatte plötzlich 27 Grad und die Sonne brannte mit voller Kraft. Der Wind blies kräftig aus Nord. Wir suchten uns einen geeigneten Ankerplatz zwischen den vielen bereits ankenden Booten.

 

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Cascais, Strand und Ankerplatz

Dann ging ich nach vorn, um die Kettennuss zu lösen, aber es kamen nur etwa 3 m Kette heraus. So etwas wie ein Knoten in der Ankerkette verhinderte ihr Ausrauschen. Der Weg nach hinten, um den Hauptschalter der Ankerwinsch einzuschalten und dann wieder nach vorn zum Klarmachen der elektrischen Bedienung reichten aus, das Schiff bei dem herrschenden Wind von von über 20 Knoten völlig zu vertreiben. Es musste neu angefahren werden. Nun klappte es zwar mit der Kette, aber der Anker hielt nicht. Er holperte über scheinbar felsigen Grund. Beim dritten Mal erst gelang es den Anker einzufahren. Wir waren auch schon völlig müde.

6.9.2016
Das Dinghi wurde klargemacht, um in die Stadt zu kommen. Es gab nur einen Dinghisteg beim örtlichen Yachtklub. Dort festgemacht mussten wir feststellen, dass ein Tor den Austritt aus dem Gelände versperrte. Also haben wir einen Platz am Fischersteg zwischen zahlreichen kleinen Fischerbooten angesteuert, ganz vorsichtig, damit unser Propeller von den zahlreichen Mooringleinen freibleibt. „No Problem“ sagte ein Fischer, als ich ihn fragte, ob unser Dinghi dort liegen bleiben kann.

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Cascais

Die Stadt erfreute uns mit ihrem südlichen Charme nach den vielen düsteren Nebeltagen mit ihrer Kälte. Reges Leben überall, der Strand voller Menschen und zahlreiche Gaststätten, die um Kunden buhlten. Bier und Essen bei Livemusik von einer einheimischen Band brachten uns wieder vollends in gute Stimmung.
Doch wir wollten weiter. Gegen Abend fuhren wir noch die Tankstelle in der Marina an und nahmen dann Kurs auf Sagres das gleich nach der Umrundung des Kaps Vicente etwa 100 Seemeilen weiter an der Südküste Portugals liegt. Dort gibt es nur einen Ankerplatz. Als wir etwa 8 Seemeilen weit draußen waren entdeckte ich zufällig, dass Jens mit der Punctulum in Cascais lag. Mein Funkgerät war während unserer Liegezeit ausgeschaltet gewesen, so dass ich sein Kommen nicht mitbekommen hatte. Ein Anruf von mir blieb erfolglos. Vielleicht war diesmal das Gerät von Jens ausgeschaltet.

Portimao

7.9.2016
Am Kap und am Ankerplatz von Sagres blies es kräftig. Als der Anker gegriffen hatte bemerkten wir, dass unser Boot von Fliegen okkupiert wurde. Also schnell Anker auf und weg. Portimao sollte noch bei Tageslicht erreicht werden können. Die Fahrt bis dahin wurde genutzt, um die zahlreichen Fliegen zu erschlagen. Dabei ging unsere einzige Fliegenklatsche noch zu Bruch.

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Ankern in Portimao

In Portimao wollten wir uns nicht lange aufhalten, denn unser Ziel war die Marina Vilamoura, weil wir dort unseren Fäkalientank absaugen lassen können, der langsam anfing zu riechen.

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8.9.1916
Am Morgen war unser Boot voll mit Flugasche, die von Waldbränden im Norden Portugals herübergetragen worden war. Auch das Wasser war übersät damit. Noch wehte kein Wind und wir mussten auf dem ersten Drittel der Strecke die Maschine benutzen.

Vilamoura

Die Marina Vilamoura ist die modernste in ganz Portugal. Zuerst wird am Rezeptionssteg festgemacht, um die Formalitäten zu erledigen, die wieder einem Einklarieren ähnlich waren.

Empfangssteg der Marina Vilamoura
Empfangssteg der Marina Vilamoura

Der Service in dieser Marina gehörte zum Besten auf der bisherigen Reise. Der Fäkalientank wurde endlich ausgepumpt, aber die Verstopfung war damit noch nicht beseitigt. Die Mitarbeiter der Marina halfen dann beim Festmachen des Bootes, weil plötzlich, wie immer in diesem Moment starker Wind aufkam.
Danach ging es an Land. Die Marina ist umringt von unzähligen Pubs, Kneipen, Restaurants, Läden und riesigen Hotelanlagen. Es wimmelt nur so von Menschen. Die Sonne brennt, der Himmel ist blau und wir beschließen, noch einen oder zwei Tage zu bleiben. Das einzig Störende ist der Gedanke an den verstopften Fäkalientank, der einer Lösung bedarf.

Wenn man vom Steg kommt
Wenn man vom Steg kommt
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Vilamoura an der Marina
Ein Wassertaxi innerhalb der Marina
Ein Wassertaxi innerhalb der Marina
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Pub in Vilamoura
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Am Badestrand in Vilamoura

Der Fäkalientank wurde geöffnet. Die Handgriffe einer Wasserpumpenzange in zwei der drei Vertiefungen gedrückt und ein großer Schraubendreher als Hebel dazwischen haben geholfen. Doch leider versperrte das Abpumprohr den tieferen Einblick in den Behälter. Ein paar Liter Wasser wurden eingelassen und jede Menge Salz und Tabs von der Spülmaschine geopfert. Vielleicht hilft zukünftiger Seegang die Obstruktion aufzulösen.

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