Start von Alicante
Am 15. Mai ging es los. Zuerst musste der Mietwagen zum Flughafen zurück gebracht werden. Dann ging es per Taxi zurück nach Alicante. Schnell noch etwas essen und dann hieß es Leinen los. Nach einem kurzen Tankstopp genau gegenüber dem eigenen Liegeplatz wurde um 14:30 Uhr Kurs auf Ibiza abgesetzt. Leider kam der Wind genau von vorn. Mehr als zwei Windstärken waren es auch nicht und so wurde erstmal die Maschine getestet.
Einige Tasten schienen „eingerostet“ zu sein. Insbesondere funktionierten die Tasten des Autopiloten erst, nachdem sie einige Male kräftig gedrückt worden waren und die Drehknöpfe an den Kartenplottern quietschten zunächst fürchterlich. Auf dem Boot hatte sich über Winter auch jede Menge Sahara Sand eingenistet.
Das erste Ziel war die Cala Saona, 38° 41,74‘ N; 1° 23,2‘ E auf der Insel Formentera, eine kleine Vorinsel an der Südwestseite von Ibiza. Wir wollten bei Sonnenaufgang ankommen. Da Segeln mit zwei Kreuzschlägen nicht möglich geworden war, musste die Geschwindigkeit auf viereinhalb Knoten gedrosselt werden. Gleich bei der ersten Ausfahrt des Jahres wurden also schon Nachtwachen zu jeweils 4 Stunden eingeteilt.
Der Anker fiel im Morgengrauen um 6:00 Uhr. In Deutschland war es da schon hell. Hier aber sind wir 12 Längengrade weiter westlich, was fast eine Stunde ist. Zunächst jedoch wurde etwas Schlaf nachgeholt. Drei Stunden später begrüßte uns ein strahlend blauer Himmel. Einige andere Boote ankerten in der Nachbarschaft und der kleine Sandstrand belebte sich bereits. Wir aber hatten noch zu tun. Während der Winterpause war es nicht möglich gewesen an die Heckgarage mit dem Dinghi heranzukommen. Das wurde jetzt nachgeholt. Das Dinghi wurde herausgezogen und bekam erst mal eine Reinigung verpasst. Sein 15 PS Motor wurde eingehängt, der Tank aufgefüllt und gestartet. Mit dem dritten Seilzug sprang er gleich an.
Eine Erkundungsfahrt führte in die nördlich davon liegende Estany des Paix, eine Lagune mit einer sehr flachen Einfahrt, in der man kein Gas geben sollte, weil dann der Propeller in den Grund kommt. Auf der Ostseite der Lagune gibt es ein Strandrestaurant und einen kleinen sehr gut sortierten Supermarkt. Dort gab praktisch alles, was man als so zum Leben braucht. Wir hatten uns in Alicante schon gut bevorratet, kauften aber trotzdem noch frisches Brot, Tomaten und Speiseeis für den Tiefkühlschrank. Zurück ging es dann wieder in Gleitfahrt, aber es ist doch ein ganz schönes Stück für ein Dinghi, das auf diese Weise seine Testfahrt gut bestanden hatte.
17. Mai 2017
Ziel an diesem Tag war die Stadt Ibiza. Der Wind wehte mit 12 Knoten aus Ost, war also perfekt zum Segeln, weil Nordkurs angelegt werden musste. Nach dem Frühstück ging es dann los. Das Dinghi wurde geschleppt.
Zum ersten Mal in diesem Jahr wurden jetzt Segel gesetzt. Hoffentlich klappt alles. Es klappte tatsächlich alles, aber erst als der richtige Schalter des Furlers betätigt wurde. Das Segel wollte ums verrecken nicht aus dem Mast ausrollen, wenn der davor liegende Schalter zur Verstellung der Tischhöhe betätigt wurde. Nur das Geräusch war ähnlich. Peinlich.
Die Segel waren schließlich ausgerollt und es konnte auf halben Wind abgefallen werden. Jetzt schien es, als ob plötzlich Leben ins Boot kam. Es legte sich zur Seite, sein Deck spannte sich förmlich und es rauschte mit 8 Knoten Fahrt auf Backbordbug davon. Das meiste Geräusch kam vom geschleppten Beiboot. Die Maschine wurde abgestellt. Nach 8 Seemeilen ließ der Wind etwas nach, doch das Ziel Ibiza konnte nach zwei Kreuzschlägen erreicht werden. Der Anker fiel in der Bucht Talamanca liegt bei 6 m Tiefe auf Sand. Diese Bucht liegt östlich neben der Hafenbucht.
Zunächst wurde eine Erkundungsfahrt mit dem Dinghi unternommen. So etwas wie einen Dinghisteg hat Ibiza nicht zu bieten. Angelandet wird in der nordwestlichsten Ecke vor einem Hotel. Dort sind Boote von Einheimischen festgemacht. Die Steganlage ist ein Betonblock. Auf dem Grund liegen in Knietiefe zahlreiche Ketten, Autoreifen, Betonklötze usw. Wer seinen Propeller behalten will, der kippt den Motor rechtzeitig hoch und greift zum Paddel.
In Strandnähe gibt es einige nette Restaurants und hinter dem Hotel einen Mini Spar-Supermarkt mit dem Allernötigsten. In die Stadt hinein muss man ein Taxi nehmen. Zu Fuß ist das viel zu weit. In der Bucht liegt man sicher, doch es stören die vielen Flieger, die genau über den Marinas und der Ankerbucht ihre Einflugschneise haben.
Interessant ist eine Hafenrundfahrt mit dem Dinghi.
19. Mai 2017
Tagesziel ist die Cala d’Hort 38° 53,34‘ N; 1° 13,39‘ E, südwestlich von Ibiza. Von weitem schon sind die markanten Spitzen der davor liegenden Felsen zu erkennen. In der Ankerbucht liegt man genau vor diesen Felsen, ein imposanter Anblick.
Am Strand gibt es zwei Restaurants. Wir besuchten das auf der rechten Seite liegende. Schwierig war nur das Anlanden mit dem Dinghi. Kaum war der Motor hochgeklappt, wurden wir von einer Welle an eine 50 cm hohe Wand aus abgestorbenem Seegras gespült, die das Boot sofort stoppte. Die nächste Welle ging dann über den Heckspiegel ins Boot hinein. Es gab eine riesen Sauerei durch ein Gemisch aus Seegrasspreu und Salzwasser, das später im getrockneten Zustand kaum von dem Gummi des Bootes abzubekommen war. Es galt nun das Boot möglichst schnell aus dem Wasser zu heben und auf dem Seegrasdamm abzulagern bevor die nächste größere Welle ankommt. Ein paar junge Männer kamen uns dabei sofort zur Hilfe.
20. Mai 2017
Eigentlich war das Ziel die Cala Salada. Dahin zu segeln bei nur 5 Knoten Wind direkt von vorn war nicht gerade das was man sich wünschen kann. Aber die Batterien mussten geladen, mit dem Backautomaten ein Brot gebacken und mit dem Watermaker 300 l Frischwasser produziert werden. Also war das Fahren mit der Maschine irgendwie auch angebracht.
In der Ankerbucht angekommen war die erste Reihe besetzt. Weil das Ufer sehr steil anstieg, war der Ankergrund in der zweiten Reihe schon 15 m tief. Man hätte also sehr viel Kette stecken müssen und für diese Kettenlänge schien die Bucht dann zu schmal. So wurde entschieden, weiter zum Port de Sant Miquel 39° 5,36‘ N; 1° 26,6‘ E zu fahren. Das Brot war ja noch nicht fertig und der Wassermacher brauchte ebenfalls noch. Dort angekommen nahmen wir die weiter nördlicher liegende Ankerbucht mit dem Namen Benirras.
Sie ist an einem Felsen mitten in der Einfahrt zu erkennen und bietet einen ruhigen Ankerplatz in reizvoller Umgebung.
Schon vor unsere Abfahrt aus Alicante war der Yachtrouter von Locomarine nicht mehr verwendbar. Trotz APN-Eingaben und stundenlangen Versuchen mit verschiedenen potenten SIM-Karten aus Deutschland und Spanien war kein Internet mehr zu bekommen. Ich werde dieses Gerät im Meer versenken! Mein iPhone als persönlichen Hotspot geschaltet leistete von nun an beste Dienste und ich konnte die Beiträge endlich in den Blog stellen.
Sonntag, 21. Mai 2017
Der Ort gefiel. Mit dem Dinghi war das Anlanden auf dem Sandstrand kein Problem. Diverse Restaurants, Souvenirläden und zwei Kaufhallen sind direkt am Strand erreichbar, darunter das auf der ganzen Insel bekannte Fischrestaurant Port Balansat. Hier haben wir vor der Rückkehr zur Zephir hervorragend zu Abend gegessen. Viele Freizeitmöglichkeiten werden angeboten. Der ruhige Ort scheint besonders gut geeignet für Familien mit Kindern. Ein Highlight ist ohne Zweifel ein Besuch der Tropfsteinhöhle, die oberhalb der Hotelanlagen in 30 min fußläufig zu erreichen ist. Runter geht es etwas schneller.
In der Bucht Benirras, in der wir ankerten, fand indessen ein besonderes Highligt statt. Stundenlanges rhythmisches Schlagen von Trommeln schallte über die Bucht und wurde von den links und rechts liegenden Felsen auf jedes noch so weit entferntes Boot übertragen. Inzwischen war die Bucht mit Ankerliegern voll. Darunter einige Charterboote. Wasserbusse brachten Touristen. Dem Rhythmus der Trommeln konnte man sich nicht entziehen. Die moderne Hippiekultur ist im Norden Ibizas allgegenwärtig und steht im Einklang mit Einheimischen und Urlaubern. Auch in den Souvenierläden findet man so einige Andenken, im Angebot, die einen Bezug dazu haben.
Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben.
Einen Eindruck vermittelt dieses Video:
Montag 22. Mai 2017
In der Nacht zum Montag wehte es ein wenig heftiger mit bis zu 30 Knoten aus Ost. Um halb vier Uhr morgens kam auf einen Charter Katamaran Betrieb auf. Er hatte am Abend seinen Anker bei 18 m Wassertiefe nur heruntergelassen aber nicht festgefahren. Stimmengewirr, eingeschaltete Positionslichter und Taschenlampenkegel auf den Felsen in der Einfahrt deuteten auf Hektik. Am Morgen lag noch ein weiteres Boot anderer Stelle. Unser Anker war mit fast Vollgas eingefahren worden und wir mussten nur befürchten, dass sich irgendeines der anderen vor uns liegenden (Charter)Boote losreißen könnte.
Dass Anker nicht eingefahren werden, konnten wir hier sehr häufig beobachten, insbesondere bei Chartercrews. Sie komen an und lassen den Anker nur herunter. Die steil abfallenden Ankergründe sind zwar meist aus Sand, so dass eine gewisse Sicherheit besteht, dass sich der Anker eingraben wird. Sicher ist das aber nicht.
Wind und Wolken machten den Tag nicht ganz so angenehm wie an den Vortagen. Wir gingen deshalb zum Einkaufen an Land und verbrachten ein Gutteil der Zeit in dem angesagten Fischrestaurant. Am Dienstag wollen wir weiter.
23. Mai 2017
Die nächste Ankerbucht sollte Punta Grossa oder Cala Boix heißen. Alternativ war die Illa Tagomago in der Auswahl. Als wir die Bucht von Benirras verließen folgte uns der kroatische Segler Bora Bora. Er hatte die Nacht neben uns geankert. Der Wind blies mit etwa 10 Knoten aus Ost, also fuhren wir zunächst unter Maschine etwas auf See hinaus, setzten dort die Segel und nahmen dann Kurs die Küste entlang auf die Nordspitze von Ibiza. Leider schlief der Wind bald ein. Der Autopilot piepte, weil keine Fahrt im Boot war. Die Fock wurde eingerollt und die Maschine gestartet. Das Wasser war ruhig und ringsum spielten Delphine. Ganze Patrouillen zogen vorbei, doch es erwies sich als außerordentlich schwierig, diese Tiere zu fotografieren. War der Fotoapparat endlich bereit, dann waren sie weg. Schaltete man den Apparat aus, dann tauchten sie an anderer Stelle wieder auf.
Da wir unter Segeln nur langsam vorangekommen waren, war Bora Bora mit Maschine und Großsegel inzwischen 6 Seemeilen weiter und schon an der Insel Tagomago angekommen, wie uns das AIS mitteilte. Doch sie fuhren gleich wieder weg und steuerten die Cala Boix an. Auch dort drehten sie gleich wieder ab und fuhren zurück in die Cala de Sant Vincent. Bald wurde uns der Grund dafür klar. Irgendwo im Westen muss es in der Nacht heftig zur Sache gegangen sein, denn je mehr wir selbst um die Nordspitze von Ibiza herumkamen, desto heftiger wurde die Dünung.
Inzwischen verlies Bora Bora auch die Bucht Sant Vincent und trat den Rückweg auf die Nordwestseite der Insel an. Wir konnten uns entscheiden dasselbe zu tun, denn in jede Bucht auf der Ostseite Ibizas stand vermutlich ordentlicher Schwell. Wir entschieden uns aber die Südostküste herunter zu fahren und in der Badia de s’Alga, einer rundum geschützten Lagune in einer der Insel Formatera vorgelagerten kleineren Insel zu ankern. Doch erst mal muss man da hinkommen. Es war dann eine fast dreistündige Rollerei mit 6 bis 8 Knoten Wind von hinten, also nix zum Segeln und eine mindestens 1 m hohe Dünung voll von der Backbordseite. Es gibt besseres.
In der Lagune angekommen ankerten dort zahlreiche Boote, unter anderem die Segler Ariel aus den USA und die Crows Nest aus Japan, die uns schon einmal begegnet war. Überhaupt trafen wir einige Boote immer wieder auf den Ankerplätzen. An einer nach Osten freien Stelle, die aber nur einen halben Meter tief ist, brandete das Mittelmeer herein. Wir ankerten vor dem breiten Strand auf Sand in 5 m Tiefe. Die Sandstellen sind gut an ihrer hellen Färbung zu erkennen. Man sieht in dem klaren Wasser sogar den Anker, wenn er darauf gefallen ist. Hier macht sich eine Kamera an der Saling ganz gut, die dem Steuermann oder der Steuerfrau den richtigen Platz, eine helle Stelle, weist. Fällt der Anker ins Gras, dann kann man Pech haben und er hält nicht, was man bei dem Festfahrversuch leicht feststellt. Der Anker sammelt in diesem Fall nur einen riesen Ballen Gras zusammen, was uns beim ersten Versuch auch „erfolgreich“ gelungen war.
24. und 25. Mai 2017
Die Badia de s’Alga lud einfach zum Verweilen ein. Wir hatten es ja auch nicht so eilig wie die vielen Charterboote, die ankamen, ihren Anker herunterließen und oft schon nach ein paar Stunden später wieder weiterzogen. Der Strand bestand aus herrlich feinem Sand, den man auf Ibiza nicht so oft findet. Die Wassertemperatur betrug 21 Grad.
Ein deutsches Segelboot mit dem temporären Einhandsegler Eckard lag etwa 100 m weiter vor Anker. Wir luden ihn nach einem kleinen Strandspaziergang zum Sundowner ein. So ging der zweite Abend mit ein paar netten Gesprächen zu Ende. Seine Familie wollte am Wochenende auf Ibiza landen.
26. Mai 2017
Der Wind blies mit 12 Knoten aus Ost. Nach dem Frühstück ging es in Richtung Nord in die Cala Ses Salinas. Das ist eine sehr weitläufige Bucht mit mehreren Restaurants, einem kleinen Supermarkt und einem Sandstrand. Die Bucht liegt nur etwa 4 Seeeilen weiter, es war also nur ein kurzes Segelvergügen. Der Anker fasste im Sandgrund sofort. Danach ging es mit dem Dinghi zum Essen und Einkaufen an Land.
Am Abend machten wir auf drei Seemeilen Entfernung eine traurige Beobachtung. Ein brennendes Schiff wurde auf Tiefe geschleppt, in der es nach einiger Zeit versank.
27. Mai 2017
Wieder ging es nur ein kleines Stücken weiter in die Es Jondal. Überhaupt ist auf Ibiza jedes Ziel in einer Tagestour unterzubringen. Selbst wir hatten mit Es Jondal bereit eine zweite Inselrunde in diese bisher noch nicht besuchte Ankerbuchten begonnen, weil wir die erste Runde um die Insel zu schnell gedreht hatten. Diese Bucht schien ein Treffpunkt der Jin-Paläste zu sein. Auf der Ostseite der Bucht lagen auf 20 m Tiefe bereits mehrere größere Motoryachten vor Anker. Dazwischen lagen noch drei größere Segelschiffe, zwei Schoner und eine Slup, alle etwa 40 m lang. Einige kleinere Boote suchten den Windschatten direkt vor dem Felsen. Wir suchten uns einen Ankerplatz in etwa 10 m Tiefe. Der Grund aus Sand und Fels bewirkte, dass der Anker erst dann griff, nachdem er eine Weile geslippt hatte.
In dem Restaurant auf der Ostseite fand am Abend eine Party statt. Ein Dinghisteg war wohl vorhanden, diente aber nur zum Ein- und Ausladen von Gästen. Niemand machte sein Dinghi daran fest. Ein Shuttle-Schlauchboot holte dann auch Gäste von den verschiedenen Booten ab. Die großen „Dampfer“ hatten natürlich eigene Boote und eigenes Personal zum Ausschiffen. Eine Katamaranfähre wurde ebenfalls ausgeladen. Sie ankerte direkt neben uns. Ein hinzukommender Charter-Katamaran der Firma Rumbo Norte Ibiza kam dazu ließ seinen Anker hinab, wollte aber nicht bleiben und lichtete seinen Anker gleich wieder. Dabei riss er den Anker der Katamaranfähre gleich mit hinaus. Es dauerte eine Weile, bis die beiden Ketten von lautstarken Worten begleitet entwirrt werden konnten.
28. Mai 2017
Vor der Rückfahrt nach Alicante sollte es noch ein Stück weiter nach Norden in die Bucht Cala Tarida gehen. Dazu muss erst ein Stück nach WNW gesegelt und dann der Kurs NNO eingeschlagen werden. Schon in der Ankerbucht war der Wind extrem böig und wechselte zwischen 7 Knoten und 15 Knoten. Richtig los ging es dann weiter draußen, da waren dann auch schon mal über 20 Knoten drin. Dieses Mal sollten die Inseln Vedra und Es Vedranell westlich umfahren werden.
Nach dem Passieren der Inseln kam der Wind von der Steuerbordseite und war so böig, dass der Autopilot damit nicht mehr zurecht kam. Bei jeder Bö meldete er „off heading“, was bedeutete, dass er den Kurs bei vernünftiger Ruderstellung nicht mehr halten konnte. Der Autopilot wurde deshalb abgeschaltet und das Ruder von Hand geführt. Aber auch das war gar nicht so einfach, obwohl jetzt eine kommende Bö rechtzeitig erkannt und frühzeitig reagiert werden konnte. Bei sehr heftigen Böen legte sich das Boot trotzdem stark auf die Seite und schoss selbst mit Ruder-Anschlagstellung noch in den Wind. Dazu kam noch eine Strömung von mehr als 3 Knoten von Steuerbord. Man hätte das Großsegel reffen sollen, aber es waren nur noch etwa 3 Meilen bis zum Ziel und die Strömung musste ja bald aufhören, wenn man ein Stück an der Westküste entlang gesegelt war. Das tat sie dann auch aber der Wind blieb weiterhin extrem böig. Mit dauernd wechselnden Geschwindigkeiten zwischen 4 Knoten und mehr als 10 Knoten kam des Ziel schnell näher.
Kurz vor dem Ziel wurden die Segel weggerollt. In der Bucht ankerten schon zahlreiche Boote. Wir suchten uns einen Platz zwischen einem österreichischen und einem französischen Segler. Zwei Leute an Bord des Franzosen, vermutlich ein Ehepaar begrüßten unser Ankommen mit diversen Gesten, die uns sagen sollten, bloß nicht so dicht bei Ihnen zu ankern. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich ihre Ankerboje sehen könne. Natürlich sah ich diese. Der Anker fiel in Höhe des französischen Bootes und in etwa 20 m seitlichem Abstand. Mit recht viel Kette fielen wir dann genügend weit zurück und das französische Ehepaar konnte sich wieder beruhigen. Bei jedem ankommenden Schiff waren sie jedoch wieder auf ihrem Deck. Der Strand bestand aus Sand. Es ging nur etwas steil hinauf, was das Heraufziehen des Dinghis erschwerte. Eine Dinghifahrt ging in die nur wenige 100 m südlich benachbarte Bucht Cala Moli. Dort ankerte kein Boot und am Sandstrand war auch nur wenig Betrieb.
29. Mai 2017
Der Himmel war grau und ganz bedeckt. Kein Lüftchen regte sich. An diesem Tag soll es nach Formantera zurückgehen und von dort am Mittwoch zurück nach Alicante. Der Brotbackautomat wurde mit je einer Weizen und einer Mischbrotmischung geladen und eingeschaltet. Die Maschine wurde gestartet und der Anker aufgeholt. Bis zu Durchquerung des Sunds zwischen Es Vendranell und Ibiza herrsche bis auf einige Puffs Flaute. Danach brieste es auf. Bei 10 Knoten ging es los und endete zunächst bei 19 Knoten.
Das Großsegel war gesetzt und der Wind kam etwa 30 Grad von Backbord. Die Maschine lief mit 1000 Umdrehungen mit und das Boot machte 6,5 Knoten Fahrt. Diesel sparen bedeutet das. Dann waren es nur noch etwa 2 Seemeilen bis zum Ziel. Doch urplötzlich verstärkte sich der Wind auf bis zu 24 Knoten. Ausgerechnet jetzt. Das kennen wir schon aus der Vergangenheit, dass kurz vor einer Hafeneinfahrt oder kurz vor Erreichen des Ankerplatzes ein Starkwind losbricht. Das Segel musste vor Erreichen des Ankerplatzes auch noch eingerollt werden und dazu muss man mit Fahrt in den Wind gehen. Das ist nicht so toll, weil dann Falten kaum zu vermeiden sind. Noch aber war Hoffnung dass der Wind wieder etwas abflauen könnte. Die Wellen waren auf Grund des vor uns liegenden Landstreifens nicht mehr sehr hoch aber stuckig. Gischt spritzte über das Deck und da passierte es. Der Außenbordmotor unseres geschleppten Dinghis ging auf Tiefe, konkret gesagt auf 40 Meter. Damit war der Tag gelaufen.
Der Dinghimotor, der mehr als eine Runde um Ibiza herum geschleppt worden war, ohne dass sich eine der Knebelschrauben gelöst hätte ging 2 Meilen vor Erreichen der Stelle, wo er endgültig in die Heckgarage einfahren sollte verloren. Man nennt das Pech. Ein Schloss zur Sicherung der Knebelschrauben war eine Woche vorher kaputt gegangen. Der letzte Schlüssel war abgebrochen.
Das Ankermanöver verlief dann ohne Schwierigkeiten. Der Wind flaute danach auch tatsächlich auf 10 Knoten ab und blieb erst Mal dabei.
30.Mai 2017
Der gewählte Ankerplatz auf Formatera in 38° 44,2′ N 1° 25,4′ E lag vor der Einfahrt in den Hafen Puerto de Sabina und war deshalb sehr unruhig. Zahlreiche Fähren verursachten erheblichen Schwell, doch um uns herum ankerten zahlreiche Yachten. Am nächsten Tag wollten wir zu dem Ankerplatz in der Cala Saona umziehen.
Wir reinigten das Dinghi und zogen es dann in die Heckgarage. In der Nacht lies der Schiffsverkehr und damit der Schwell nach.
31.Mai 2017
Wir lagen wieder in der Cala Saona. Das Wasser war entsetzlich klar und lud zum Baden ein. Leider trauten wir uns nicht, weil überall so kleine schwarzbraune Quallen herumschwammen und die sollen beim Kontakt mit der Haut sehr schmerzhafte Irritationen zurücklassen.
Wie der Zufall das so will ankerte Eckard gerade am entgegengesetzten Ende der Bucht. Wir hatten unser AIS eingeschaltet und konnten deshalb von ihm entdeckt werden. Er war nicht mehr so allein, weil er inzwischen seine Tochter vom Flughafen abgeholt hatte. So kamen die zwei mit dem Schlauchboot rüber zu einem kleinen Klönschnack bei einem Bier.
1. Juni 2017
Trotzdem kein Schiffsverkehr herrschte, wurde der Ankerplatz in der Nacht recht unruhig. Der Wind wehte, wenn überhaupt aus Nord und eine schwache Dünung aus West konnte dann das in Nord-Süd Richtung ausgerichtete Boot manchmal ganz schön aufschaukeln.
An diesem Tasg wollten wir die Rückfahrt nach Alicante antreten. Das Schlauchboot war in der Garage, baden trauten wir uns immer noch nicht und das Boot schaukelte. So fassten wir den Beschluss schon am späten Vormittag den Anker zu lichten und auf Kurs Alicante zu gehen. Inzwischen herrschte zwar eine Totenflaute, aber wir konnten mit einer Strömung zwischen 1 und 2 Knoten rechnen und wollten uns deshalb treiben lassen, ein Buch lesen und uns einfach nur entspannen. Tatsächlich gab es am Nachmittag dann ein wenig Wind, zwischen 3 und 5 Knoten der aber ständig seine Richtung wechselte und uns in Trab hielt, weil die Segelstellung immer mal wieder geändert werden musste.
Gegen Abend kam dan endlich eine leichte Briese aus Nordost auf und man konnte wieder von Segeln sprechen. Dieser raume Wind der sich jedoch über die ganze Nacht kaum änderte brachte uns mit nur einer einzigen Segelstellung ans Ziel.
Wir erreichten die Hafeneinfahrt von Alicante bei Sonnenaufgang um genau 6:37 Uhr. Unser Plan war, zunächst an der waiting pier anzulegen, dort alle Festmacherleinen, die Fender und die Gangway zu klarieren und dann erst rückwärts in die Box zu fahren. An der waiting pier lagen aber schon drei Boote, die auf Abfertigung warteten und mehr passten da nicht hin. Wir legten deshalb an der Tankstelle an. Da schon Marina-Mitarbeiter zu sehen waren, bat ich um Hilfe beim Anlegen, denn die schweren Mooring Leinen können von der Bordfrau nicht gehandhabt werden, weil das Rückwärts in die Box manövrieren bei mir hängenblieb. Die Leute waren sehr hilfsbereit. Ein Marina-Mitarbeiter kam gleich aufs Boot und ein anderer ging zum Liegeplatz. Wenige Minuten später war dann alles erledigt. Mit einem Schlauch bekam das Boot dann erst mal eine Süßwasserdusche. Dann wurde Schlaf nachgeholt, denn in der vorangegangenen Nacht sind beide wach geblieben.
Das war alson der erste Mittelmeertörn 2017. Nun wird erst mal zurück nach Deutschland geflogen. Der zweite Törn startet dann nach der nächsten Rückkehr nach Alicante, denn in Deutschland haben sich inzwischen allerhand Aufgaben angesammelt, die zunächst erledigt werden müssen.