Dingi

 

Ursprünglich wurde die Hanse zusammen mit dem 80 PS Williams Tender 285 gekauft. Den gibt es sogar mit 100 PS. Für dieses Teil ist die Heckgarage der Hanse 575 ausgelegt. Das sind jedoch reine Spassboote, die unglaublich beschleunigen und Geschwindigkeiten von mehr als 70 km/h erreichen. Wasserski schleppen ist kein  Problem damit. Doch die Dinger sind zickig. Einmal bin ich damit am Kap Arkona, es war schon spät am Abend und fast schon dunkel, in einen Seegrasteppich geraten. Sofort war die Ansaugöffnung unter dem Boot dicht und der Motor aus. Nach Tauchen war mir nicht, denn das Wasser war noch zu kalt, also hieß es das 300 kg schwere Boot zurück zu paddeln. Ein Notpaddel hatte ich glücklicherweise dabei. Mehr als drei Personen passen auch nicht rein und bei dieser Beladung ist dann auch kein Platz mehr für eine Einkaufstüte. Also nichts für ein Fahrtenschiff.

Ein Dingi ist allerdings der wichtigste Ausrüstungsgegenstand, noch wichtiger als ein Auto am Wohnhaus. Am Ankerplatz hätte man sonst keine Möglichkeit an Land zu kommen und das ist ja das Ziel des Fahrtensegelns überhaupt, andere Plätze, andere Städte und andere Menschen kennenzulernen. Außerdem dient das Dingi als Transportmittel für alle Dinge des täglichen Bedarfs und es macht natürlich auch Spass, kleine Bade- oder Tauchausflüge unternehmen zu können.

Damit ist klar, dass der Williams-Tender eine Fehlbesetzung war. Er wurde verkauft. Ein neues Boot muss natürlich in die Heckgarage passen, muss also etwa die Abmessungen des Williams besitzen. Außerdem sollten auch die Rollen passen, damit das Boot problemlos in die Heckgarage eingezogen werden kann. Bei Langfahrern ist ja das Caribe-Schlauchboot recht verbreitet. Es hat nur den Nachteil, dass sein Boden aus GFK besteht. GFK ist schwer und kann von hartem Grund leicht beschädigt werden. Da muss man nicht unbedingt gleich an Korallen denken, denn auch schon die Strände am Mittelmeer bergen genügend  Potential, die Gelcoatschicht zu beschädigen. Die Wahl fiel schließlich auf das Boot 9,5 AL der Firma AB. Es hat einen Aluminiumboden und wiegt nur 43 kg. Mit einer Länge von 2,9 m passt es in die Heckgarage und auch die Rollen am Einfädler sind einigermaßen passend.

An dieses Schlauchboot passt maximal ein 15 PS Außenborder, empfohlen wird ein 8 PS-Motor. Mehr Leistung ist jedoch nicht schlecht, wenn man auch unter Last problemlos ins Gleiten kommen will. Wenn die See etwas unruhig ist möchte man lieber über die Wellenberge gleiten, weil unter diesen Umständen eine Verdrängerfahrt sehr nass werden könnte. Leichgewichtige Zweitaktmotoren sind im Sportbootbereich nicht mehr zugelassen und Viertaktmotoren sind recht schwer. Ein 8 PS Außenborder wiegt etwa 40 kg (Mercury F8: 38 kg). Ein 15 PS-Motor bringt dann aber gleich deutlich mehr als 50 kg auf die Waage. Der Motor muss abgebaut werden, wenn das Boot in die Heckgarage der Hanse kommt. Er wird dann auf seiner Pinne liegend ins Schlauchboot gelegt. Eine passende Unterlage (Waschmaschinen-Gummimatte aus dem Baumarkt) ist dabei ganz nützlich. Es kann jedoch recht abenteuerlich sein, auf einer schwankenden Badeplattform mit so einem Motor hantieren zu müssen. Aus diesem Grunde wurde ein Bordkran montiert.

Bordkran der Firma Haase

Die Firma Haase bietet einen solchen an, der sogar ein Gewicht von 80 kg tragen kann. Auf der Suche nach einem passenden Außenborder wurde schließlich der DF 15 von Suzuki entdeckt, ein für seine Leistung von 15 PS mit nur 44 kg das Leichtgewicht in seiner Klasse.

Die Seilführung am Bordkran wurde etwas modifiziert. Der Flaschenzug wurde gegen eine lose Rolle getauscht, die billige Originalleine durch eine bessere ersetzt und über zwei Blöcke auf die Steuerbord Schotwinsch geführt. Damit ist es dann ganz einfach. Das Schlauchboot wird halb herausgezogen und der Kranhaken in das Gurtzeug am Motor eingehakt. Die Bordfrau betätigt die Winsch, bis der Motor in der Luft hängt. Anschließend wir er abgefiert, dabei mit seinem Propeller zum Heck geneigt und ordnungsgemäß eingehängt. Jetzt kann die Badeplattform weiter abgesenkt und das Beibot ins Wassser gelassen werden.

Ein Wort noch zu dem Gurtzeug. Alles was zur Zeit auf dem Markt angeboten wird erwies sich als unbrauchbar. Der Motor liegt ja zunächst auf der Seite im Boot und wird aus dieser Lage heraus angehoben, bis er schließlich senkrecht am Haken hängt. Danach muss er zum Einhängen wieder geneigt werden. Die im Handel angebotenen Motor-Caddys machen die dabei stattfindenden Zerrungen und Drehungen unter Last nach allen möglichen Seiten nicht mit. Sie verrutschen und der Motor kann herausfallen. Abhilfe schaffte schließlich eine eigene unverrutschbare Gurtung, aus 5 mm dickem Dynema Seil.  

Das Ergebnis war schließlich recht zufriedenstellend. Das Flottmachen des Schlauchbootes mit Motor ist in weniger als 10 min erledigt, ebenso das Verstauen in der Heckgarage. Allerdings muss dazu die Luft aus der vorderen Kammer herausgelassen werden. Das war beim Williams aber auch nötig. Mit einem eingebauten Kompressor im Heck der Hanse dauert das Wiederaufpumpen nur etwa eine halbe Minute. Das Gewicht der kompletten Einheit beträgt etwa 100 kg bei gefülltem Tank und ist relativ leicht zu handhaben. Beim  Williams war das anders. Wenn beim Einfahren dieses 300 kg schweren Bootes in die Heckgarage ein vorbei fahrendes Motorboot heftigen Wellenschlag verursacht hatte, dann musste dieser Vorgang unverzüglich abgebrochen werden. Das Boot konnte dabei zum wütenden Monster werden, die Badeplattform beschädigen und ernsthafte Verletzungen hervorrufen. Das dreimal leichtere AB verhält sich dagegen recht zahm.

Dingi am Spifall

Das AB kann problemlos an einem 4-fach Hahnepot, der vom Deck aus mit einem Bootshaken zu greifen ist, mit dem Spi-Fall hochgezogen werden und hängt dann während der Nacht diebstahlsicher am besten direkt unter der Scheuerleiste am Bug der Hanse. Dieser Vorgang ist in weniger als 2 Minuten erledigt. Wenn Wind zu erwarten ist, dann sollte zwei Fender benutzt werden und das Dingi sollte gut verzurrt werden.

Das AB ist für 5 Personen zugelassen. Die größte Beladung bisher bestand aus 4 Erwachsenen, einem Kleinkind, einer Kindersportkarre und 5 gefüllten Einkaufstaschen. Natürlich wurde damit nicht mehr getestet, ob noch Gleitfahrt möglich wäre. Mit nur zwei oder drei Personen kommt das Boot in weniger als 2 Sekunden ins Gleiten und ermöglicht dann eine rasante und trockene Fahrt auch bei leicht unruhigem Wasser.

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