Watermaker

Seit die Zuverlässigkeit kleiner Seewasser-Aufbereitungsanlagen gestiegen ist, werden sie häufiger eingesetzt. Sicher sind sie nichts für den Wochenend- oder Urlaubstörn. Der Wartungsaufwand wäre zu groß. Außerdem ist der Energieverbrauch so hoch, dass ein Generator zur Stromversorgung vorhanden sein sollte, auch wenn der Hersteller einen Batteriebetrieb ermöglicht. Eine Anmerkung dazu ist unter Generator im letzten Absatz zu finden.

Die Qualität des produzierten Wassers lässt jedoch keine Wünsche offen. Es ist frei von Bakterien und Viren, die neben den Salzmolekülen ebenfalls herausgefiltert werden. Ein allgemeiner Beitrag dazu ist hier zu finden.

In der Zephir ist der Typ WATER-PRO-COMPACT-S-60 der Firma ECO-SISTEMS eingebaut. Das folgende Schema zeigt seine Funktion.

Watermaker S6

Bildbezeichnungen
  • 1 Seeventil
  • 2 Rückschlagventil
  • 3 Siebfilter (Planktonfilter)
  • 4 Niederdruckpumpe
  • 5 Niederdruckmanometer
  • 6 Vorfilter 5 Mikron
  • 7 Ausdehnungsgefäß
  • 8 Hochdruckpumpe
  • 9 Hochdruckmanometer
  • 10 Membranen in Druckrohren
  • 11 Dreiwegeventil (optional) für Tankumschaltung
  • 12 Flowmessgerät
  • 13 Kohlefilter (Anti-Chlor)
  • 14 Zum Tank 1
  • 15 Konzentratauslass
  • 17 Zum Tank 2 oder Kontrollauslass
  • 18 Frischwassereingang
  • 19 Spülventil
  • 20 Power Box
  • 22 Dreiwegeventil (optional für Konservierung)
  • 23 Fernsteuerpanel

Das Gerät produziert in der Stunde etwa 60 l bestes Trinkwasser. Es sollte nicht in Häfen eingesetzt werden. Vor Einfahrt in einen Hafen ist der Watermaker deshalb auszuschalten. Dauert der Hafenaufenthalt weniger als drei Tage muss nichts unternommen werden. Dauert er jedoch länger, dann ist zu spülen. Das geschieht praktischerweise durch Tastendruck auf dem Fernsteuermodul, wobei das Spülwasser dem Frischwassertank entnommen wird. Das ist für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen ausreichend. Bei noch längerem Stillstand ist die Anlage zu konservieren. Zu diesem Zweck muss nach einem normalen Spülvorgang eine Konservierungslösung angesaugt werden (5 l Wasser mit 40 g Sodium Metabisulfite anrühren). Ein Dreiwegeventil (Pos. 22) ist hier sehr hilfreich. Danach kann der Stillstand bis zu einem Jahr dauern.

Erste Erfahrungen

Zunächst wurde das Gerät in der Ostsee genutzt. Da der Hersteller zwischen Seeventil und Rückschlagventil kein Grobfilter (Pumpenschutz) empfohlen hat, wurde dieses von der Werft auch nicht eingebaut mit der Folge, dass treibendes Seegras nach wenigen Stunden das Rückschlagventil völlig zugestopft hatte. Die Niederdruckpumpe erzeugte daraufhin ein mörderisch lautes Geräusch. Zu allem Unglück hat die Werft die Filter-Pumpeneinheit so ungünstig gegen die Rückwand einer Bodenluke eingebaut, dass man an Rückschlagventil und Filter nur dann herankommt, wenn die Einheit komplett ausgebaut wird.

unzugängliche Filter
Filter-Pumpen Einheit (FEEDING-ASSY) mit unzugänglichen Filtern an der Rückwand einer Bodenluke

Ein in die Schlauchleitung fliegend eingebautes PAR-Schmutzfilter, wie es vor jeder Toilettenspülung verwendet wird, schaffte zunächst Abhilfe. Das nachfolgende Siebfilter 3 vor der Pumpe blieb in der Ostsee weitgehend sauber. Das 5-Mikron-Papierfilter nach der Pumpe musste hingegen häufiger erneuert werden.

Dann aber in der Nordsee gab es Plankton. Dieses konnte Grobfilter und Rückschlagventil problemlos passieren und hat das Siebfilter 3 nach kurzer Zeit zugesetzt. Lautes Kreischen der Niederdruckpumpe forderte daraufhin stündlich zur Filterreinigung auf. Da das Siebfilter 3 nur nach Komplettausbau der Filter-Pumpeneinheit erreichbar war, wurde das fliegend eingebaute PAR-Schmutzfilter noch auf See durch ein vorhandenes Planktonfilter ersetzt. Dieses war dann dank der flexiblen Schlauchverbindungen zugänglich. Blieb zu hoffen, dass der Filter ab der Biskaya nicht mehr so oft gereinigt werden muss.

Feinsiebfilter
fliegend eingebautes Planktonfilter und Dreiwegeventil

Die Hoffnung hat sich nicht bestätigt. Das Planktonfilter musste nach drei bis vier Stunden Betriebszeit aufgeschraubt und gereinigt werden. Das weiterhin unzugängliche Filter zeigte erst nach etwa 16 Stunden Betriebsdauer Anzeichen von Verschmutzungen. Also Ausbau des kompletten FEEDING-ASSY zur Filterreinigung.

Die Filterproblematik ist mit den vorgenommenen Änderungen nicht gelöst. Das kreischende Geräusch bei zugesetztem Planktonfilter ist auf Kavitation zurückzuführen, was die Pumpe irgendwann zerstören wird. Wenn diese zu stark saugen muss, dann zieht sie ein Vakuum, was in den durchsichtigen Schläuchen zu sehen und deutlich zu hören ist. Die einzige Lösung besteht darin, die Filter-Pumpen Einheit so ins Schiff einzubauen, dass das Planktonfilter problemlos gereinigt werden kann. Die Niederdruckbaugruppe, das sog. FEEDING-ASSY ist also um 180 Grad zu drehen und alle Schlauchverbindungen wären dann neu anzupassen. Das ist schließlich auch gemacht worden.

Im Mittelmeer schließlich musste das Filter 3 nicht mehr gereinigt werden. Die Reinheit des Wassers ermöglichte einen durchgehenden Betrieb ohne Filterreinigung über eine sehr viel längere Zeit.

Anschlussfehler

Im Hafen ist der Betrieb eines Watermakers auf keinen Fall zu empfehlen, weil insbesondere Treibstoffreste im Hafenwasser die Membrane zerstören. Hierzu steht in der Bedienungsanleitung:

1.7 Turning the unit off

Before turning off the unit the system must be cleaned to prevent a compaction of the membranes due to the biological fouling in it, proceed as follows:

  • Press STOP to stop the low pressure motor pump.
  • Press LAVADO/FLUSH and the system will run the flushing system.
  • At this point the unit will take fresh water from the pressurizet fresh water system in the boat. …

An das Drücken der Spültaste nach spätestens drei Hafentagen hatte ich mich gehalten bis eines Tages der Frühstückskaffe völlig versalzen war. Der Sache ging ich auf den Grund und fand die Ursache darin, dass der Frischwassereingang 18 direkt an den drucklosen Frischwassertank angeschlossen war und nicht wie vorgeschrieben an das Druckwassersystem des Bootes.
Zum Spülen wird das Magnetventil 19 zum Frischwassereingang geöffnet, auf dem unbedingt Druck herrschen muss. Dieser Druck ist nötig, um das Rückschlagventil 2 im Seewasserzulauf zu schließen. Auf diese Weise wird der Zustrom von Seewasser während des Spülvorgangs blockiert. Da aber kein Druck herrschte, weil die Leitung lediglich am drucklosen Frischwassertank angeschlossen war, konnte das Rückschlagventil 2 nicht schließen. Rückschlagventil, Magnetventil und der Eingang zum Frischwassertank liegen unterhalb der Wasserlinie. So kam es dazu, dass kein Frischwasser zum Spülen ausgeleitet, sondern Seewasser angesaugt und damit natürlich der Watermaker gespült wurde.

Normalerweise wird die Wasserproduktion noch draußen vor der Hafeneinfahrt gestoppt. Das Spülen geschieht dann in aller Ruhe nach dem Festmachen des Bootes im Hafen. Durch den Anschlussfehler verkehrt sich das Spülen in ein Verdrecken des Systems. Außerdem strömt minutenlang Hafenbrühe in das Frischwassersystem und sogar in den Frischwassertank. Dieser Fehler kann normalerweise nicht entdeckt werden. Er wurde in meinem Fall nur zufällig gefunden, weil Spülen und Wasserentnahme zum Kaffeekochen an diesem einen Tag gleichzeitig erfolgten. Daraufhin wurde der Frischwassertank komplett gelenzt, weil mit Kontaminierungen zu rechnen war.

Nothilfe

Es stellte sich die Frage, wie das falsch montierte System zu spülen ist, wenn man länger als drei Tage in einem Hafen bleibt. Dazu habe ich das optionale Dreiwegeventil 22 nachträglich eingebaut. Ein weiteres Ventil in der Frischwasserzuleitung zum drucklosen Frischwassertank, wurde bereits nach dem Winterlager eingebaut, weil die Dichtung des ebenfalls einer Wartung entzogenen weil unerreichbaren Aktivkohlefilters 13 nachgegeben hatte und sich dadurch ein Teil des Frischwassertanks in die Bilge ergossen hatte.
Zuallererst muss das Seewasser aus dem Ansaugsystem entfernt werden. Dazu ist das Seeventil 1 zu schließen und über das Dreiwegeventil 22 sind etwa 5 Liter Frischwasser z. B. aus einem Eimer anzusaugen. Zu diesem Zweck ist die Taste „Production“ zu betätigen. Erst danach kann gespült werden. Hierzu ist das Dreiwegeventil 22 zu schließen und das Frischwasserventil zu öffnen. Der Spülvorgang wird mit der Taste „Fresh Flush“ gestartet und endet selbständig nach einigen Minuten. Danach ist das Frischwasserventil wieder zu schließen. Das System kann danach bis zu 90 Tagen ohne weiteren Spülvorgang außer Betrieb bleiben.

Letztendlich

Das alles ist natürlich nur auf der ersten längeren Reise der Zephir passiert. Eine befriedigende Lösung konnte dann erst bei Ankunft am Zielort erreicht werden, nachdem die Niederdruckeinheit komplett gedreht wurde und der Spülwasseranschluss an das Drucksystem verlegt wurde. Die Werft hat die Kosten dafür übernommen. Das Ganze zeigt aber eine Grundproblematik. Yachten sind keine Serienprodukte und selbst bei einer neuen Yacht ist man vor Überraschungen nicht sicher.

Ärgerlich war auch, dass ein 12 V System eingebaut war. Denselben Wassermacher gibt es nämlich auch für 230 V Betrieb. Wenn ein 230 V Generator vorhanden ist, mit dem am Ankerplatz die Batterie über das Ladegerät geladen wird und gleichzeitig muss auch Wasser produziert werden, dann passiert Folgendes: Zum Batterie Laden läuft ein 8 kW oder 10 kW Generator fast im Leerlauf. Der Wassermacher nimmt aber ca. 35 A Strom auf, und verringert damit den Ladestrom. Das Batterie Laden dauert dann entsprechend lange. Abhilfe schaffte hier ein 230 V/ 12 V Netzteil, über den der Wassermacher nun betrieben wird und somit der gesamte Ladestrom des Ladegerätes auch in die Batterie gelangt.

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