Sextantentest Davis Mark 25

 

Die Frage ist, ob ein Plastiksextant wesentliche Nachteile gegenüber einem Metallsextanten besitzt. Verglichen wurden der an Bord der Zephir befindliche Sailing-Sextant GLH130-40, ein chinesischer Nachbau des Standardsextanten cass41400, mit dem neuesten Plastiksextanten Mark 25 von Davis. Beides sind Vollsichtsextanten mit einem 50 mm Spiegel.

Der Mark 25 macht nach dem Auspacken einen recht ordentlichen Eindruck. In den mitgelieferten Papieren findet sich jedoch keine Tabelle mit Technischen Daten. So findet sich nirgends eine Angabe zur Messgenauigkeit. Lediglich die Ablesegenauigkeit wird mit 2/10 Minuten angegeben. Das Gewicht, von vielen deutschen Händlern mit 1,2 kg angegeben beträgt tatsächlich nur 460 Gramm. Die Schattengläser bestehen aus sehr dünner Folie. Das macht sie empfindlich, hält Lichtbrechungen aber klein. Das Teleskop hat eine 3-fache Vergrößerung. Der Sextant kann mittels einer angebrachten Kordel umgehängt werden.

Das geringe Gewicht machte erstmal einen recht angenehmen Eindruck. Im Einsatz zeigte sich dadurch allerdings eine gewisse Windempfindlichkeit. Zwischen Alhidade besitzt und Rahmen herrscht ein wenig Haftreibung. Man schießt bei kleinen Korrekturen jedes mal über das Ziel hinaus. Das ist mit einigen Umdrehungen der Trommel wieder leicht zu korrigieren. Der Indexfehler zeigte sich mit 55′ ab Werk ziemlich groß. Später wurde festgestellt, dass dieser sehr temperaturabhängig ist. Er lässt sich mit dem orangefarbenen Indexfilter oder überhaupt keinem Filter und Sicht auf einen weit entfernt aus dem Meer herausragenden Felsen oder auch nur mit einem klaren Horizont leicht feststellen.

Der Sailing-Sextant GLH 30-40 besitzt ein Zertifikat, das ihm eine Genauigkeit von 20” bestätigt. Sein Rahmen besteht aus Aluminium und sein Gewicht beträgt 1,35 kg. Damit ist er weniger windempfindlich. Seine Alhidade gleitet leicht und man kann die Sonne allein damit schon dicht an den Horizont bringen. Der Indexfehler muss nur gelegentlich neu festgestellt werden. Er lag jetzt bei 2,4′, ändert sich bei Temperaturänderungen aber kaum.

Ein erster Vergleich wurde am 12. September auf Ibiza in der Cala Tarida durchgeführt. Der Tag war sehr windig und die Sonne verbarg sich häufiger hinter kleinen Schäfchenwolken. In jeweils drei Messungen wurde der Entfernungsfehler zum Bildpunkt der Sonne bestimmt. Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt.

Es handelt sich dabei um erste Messsungen, die wegen der herrschenden Bewölkung etwas streuende Werte aufweisen. Weitere Messsungen werden noch folgen. Doch es lies sich schon jetzt erkennen, dass mit dem Mark 25 durchaus genaue Ergebnisse zu erzielen sind.

Die Entfernungsfehler bis zum Bildpunkt der Sonne, der zu diesem Zeitpunkt 2800 nm vom Messort entfernt lag liegen damit im Bereich von weniger als 2 Promille. Bei der zweiten Messung mit dem Plastiksextanten lag dieser Fehler sogar unter 0,3 Promille. Schon das alleine zeigt, wie präzise Sextantenmessungen überhaupt sein können.

Als Index-Schattengläser kamen nur das orangefarbene gemeinsam mit einem Blauglas zur Anwendung. Die Sonne erscheint dann als grüne Scheibe über dem grauen Horizont. Wurde zusätzlich das graue Glas eingeschwenkt, dann war die Sonne kaum noch erkennbar. Horizontgläser wurden nur bei tief stehender Sonne eingeschwenkt wenn die Wasseroberfläche kräftig silbern glitzert. Dann waren es nur das orangefarbene oder das graue Glas. Sehr wichtig ist eine exakte Einstellung des Teleskops, damit die Sonnenscheibe einen klar erkennbaren Rand besitzt.


Auf einer Fahrt von Ibiza nach Mallorca wurden weitere Messungen mit beiden Sextanten durchgeführt, die sich signifikant um nichts unterschieden. Wind und Seegang waren dabei moderat. Später folgten auf einer Fahrt von Calpe nach Alicante weitere drei Messungen. An diesem Tag, dem 28. September herrschte Schleierbewölkung. Trotzdem war die Sonne immer noch einigermaßen gut als Scheibe erkennbar. In der unten stehenden Tabelle sind nur die Messergebnisse mit dem Mark 25 dargestellt. Zur Berechnung des Fehlers in nautischen Meilen wurde die EXCEL-Datei excel_navigator_2017 benutzt. Als gegisster Standort wurde darin der tatsächliche GPS-Standort eingegeben.

Wer das nachvollziehen möchte, oder wer den Umgang mit einem Sextanten üben will, kann dazu auch die Datei hilaire-navigator-pro-3.2.4 benutzen und als Koppelort den GPS Standort eingeben. Nach Eingabe von Zeit und Höhenwinkel einer Beobachtung wird die gemessene Abweichung vom aktuellen als Intercept in der unter der Grafik stehenden Tabelle angegeben.

Messungen mit dem Mark 25 (vor jeder Messung ist eine Indexberichtigung notwendig!)

Die Ergebnisse zeigen, dass der Mark 25 Plastiksextant Messergebnisse liefert, die einem Metallsextanten nicht nachstehen. Die wenigen “Ausreisser” in der Tabelle waren ausnahmslos auf Bewölkung zurückzuführen. Hier versagt aber auch jeder andere Sextant.

Ein Wermutstropfen war der Indexfehler des Mark 25, der zwischen -25′ (sehr kalt) und mehr als 75′ (warm) in Abhängigkeit von der Temperatur schwankte, während er bei dem Metallsextanten nahezu konstant blieb. Daraus folgt, dass bei Verwendung eines Plastiksextanten der Indexfehler vor jeder Messung neu festgestellt werden muss. Dazu kann ein klarer Horizont mit dem orangefarbenen Indexfilter beobachtet werden. Durch Drehen an der Trommel kann der orangefarbene Horizont mit dem Originalhorizont in Deckung gebracht werden. Es geht aber auch ohne ein Filter. Der Indexfehler (Nullpunktfehler) kann daraufhin abgelesen werden. Ein positiver Index-Fehlerwinkel, z. B. 1° 15′ wird in der EXCEL-Datei unter Indexberichtigung als negativer Wert eingetragen und zwar als -75′, weil erstens eine Gradeintragung in dem Programm nicht möglich ist und weil zweitens das Rechenprogramm diese Abweichung von der Sextantenablesung wieder abziehen muss.

Abgelesener Wert: 47° 57,6′

Aufpassen muss man bei der Ablesung. Der Mark 25 besitzt jedoch eine sehr gut ablesbare Skala mit nicht zu breiten Strichen. Eine Unterscheidung, ob es beispielsweise 47° oder 48° sind liefert die Ablesung an der Trommel. Liest man dort 15′, dann sind es 48°, sind es jedoch 52′, dann steht die Alhidade auf 47°. Diese Abschätzung ist grundsätzlich bei jedem Sextanten notwendig, denn Seegang, Seekrankheit oder Müdigkeit können hier leicht zu Fehlern führen.

Der nur 300 Euro teuere Mark 25 steht in seiner Messgenauigkeit einem teueren Metallsextanten nicht nach. Das Bild in seinem Fernrohr ist klar und deutlich und das auch bei einer Sonne hinter leichter Schleierbewölkung. Die Schattengläser genügen den Anforderungen voll und ganz. Als Nachteilig ist zum einen der recht stark variierende Indexfehler zu werten, der auf das verwendete Plastik zurückzuführen ist. Zum anderen störte die Haftreibung der Alhidade. Ob hier ein wenig Vaseline Abhilfe schaffen könnte wurde noch nicht ausprobiert. Die festgestellte Windempfindlichkeit auf Grund seines geringen Gewichtes ist letztlich kein großer Nachteil. Ein 2000 Euro teuerer Metallsextant, in welchem die Namen von Schiff und Eigner eingraviert sind wäre nur ein Statussymbol und würde zumindest auf einer meist schaukelnden Segelyacht keine genaueren Ergebnisse liefern können.


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