Dit un Dat

Ein Segelschiff ist kein Serienprodukt, auch wenn davon einige hundert gebaut worden sind. Daraus ist dann abzuleiten, dass man vieles selbst noch tun muss, um das eigene Schiff richtig gebrauchsfertig zu machen. Von der mangelnden Sicherheitsausrüstung inklusive fehlender Feuerlöscher, worauf die Werften hinweisen und fehlendem Bullenstander soll hier nicht die Rede sein. Es geht um die vielen kleinen Dinge, die machmal richtig Stress machen können.

Lose Schrauben

Zunächst sollte sich jeder Käufer eines neuen Schiffes an sämtliche Schraubverbindungen heranmachen. Er wird überrascht sein, wie viele davon nur handfest sitzen. Auf der Zephir wurde z. B. nach dreieinhalb Jahren festgestellt, dass selbst der Motor gar nicht richtig festgeschraubt war, denn alle vier SW27 Muttern waren lose oder hatten sich in der Zwischenzeit lösen können, was in der unmittelbaren Zeit davor ein verstärktes Anbrummen jeder Welle verursacht hatte.

Auf zwei neuen Segelschiffen habe ich erlebt, dass die Dirk nach einem Segelmanöver plötzlich davonschwebte. Der Schäkelbolzen hatte sich herausgeschraubt. Seitdem werden bei mir grundsätzlich alle Schäkelbolzen nicht nur fest angezogen, sondern auch mit einem Kabelbinder gesichert.

Wasser im Schiff

Wasser unter den Bodenbrettern ist immer ein Signal, der Sache auf den Grund zu gehen. In den Bodenluken der Zephir hatte sich ab und zu Wasser angesammelt. Es schmeckte nicht salzig, aber wo kommt es her?

eine mit der Zeit geschrumpfte Dichtung war nicht mehr dicht

Eine lose Schlauchklemme auf der Druckseite konnte es nicht sein, denn dann würde die Frischwasserpumpe ab und zu anspringen, was nicht geschah. Entdeckt wurde die undichte Stelle, als sich wiederum Wasser ansammelte. Das war nur ein Tag nach Auffüllen des Wassertanks und es schmeckte sogar etwas chlorig. Damit war alles klar. Beim Auffüllen wurde nämlich gar nicht bemerkt, dass der Tank längst voll war und das Wasser längere Zeit schon über das Deck ablief. Von der Tankoberfläche bis zum Deck sind es 2 m. Der Druck im gesamten Wassertank war in dieser Zei des Überlaufens also 0,2 Atmosphären höher als gewöhnlich. Das hielt die Dichtung am Füllstandssensor nicht ab. Wasser drang durch und gelangte in die Fächer in den Bodenluken. Das Problem war mit einer neuen Dichtung schnell behoben.

Stinkende Klimaanlage

Ein lästiges Problem sind stinkende Klimaanlagen. Unmittelbar nach dem Einschalten geht der Gestank los, verringert sich danach aber etwas. Ursache sind Bakterien in den Schläuchen, die sich in dem dort niedergeschlagenen Wasser ausgebreitet haben. An Bord der Zephir gibt es einen Profi-Ozongenerator (60.000 mg/h), der für alle Geruchsprobleme eine gute Wahl ist. Sein Timer wird entsprechend der vorgesehenen Behandlung eingestellt. Für eine Geruchsbeseitigung reichen schon 30 min. Alle Luken werden verschlossen und die Klimaanlage wird auf Lüften gestellt, bzw. auf Heizen mit niedrigerer Temperatur als gerade herrscht. Das Schiff wird anschließend verlassen. Nach der Rückkehr wird zunächst kurz gelüftet. Danach ist jeglicher üble Geruch, auch der in den Toiletten verschwunden.

Ozongenerator mit 60 g/h beseitigt Gerüche und Krabbeltiere aller Art

Ozon ist sehr giftig und darf auf keinen Fall eingeatmet werden. Profi-Ozongeneratoren besitzen eine Funkfernbedienung, mit der sie auch von außerhalb bedient werden können. Selbst Ungeziefer überlebt eine hohe Ozonkonzentration nicht. Motten, Spinnen, Fliegen, Milben Kakerlaken usw. werden wirksam vernichtet. Lebende Pflanzen sollten entfernt werden. Das Ozon dringt überall ein, selbst in Wäscheschränken zwischen die Kleidungsstücke. Die Halbwertszeit von Ozon liegt bei 20 min. Eine Stunde nach Abschalten eines Ozongenerators mit anschließender Lüftung dürfte kein Ozon mehr existieren. Die desinfizierende Wirkung von Ozon ist 2000 mal stärker als die von Chlor. Allerdings wird diese Wirkung nur von Ozongeneratoren erreicht, die in kurzer Zeit sehr hohe Konzentrationen erbringen können, denn es zerfällt sehr schnell wieder. Geräte mit 5 g oder 10 g Ozon pro Stunde beseitigen zwar Gerüche aller Art und töten die Eier von Insekten. Die Insekten selbst dürften das aber überleben. Für eine wirksame Kakerlakenausrottung braucht man schon Geräte mit einer Leistung von 50 g Ozon und mehr pro Stunde und eine entsprechend lange Behandlungszeit von bis zu mehreren Stunden.

Restloser Abfluss

eigentlich falsch montiertes Klimagerät

Klimaanlagen erzeugen Kondenswasser ganz einfach deshalb, weil warme Luft viel mehr Wasser in sich aufnehmen kann als kalte Luft. Folglich entsteht bei Luftabkühlung eine Menge Wasser, das die Klimaanlage loswerden muss. Es sammelt sich in einem Auffangbehälter und wird von dort über Schläuche im freien Gefälle abgeführt. Das jedoch sollte geprüft werden. Machen die Schläuche nämlich einen Bogen nach oben, dann steht das Klimagerät dauernd in einem Wasserbad. Das tut der Technik nicht gut und könnte auch eine Brutstätte für irgendwelche Organismen werden. Das Klimagerät auf dem Bild ist falsch montiert. Es befindet sich unter dem Bett in der Bugkabine. Der Drainageanschluss ganz unten im Bild führt über einen 90 Grad Bronze Rohrbogen nach rechts in einen Schlauch. Dieser Schlauch sollte mit zwei Stück Kabelbinder-Klebepads unten gehalten werden. Eines davon ist noch zu sehen. Das zweite, im Bild nicht sichtbar, war aber abgegangen und der Schlauch machte folglich einen Bogen nach oben. Ergebnis: Das Klimagerät stand immer im Wasser und der Schlauch war immer voll mit verkeimtem Wasser.

Richtigerweise dürfte der Bronzebogen nicht zur Seite sondern müsste sofort nach unten führen. Hier half eine Metallschelle, die den Schlauch unmittelbar vor dem Abgang in die Bilge wirksam mit einer Holzschraube auf der Unterlage Holz fixiert.

Gasanlage

Gerne bauen die Werften die 2,75 kg Campingaz Butangasflaschen ein. Butan hat einen etwas höheren Brennwert als Propan und die Flaschen sind in Europa überall zu haben. Ein Problem entsteht nur dann, wenn es draußen zu kalt ist. Sinkt die Temperatur nur auf 12 Grad, dann muss man aufs Kochen verzichten. Auch am Mittelmeer gibt es so tiefe Temperaturen. Auf der Zephir wird dann mit einer Induktionsplatte und Generator bzw. Landstrom gekocht. Inzwischen wurden zwei kleine 2 l Propangasflaschen gekauft, die aus einer größeren Flasche an Bord wieder aufgefüllt werden können.

Sonnenschutz

unten: Quick Steuergerät; oben: Autopilot Steuerung
Eine Sonnenschutzpersenning für das Bedienpult

Dieser ist nicht nur für die menschliche Haut wichtig, sondern auch für Bedienpanels, die der Sonne ausgesetzt sind. So kostet ein Ersatz für den Quick Doppel Joystik zur Bedienung der Bugstrahlruder 270 Euro. Er hielt in der Sonne am Mittelmeer keine zwei Jahre durch. Dann war die Plastik an der Bedientaste zerbröselt. Abhilfe wurde mit einer Abdeckung geschaffen. Diese Abdeckung schützt jetzt auch wirksam gegen den roten und extrem feinen Saharastaub, der hier am Mittelmeer mit jedem Regen herunterkommt und die Tasten der Autopilot Steuerung nach einigen Monaten Winter-Liegezeit in einer Marina funktionslos macht.

Kalkwurm

Im westlichen Mittelmeer ist der coral worm oder auch Kalkwurm genannt eine echte Plage. Wenn sich nämlich das Paddelrad der Logge nicht mehr dreht, weil es von Kalkwürmern zugesetzt ist, dann ist die Bootsgeschwindigkeit nicht verfügbar und der Autopilot arbeitet nicht mehr richtig. Auf Mallorca hat es einmal nur zwei Tage gedauert und das Paddelrad der Logge war vor lauter Kalkwürmern nicht mehr zu sehen. Diese Würmer sind unsichtbar, solange sie im Wasser schweben. Nach Berührung mit einem festen Gegenstand kleben sie dort fest und sterben ab. Zurück bleibt ein wenige Zentimeter langer Wurm von etwa 1 mm Durchmesser aus reinem Kalk, der extrem fest an allen Rumpfteilen anhaftet. Teuer kann es werden, wenn die Opferanoden von toten Kalkwürmern zugedeckt sind und dadurch ihre Funktion verlieren. Besser ist es deshalb, den Propeller mit einem speziellen Anstrich vor Korrosion zu schützen.

Nach jeder längeren Liegezeit in einer Marina, selbst wenn diese nur einige Tage beträgt, kann das Paddelrad von Kalkwürmern schon blockiert sein. Dessen Reinigung will geübt sein. Am besten geht es in jeweils zwei Schritten:

1. Kappe abschrauben – Logge ziehen – Hand drauf.

2. Hand weg – Blindstopfen rein und mit ein paar Umdrehungen sichern

Das Paddelrad wird dann in einer Essiglösung mit einer alten Zahnbürste gereinigt und nach dem Trocknen ganz leicht mit Pockenfett eingeschmiert. Vor dem Wiedereinsetzen, das genauso stattfindet, die Hände gut waschen. Mit Fettresten an an den Händen oder am Kopf der Logge kann es leicht passieren, dass man das Loch oder die richtige Stellung nicht gleich erwischt, weil einem das Ding wegrutscht. Man hat dann etwas mehr Wasser im Schiff. Ein oder zwei Liter sind es jedoch fast immer.

to be continued

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